Review zur Gain 3/17

Kira Subkowski
6 min readNov 6, 2017

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Die guten alten Zeiten a lá Screenfun und Co. sind ja leider schon etwas länger vorbei. Dank des Zeitalters des Internets wirkt es so, als würden Print-Magazine immer weiter in den Hintergrund rücken. Verständlich, wieso Geld für ein Magazin ausgeben, wenn es die gleichen Infos kostenlos im Netz gibt?

Man spart Geld, das man in anders investieren kann. In den meisten Fällen ist das nicht mal wirklich schade, da viele Magazine sowohl haptisch als auch inhaltlich heute immer seltener wirklich gute Qualität abliefern. Das Papier ist dünn, der Inhalt teilweise noch dünner, da muss man sich tatsächlich fragen, wieso heute noch jemand wirklich Geld in ein Magazin investieren sollte.

Eine Frage, der ich gerne anhand des Game-Magazins Gain genauer auf den Grund gehen möchte. Lohnt sich die Investition in Magazine heute noch oder braucht es im Zeitalter des Internets keine Print-Magazine mehr?

Die Gain Ausgabe 3/17

Optisch und haptisch definitiv ein Genuss

Gain versucht durch Qualität zu einem vernünftigen Preis zu überzeugen und optisch sowie haptisch gelingt ihnen das in jedem Fall. Es fängt schon an, bevor man das Magazin nur aufgeschlagen hat. Man nimmt das Magazin in die Hand und es fühlt sich gut an.

Das Cover ist aus dickerem Material, aber auch die Seiten selbst sind keine dünnen Blättchen und sonst lässt sich Gain von der Haptik her ebenfalls nicht lumpen und gibt dem Leser etwas in die Hand, was er heute für 5 Euro selten bis gar nicht mehr bekommt.

Jetzt kann man natürlich mit dem Argument kommen: Aber es hat ja keine DVD dabei. Ja und? Kauf ich denn zwangsläufig ein Magazin weil dort ein gratis Spiel bei ist? Ich glaube in der heutigen Zeit von Steam-Summer-Sales etc. ist ein Magazin mit Spiele-Vollversionen relativ überflüssig geworden.

Daher behaupte ich einfach einmal, dass Gain hier soweit alles richtig gemacht hat und mit guter Qualität aufwartet, die sich auf das wesentliche eines Gaming-Magazins beschränkt, nämlich auf den Inhalt.

Der Inhalt beschränkt sich auf das wesentliche, was definitiv positiv ist

Kann der Inhalt auch was?

Zumindest kann man beim lesen erkennen, dass die Redakteure wissen, was sie tun. Die Artikel lesen sich flüssig und angenehm. Die Redakteure versuchen sich auf Augenhöhe mit ihren Lesern zu unterhalten, was sie auch gut schaffen. Es ist diese Mischung aus Rezension und dem Lockeren, was die Artikel durchaus lesenswert machen.

Doch da fängt das Problem an, diese Lockerheit führt stellenweise zu relativ offensichtlichen subjektiven Meinungen, die eventuell mutig wirken, aber eigentlich für Gaming-Magazine und deren Schwerpunkte — eben Rezensionen — nicht immer angebracht sind.

Natürlich ist eine Bewertung immer ein Stück weit subjektiv, dennoch sollten Phrasen wie „Meiner Meinung nach“ und „Ich hätte das nicht gebraucht“ vermieden oder zumindest nicht so hart formuliert werden. Was der eine Spieler nicht braucht, fand der andere Spieler eventuell genau richtig, das sollte in einer Rezension ebenfalls mit einfließen. Ob jedoch diese subjektiven Bemerkungen schlussendlich etwas an der Bewertung verändert haben, wird dabei nicht ersichtlich.

Ein Pluspunkt gibt es jedoch dafür, dass die meisten Redakteure in den Artikeln auch anmerken, dass sie von ihrer subjektiven Meinung sprechen, sei diese nun in einer Rezension so angebracht oder nicht. Es zeugt von Ehrlichkeit, die ich als Leser an der Stelle sehr schätze.

Daher ist Subjektivität zwar ein Punkt, der mir beim Lesen aufgefallen ist, der die Artikel jedoch nicht zwangsläufig sofort schlecht macht.

Unterüberschriften lockern die Artikel gut auf

Kommen wir zu den freien Artikel, die es nach den Rezensionen noch gibt, deren Sinn sich mir nicht ganz erschlossen hat. Ich verstehe die Intention, schließlich möchte man mehr als nur ein Magazin mit Rezensionen rausbringen. Allerdings hat die Ausgabe, die mir vorlag, das schon an der Stelle getan, wo sie einen genauen Überblick der E3 gegeben hat, mit einer Tabelle, wann welche Spiele der E3 veröffentlicht werden sollen.

Dieser Überblick hat mir so gut gefallen, dass ich sogar darüber hinwegsehen kann, dass der Schreiber in Flüchtigkeit “Assassins Creed Origins” zum Microsoft-Überblick gepackt hat. Alles in allem stimme ich der Beurteilung des Spiels trotzdem zu, ob sie nun bei Ubisoft oder Microsoft steht.

Wieso ich jedoch einen Artikel über die Formel 1 Spielegeschichte lesen möchte, weiß ich nicht wirklich. Noch weniger weiß ich, wieso man einen Artikel über Remakes und Reboots schreibt, der mir am Ende keinen Mehrwert gibt, außer die Erklärung, was das eine von dem anderen Unterscheidet.

Das ist an dieser Stelle etwas schade und mag vielleicht auch einfach den Themen geschuldet sein, die sich die Redaktion für diese Ausgabe ausgesucht habe. Die freien Artikel haben meinen sonst durchweg positiven Blick auf die Artikel durchaus etwas getrübt, da sie vom Rest des Magazins etwas zu losgelöst wirkten. Das ist allerdings Kritik auf hohem Niveau.

Die Aufmachung der Artikel wissen von sich zu überzeugen

Über Bewertungen, die ich nicht nachvollziehen konnte

Das ich über die Subjektivität in den Rezensionen hinwegsehen kann, habe ich bereits erwähnt. Gerade weil sie entweder gut argumentiert oder als eigene Meinung deklariert werden. Zumindest war dies in den Rezensionen der Fall, die mir in dieser Ausgabe der Zeitschrift zur Verfügung stand und ich behaupte einfach mal frech, dass das in den anderen Magazinen nicht anders sein wird.

Was mir aber tatsächlich nicht so wirklich einleuchten wollte, und das ist auch eigentlich der einzige Wermutstropfen an dem mir vorliegenden Gaming-Magazin, ist das Bewertungssystem.

In einer Rezension wird gesagt, dass der Storyplot nicht überzeugt. An einer anderen Stelle stehe, dass das jeweilige Spiel ein Highlight war, das seines Gleichen sucht. Und am Ende bekommt das Spiel mit schlechtem Storyplot ein “sehr gut” und das Highlight-Spiel nur ein “gut”.

Nicht überall sind die Bewertungen so schlüssig wie hier

Aber nicht nur die inhaltlichen Widersprüche der einzelnen Bewertung ergeben für mich keinen Sinn, auch punktetechnisch kann ich leider nicht nachvollziehen, ab welcher Punktzahl, welche Bewertung zum Greifen kommt.

So dachte ich zuerst, dass alles bis 80 vielleicht ein “sehr gut” ist, fand dann jedoch einen Review mit 81 Punkte, dass „nur“ ein “gut” bekam. An dieser Stelle hätte ich mir eine Erklärung für das Bewertungssystem gewünscht, dass ich allerdings auch nicht auf der offizielle Seite der Gain finden konnte. Das ist etwas schade, da das Magazin sonst optisch und inhaltlich aufzeigt, dass es mit Qualität punkten kann.

Fazit

Das Magazin hat in jedem Fall etwas, was heute nicht mehr allzu viele Magazine aufweisen können, nämlich Stil und Qualität für wenig Geld. Auch die Rezensionen können soweit überzeugen. Sie lassen sich angenehm und flüssig lesen, weswegen ich hier über die subjektiven Argumente innerhalb der Rezensionen hinweg sehe.

Auch belassen wir die freien Artikel als das was sie sind. Ein Bonus für jeden, der sie gerne lesen möchte, aber kein Muss sie lesen zu müssen. Jedem steht frei, ob ihm die freien Artikel einen Mehrwert geben oder nicht. Daher werde ich für Bonusinhalte, die vielleicht nicht ganz schlüssig sind, keine Punkte abziehen.

Einziges Manko ist die nicht zu durchschauende Bewertungsskala, bei der ich mich über eine Aufschlüsselung, sei es im Magazin selbst oder auf der Internetseite der Gain, gefreut hätte. Schlüsselt die Zeitung ihre Bewertungsskala noch auf, so dass ein normaler Leser auch nachvollziehen kann, wie diese Bewertung zustande gekommen ist, dann liegt mir mit der Gain definitiv ein gutes Gaming-Magazin vor, bei dem ich schon auf seine nächste Ausgabe gespannt bin und für dich ich auch gerne im Zeitschriftenhandel Geld ausgebe.

Tl.;dr: Ich finde die Gain gut und sie hat definitiv schon jetzt großes Potential, sich von vielen anderen Gamingmagazinen abzuheben.

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Kira Subkowski

Nachdem ich meinem Beagle auf www.beagle-on-games.de das bloggen beigebrach habe, wird es Zeit nun selbst Content zu erstellen.