“Überleben in selbstorganisierten Unternehmen — und solchen, die es mal werden wollen”
Unser Plan: Ein Buch schreiben. Und zwar ein Handbuch für Fähigkeiten, die wir jetzt dringend brauchen und die uns niemand so wirklich beigebracht hat.
Jeder will jetzt Selbstorga. Jeder will agile. Und jeder verspricht sich davon etwas anderes. Die, die schon etwas mehr verstanden haben, worum es eigentlich geht, versprechen sich mehr Menschlichkeit bei der Arbeit. Die, die noch im Dunklen stochern, hoffen auf mehr Effizienz, mehr Leistung, bessere KPIs.
Dass Selbstorganisation irgendwas mit einem Paradigmenwechsel zu tun hat, haben die meisten schon mal gehört. Dass es irgendwie darauf hinausläuft Kontrolle abzugeben, Handlungsmacht zu verlagern, Verantwortung zu verteilen und Machthierarchien zu überdenken, ahnen auch die meisten. Und wenn alles gut läuft, geht es dann auch schon los: Mehr Macht den Mitarbeitern. Weniger Vorgaben, stattdessen mehr Handlungsspielraum und Verantwortung. Denn so entsteht doch Kreativität. Und die führt doch zu Innovation.
Und manchmal ist gut das Gegenteil von gut gemeint.
Der Otto-Normal-Mitarbeiter ist es nicht mehr gewohnt, dass seine Gedanken nützlich sein könnten. Er hat sich stattdessen in jahrelanger und mühsamer Arbeit abgewöhnt, positive Veränderung anzustoßen und irgendwann im schlimmsten Fall sogar, sie überhaupt für möglich zu halten. Zu viele „Change-Säue“ sah die Durchschnitts-Humanressource schon durch das Firmendorf getrieben. Und so wurde aus menschlicher Kollaborationskompetenz — die uns allen übrigens angeboren ist -Überlebensmechanik im perfektionierten Silodenken.
Außerdem haben wir andere Kompetenzen erarbeitet: Unseren Garten sauber halten — und uns nicht darum zu scheren, was auf der anderen Seite des Gartenzauns verrottet. Unsere Interessen durchzusetzen — wenn nötig mit Rasierklingen an den Ellenbogen. Unsere eigenen Emotionen in Schach zu halten und uns stattdessen Firmenkonform zu verhalten. Keinen unnötigen Gedanken an das große Ganze zu verschwenden, denn nur unser Bereich zählt. Und in all dem sind wir gut geworden. Richtig gut.
Und nun steht (im besten Fall) Cheffe da und will „agile“ machen.
Oder Holakratie. Oder irgendeine Art von „Selbstorganisation. “Und da sollen wir jetzt alle plötzlich mitdenken. Und kreativ sein. Und Verantwortung übernehmen. Für das große Ganze.
Also die nächste Sau durch’s Dorf. Da sind wir erstmal vorsichtig. Denn mit Engagement loszulaufen, wieder an Spaß bei der Arbeit zu glauben und sich mit seinem Job zu identifizieren… nur um dann vor eine Wand zu laufen und sich die Werte blutig zu schlagen? Das tut weh. Das haben wir erlebt. Und das machen wir nicht noch einmal. Außerdem müssten wir uns dann eingestehen, dass wir das, was wir für solch eine Arbeitsumgebung bräuchten entweder nie gelernt, oder mühsam wieder verlernt haben.
Denn worauf es jetzt ankommt:
Kollaboration und Kommunikationsfähigkeit mit anderen.
Echte Teamfähigkeit ohne Ego-getriebene One-Man-Performance.
Reflektionsvermögen und die Fähigkeit zu sehen und zu verstehen, was in unserem eigenen Kopf und Herzen abläuft.
Dinge in ihren größeren Zusammenhängen zu sehen und zu verstehen, was unsere Aktionen für Auswirkungen auf Gesamtsysteme haben.
Kurz: Was es bedeutet ein relevanter Teil einer gesunden, menschlichen Gemeinschaft zu sein, die sich zusammentut, um einer Aufgabe gerecht zu werden. Die eine Vision teilt, die für alle in dieser Gemeinschaft gleichsam wichtig ist.
Um wieder auszugraben, abzustauben und neu zu lernen, was es heißt gerade im Arbeitsumfeld Mensch zu sein, soll es ein Handbuch geben. Einen Überlebensguide für Menschen in selbstorganisierten Unternehmen und solchen, die es werden wollen.
Coole Idee? Schwachsinnsidee? Voll interessant oder interessiert ‘nen Toten? Kommentiert (hier oder auf gitbook) und lasst uns wissen, was ihr denkt und von unserer Idee haltet.
Und hört euch doch einfach ubsere Gedanken in halbstündiger Podcast-Form an: https://www.stilles-kaemmerchen.de/glaubenichtalleswasdudenkst/2018/07/01/das-handbuch-zur-selbstorganisation/
