Trocknen statt entsorgen — unter kubanischer Sonne

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3 min readNov 2, 2016

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Von Christoph Zipko und Christian Neuwirth — ARGE „mobile Früchtetrocknung“

80 Prozent der Lebensmittel auf Kuba müssen importiert werden. Eigentlich erstaunlich für ein Land, das durch sein konstantes Klima sehr fruchtbar ist und in dem jährlich mehrere Ernten möglich sind.

Jeder, der schon einmal auf Kuba war, kennt das lokale Problem der Mobilität und den Mangel in allen Bereichen des Landes. In der Landwirtschaft führt es dazu, dass ein wesentlicher Teil der Ernten auf den Bauernhöfen verdirbt, da diese nicht rechtzeitig abgeholt und verarbeitet werden können. Uns ist es daher ein Anliegen hier anzusetzen, die Ernte vor Ort am Bauernhof haltbar zu machen, um Nach-Ernteausfälle durch schleppende Abtransport Möglichkeiten entgegenzuwirken.

Es ist wirklich spannend ein Projekt in einem Land durchzuführen, dass so anders als Österreich ist und in dem auch ganz andere Werte von Bedeutung sind.

Aufgrund unserer vorangegangenen Arbeitserfahrung in Kuba (2005 & 2009 Aufbau eines Solarinstituts an der Universität von Santiago) kennen wir die schwierigen Versorgungsbedingungen. Das Ausbildungsniveau der Kubaner und die Fruchtbarkeit des Landes sind dabei nicht das Problem, sondern die eingesetzten, 50 Jahre alten Technologien und die fehlenden Ersatzteile aufgrund der Sanktionen gegen Kuba. Da wir seit mehr als 10 Jahren Kontakt zu unseren damaligen kubanischen Partnern haben und positive Erfahrungen aus dem ersten Projekt mitnehmen konnten, war es für uns naheliegend nun unser Know how und unsere Möglichkeiten in Europa für Kuba erneut einzusetzen. Daher arbeiten wir jetzt gemeinsam mit unseren kubanischen Partnern an einem Produkt zur Reduzierung von Nach-Ernteabfällen mittels kontrollierter solarer Trocknung. Dabei kommen einfachste Materialien und Technologien zum Einsatz, welche in Zukunft auch eine vor-Ort-Fertigung ermöglichen sollen.

Die ersten Skizzen

Die Technik, um Ernten lagerungsfähig zu machen bzw. sie in ihrer Qualität zu verbessern, ist ein weiterer Punkt, den wir mit unserer Idee behandeln wollen. Unser Projekt soll mithelfen, Ernährungssouveränität sowie die Einkommenssituation für Kleinbauern und landwirtschaftliche Betriebe zu verbessern, da durch unser System die Nachernte-Verluste signifikant reduziert werden sollen. Gemeinsam mit zwei ehemaligen kubanischen Universitätsprofessoren entwickeln wir eine Trocknungsanlage für lokale kubanische Verhältnisse. Also Low-Tech, mobil und durch die Sonne betrieben.

Unsere kubanischen Partner haben eine Strömungsanalyse über die Luftverteilung in dem solaren Trockner durchgeführt.

Mit Unterstützung der ADA und kubanischer Planungshilfe haben wir einen Prototyp entwickelt und umgesetzt, der nun vor dem Versand nach Kuba steht. Ziel ist es nun, das Design des Trockner auf Kuba zu evaluieren und die grundsätzliche Möglichkeit einer Fertigung vor Ort zu prüfen — diese Tests werden demnächst durchgeführt. Auch die Kubanische Vereinigung für Tierproduktion (ACPA) konnte von Beginn an für dieses Trockungssystem begeistert werden und stellt uns daher entsprechende Aufstellmöglichkeit und Unterstützung zur Verfügung. Der derzeitige Prototyp hat eine Länge von sechs Metern, welcher für eine Evaluierung des Systems mit zahlreichen Messsensoren und Datenloggern ausgestattet wurde.

Darauf aufbauend haben wir den 6m langen Prototyp inkl. einer energieautarken Insellösung zum Betrieb des Ventilators und der Messtechnik angefertigt.

Derzeit warten wir noch auf die Bestätigung der ACPA Organisation um eine Einfuhrgenehmigung für Kuba zu erhalten. Dann starten wir mit unserem Projekt in die nächste spannende Phase!

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