Smart Cities & Regions als Treiber gesellschaftlicher Lernprozesse

Kommentierung des Smart City Stufenplans mit Fokus auf horizontale Stränge, grundlegend für die Umsetzung und Wirkungstiefe der bisher vorgeschlagenen Handlungsfelder.

Politics for Tomorrow
Öffentliches Gestalten
3 min readOct 26, 2023

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Dieser Artikel basiert auf einem Gedankenaustausch zwischen Léon Gross (Beiratsmitglied), Caroline Paulick-Thiel (Politics for Tomorrow), Niklas Kossow und Yannick Müller (beide City LAB Berlin), sowie fünf Mitgliedern der Urbanen Liga (Mona Gennies, Christine von Raven, Christian Hörner, Joshua Neumann und David Braun).

Smart City Ansätze können sich im Kontext von Anthropozän und Polykrisen nicht nur auf die Optimierung des bestehenden Systems beschränken, sondern müssen transformative Ansätze verfolgen. Die folgenden Vorschläge unterstreichen die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Ansatzes und eines Re-Framing von Smart Cities als Katalysator für eine umfassende Transformation von Smart Cities, Infrastrukturen und öffentlicher Verwaltung, der sich nicht auf den Vertrieb technischer Lösungen beschränkt, sondern verschiedene biophysikalischen Realitäten, Akteure, Governancestrukturen, Allianzen, und Finanzierungsmodelle berücksichtigt.

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Biophysikalische Realitäten

Städtische Infrastrukturen und der urbaner Konsum sind im globalen Maßstab entscheidende Triebkräfte für die Überschreitung von Kipppunkten und planetaren Grenzen. Smart Cities müssen begrenzte Energie-, Material-, und Zeitressourcen im Sinne des Leitbilds der digitalen Suffizienz — “so viel Digitalisierung und Vernetzung wie nötig, so wenig wie möglich” — berücksichtigen. Gleichzeitig ist der Stufenplan darauf auszurichten, die Potentiale von Technologie als Vermittler zwischen Gesellschaft und Umwelt auszuschöpfen. Die “Smart Climate City”-Strategie der Stadt Wien zeigt, wie diese Felder von Anfang an zusammengedacht werden können.

#Nachhaltige Digitalisierung #Ressourcenschutzgesetz

Akteurslandschaft & Vielfalt

Die Schaffung nachhaltiger und zukunftsfähiger Städte und die Gewährleistung öffentlicher Handlungsfähigkeit ist von der Einbindung aller relevanten Interessengruppen abhängig. Dies erfordert die Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Akteuren, insbesondere die Einbeziehung von stillen Gruppen, zukünftigen Generationen, und nicht-menschlichen Akteuren, die im Kontext von Smart Cities und Zukunftsfähigkeit eine wichtige Rolle spielen. Eine mündige Zivilgesellschaft ist kein “Nice to Have”, sondern Innovationstreiber und Ideengeber für den Staat, sowie eine kritische, resilienzfördernde Infrastruktur, insbesondere in Krisensituationen. Dazu braucht es Finanzierung, wie bspw. ein Sitzungsgeld für die im Smart City Beirat vertretene Zivilgesellschaft.

#Smart Citizens>Smart Cities #Gremienvielfalt #Zivilgesellschaftseinbidungsumsetzungsgesetz

Governance & Entscheidungen

Belastbare Kooperationsstrukturen sind grundlegend, um systemische Kapazitäten für langfristige Veränderungen aufzubauen. Smart Cities benötigen Governance-Ansätze, die in einem “Side-by-Side” Prozess die Koproduktion von Lösungen und deren Nutzung durch Bottom-up-Akteure begünstigen. Damit dies gelingt, muss die öffentliche und kommunale Verwaltung in die Lage versetzt werden, mehr Räume für Selbstorganisation zu schaffen und zu verstetigen. Die Entwicklung neuer öffentlich-zivilgesellschaftlicher Institutionen (bspw. Climate Commons-Public-Partnerships, CCPPs) ist dabei entscheidend. Auch Service- und Nutzer*Innenzentrierte Designprozess sind wichtige Formen der Beteiligung.

#physische Orte #aufsuchende Beteiligung #Governance>Government #Methodenwissen

Umsetzungsallianzen

Sektorübergreifende Allianzen und Akteurssysteme ermöglichen die strategische Umsetzung langfristiger Transformationsprozesse und tragen zur Gewährleistung der öffentlichen Daseinsvorsorge bei. Ausgerichtet an transformativen Innovationen, gemeinsamen Zielen und übergreifenden Missionen, die durch einheitliche Indikatoren verglichen und evaluiert werden können, lernen verschiedene Akteure aus Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft hier gemeinsam, wie die konkrete Umsetzung von Systemwandelprozessen nachhaltig angegangen werden kann. Um dieses intersektorale Innovationspotenzial zu heben, sind Strategien und Infrastrukturen notwendig, die ehrliches Feedback regelmäßig nachfragen und eine offene Fehler- bzw. Lernkultur begünstigen.

#Lernkultur #Umsetzungsallianz #Systemkapazität #transformative Innovation

Finanzierung & Investment

Transformative Smart City Entwicklungen verfolgen oft kein privates Geschäftsmodell und erfordern neue Modelle, die langfristige Investitionen ermöglichen und Risiken absichern. Einerseits betrifft dies den Umfang der zur Verfügung stehenden Ressourcen, andererseits die Koordination der Investitionen, die für eine wirksame Unterstützung von Auf- und Umbauprozessen erforderlich sind. Die notwendigen finanziellen Ressourcen und Kapazitäten für die oben genannten Querschnittsaufgaben sollten vorab mitgedacht werden und auf Zeithorizonte angelegt sein, die die Weiterentwicklung der Modellprojekte und des Wissenstransfers über das Ende des Förderzeitraumes hinaus gewährleisten. Ohne eine Perspektive auf Verstetigung drohen Investments wie die Modellprojekte Smart Cities zu verpuffen.

#Investitionsvolumen #Finanzierung Sozialer Innovationen #Data Commons

Das damit zusammenhängende Interview mit Leon Gross, der als Mitglied der Urbanen Liga die Stimme junger Menschen und der digitalen Zivilgesellschaft im Smart City Beirat der Bundesregierung vertritt, ist unter folgendem Link zu finden: https://background.tagesspiegel.de/smart-city/leon-gross

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