Warten

die verlorene Kunst

Floris
1000 words a day
1 min readNov 2, 2014

--

Wer kennt das nicht. Den Bus hat man gerade um eine Minute verpasst, jetzt steht man da und wartet auf den nächsten. Ob zehn Minuten oder eine ganze Stunde sei an diesem Punkt vorerst dahingestellt, es läuft auf das Selbe hinaus. Man greift zu seinem Smartphone, seinem MP3 Player, einem anderen Unterhaltungsmedium. Wir lenken uns ab.

Doch war das nicht einmal ganz anders? Hören wir das nicht immer von unseren Eltern und Großeltern, dass zu Ihren Zeiten es das alles nicht gab, dass man sich noch mit Menschen um einen herum unterhalten musste?

“Unsere Generation hat das Warten verlernt.”

Das mag zwar in einem gewissen Maße stimmen, allerdings muss man diesen Vorwurf unsere Generation habe das Warten verlernt durchaus relativieren. Denn auch unsere Eltern und Großeltern hatten Wartezeiten, und auch sie haben sich abgelenkt. Sei es nun eine Erzählung eines Mitwartenden, ein gutes Buch oder eine Tageszeitung, schon immer hat es uns beim Warten nach Ablenkung und dem gewissen Kick gelüstet. Denn wer langweilt sich schon gerne?

Die Erzählungen, Bücher und Zeitungen von heute machen derzeit allerdings allesamt einen Wandel durch, werden generalüberholt, um als neue, digitale Medien auch in Zukunft noch Bestand zu haben. Und mit diesem Wandel verändert sich auch die Kultur des Wartens. Warten ist nach wie vor spannend, nur fällt es einigen Menschen offenbar schwer zu erfassen, dass sich die unterhaltsamen Aktivitäten der immer online Generation eben von den ihren unterscheiden. Nach wie vor möchte jeder alles so schnell wie möglich haben.

Und nach wie vor verbringen wir Stunden und Stunden unseres Lebens mit Warten.

--

--