Agile und Working out Loud — Methoden finden sich

Sebastian Thielke
4 min readMay 15, 2017

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Agile und Working out Loud - Methoden finden sich

Eine neue Arbeitsumgebung ist auch immer eine neue Erfahrungswelt. Dennoch existiert diese Arbeitswelt nicht als das Neue da draußen, sondern ist die Vermischung von dem, was man mitbringt und dem was man vorfindet. Mit dem Beginn eines neuen Projekts, dem Antritt bei einem neuen Kunden oder der grundlegende Umbau einer Organisation hat man immer die Schnittmenge der eigenen Erfahrungen und die Möglichkeiten des Neuen vor einem. Vielfach fehlt jedoch die Projektion der eigenen Erfahrungen über die neuen Ansätze und vielfach beschäftigt man sich mit dem Neuen viel intensiver. Was ist dann aber mit den Erfahrungen und Nichterfahrungen, die eine Organisation hat?

Wenn man die Vorhaben Richtung Digital, Agile und Partizipation von Organisationen und Unternehmen anschaut, dann sind diese Projekte (ja sie werden als Silos und Projekte begonnen) immer darauf ausgelegt, dass sie sich mit der neuen Organisationsform, der neuen Methode bzw. dem neuen Prinzip singulär auseinandersetzen. Wie würde es jedoch aussehen, wenn man grundlegend davon ausgehen würde das bestehende Erfahrungen und neuen Konzepte zusammenbringt?

Nur Digital, SCRUM und Agile

Im Zusammenhang mit den oben stehenden Themen kommt man schnell in die Welt des Schwelgens und des Schwärmens aber auch der Buzz Wörter. Viele Organisationen wünschen sich, dass was Entwickler und Tester, Programmierer und SCRUM Master in ihrem schnellen, iterativen und dynamischen Zyklen nach Stories, Epics und SCRUM of SCRUM haben. Der Wunsch ist nach der Flexibilität, der Entscheidungsfreudigkeit und vor allem nach der Offenheit scheint unendlich groß zu sein.

Was sehen Organisationen und deren Entscheider und Manager in den Vorgehensmodell SCRUM oder ähnlichen Entwicklungsmethoden? Sie sehen, dass es schnelle Ergebnisse, schnelle Entscheidungen und vor allem Produkte und Services diese Vorgehensmodelle verlassen, die dicht am Kunden, hoch aktuell und qualitativ enorm hochwertig sind. Es ist der Traum von Produktivität und Effizienz.

Die Erfahrung sammeln und kritisch betrachten

Die Methode und das Vorgehen zu wollen, ist die eine Seite, den Nutzen und die Voraussetzungen zu erfüllen, ist die andere Seite der Medaille. Hierzu ist es der erste wichtige Schritt am eigene Leib zu erfahren und auszuprobieren, wie die agilen Methoden und Prozesse funktionieren, gedacht sind und vor allem wo sie auch ihre Schwachstellen haben.

SCRUM ist ein gutes Beispiel, wie schnelle, iterative Zyklen mit einer guten Schnittstelle, dem SCRUM Master, zu einem sehr guten Ergebnis führt. Die Hauptanwendungen hierfür finden sich vor allem in der Software- und Anwendungsentwicklung. Natürlich lassen sich einzelne Bestandteile und Vorgehen herausnehmen und auch auf andere Anwendungsfelder übertragen werden, dennoch muss darauf geachtet werden, dass die Grundkonstrukte bestehen bleiben. Also muss gewährleistet werden, dass Iteration, Austausch und Kleinteiligkeit verfügbar sind.

Working out Loud zum Fähigkeitenaufbau

SCRUM und die agilen Methoden bieten unglaublich viele Möglichkeiten zum Austausch, zur Transparenz und zum aktiven Miteinander. Eigentlich funktionieren diese Methoden eben nur mit den Voraussetzungen, dass die Teilnehmer und Teams sich über ein klares Miteinander, aktives Austauschen und Offenheit verständigen. Entwicklerteams sind es gewohnt, sich schnell klar und über mehrere Iterationen auszutauschen und dann in kleinen Häppchen, Produkte zusammenzustellen. Diese Fähigkeiten fehlen aber in vielen anderen Teams und Vorgehensweisen. Daher wird es auch wenig Sinn machen, eine agile Methode einzuüben, wenn die Riten für diese Methoden nicht vorhanden sind.

Es ist also eine wichtige Voraussetzung für eine funktionierende agile Methode, dass die Teammitglieder sich nach den oben genannten Prinzipien verhalten. In normalen Silo-Teams außerhalb der Anwendungsentwicklung, sind die Prinzipien eben nicht verteilt und vor allem nicht positiv im Erfahrungsschatz. Mit Working out Loud wird also nicht nur eine Methode für das offene und kommunikative Arbeiten geschaffen, sondern eben auch das Fähigkeitenset etabliert, dass agile Methoden funktionieren.

Working out Loud und Agile

Interessant wird es, wenn man die beiden Prinzipien und Methoden miteinander verbindet. Es ist sehr hilfreich für ein agiles Team bzw. einem Team, welches mit einer agilen Methode arbeitet, die Prinzipien des Working out Loud zu verinnerlichen. Hier ist die Liste angepasst nach einer SCRUM Ausrichtung für die Working out Loud Circle.

1. Ziel aufstellen und immer wieder anpassen

2. Hilfe und Wissen anbieten

3. Anpassen und recherchieren

4. Zeige was Du machst

5. Verbinde Dich mit mehr Themen zu Deinem Ziel und passe es an

6. Erweitern Sie Ihren Einflussbereich

7. Machen Sie eine Gewohnheit daraus

8. Üben Sie Empathie und Engagement

9. Entdecken Sie Hilfestellungen und Fragen

10. Systematisieren Sie

11. Wiederholen Sie Fragen, Hilfe anbieten und offenes Teilen

12. Reflektieren und feiern*

*Original Liste der Circle-Themen Working out Loud

Mit dieser Liste bzw. dem Working out Loud bietet sich den Teammitgliedern sowohl Zeit wie auch das praktischen Erfahrungen für Riten und Fähigkeiten an. SCRUM Teams lernen im Daily SCRUM mehr Offenheit und Vertrauen und für unerfahrene Teammitglieder lassen sich so essentielle Fähigkeiten aufbauen.

Wenn man in der digitalen Transformation auf agile Methoden und Prozesse setzen möchte, dann müssen auch die Fähigkeiten und das Mindset vorhanden sein. Ohne diese Riten und Voraussetzungen, sind agile Vorgehensweisen zum Scheitern verurteilt. Auch wenn es auf den ersten Blick unwahrscheinlich scheint, so lässt sich mit der Methode Working out Loud eine wichtige Grundvoraussetzung für agile Zusammenarbeit wie SCRUM schaffen bzw. die Fähigkeiten von agilen Teams schärfen.

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Sebastian Thielke

Digital Enthusiast, Collaboration Enabler. Holacracy Embracer. Agile Practitioner and Listener to people.