Bemalte Sitzbank an einem der Kindergärten des Viertels (Foto: Natalie Dengler)

Kleines Viertel ganz groß

Das Französische Viertel
3 min readJul 18, 2015

Das französische Viertel verströmt eine besondere Atmosphäre. Wer einmal dort war, kann das bestätigen. Doch was macht den einzigartigen Charakter des Tübinger Stadtteils aus?

Die Besonderheit des Viertels spürt man vor allem in den warmen Sommermonaten, wenn es die Menschen in die Cafés zieht und die handwerklichen Tätigkeiten nach draußen verlagert werden. Alles wirkt irgendwie gelassen: Sowohl die Menschen, die man dort antrifft, als auch den Verkehr, der so gut wie gar nicht existiert.

Sobald man das Viertel betritt hat man das Gefühl sich in einer eigenen kleinen Stadt zu befinden. Es gibt alles, was man zum Leben braucht: Nahe Einkaufsmöglichkeiten, Kultur, Freizeitbeschäftigung, Kulinarisches. Aber ohne den Stress und die Hektik, wie man das aus Städten oder anderen Stadtteilen kennt.

Der Charme des Viertels wird nicht zuletzt durch den besonderen urbanen Stil der Wohnform mitgetragen. Hier sind Wohnen und Arbeiten oftmals miteinander verknüpft. Dadurch können Privat- und Berufsleben einfacher miteinander in Einklang gebracht werden. Die Menschen wohnen und leben in der ersten Etage und im Erdgeschoss betreiben sie einen Laden, eine Werkstatt oder ein Atelier. Diese Art der Wohnform wurde beim Umbau der alten Kaserne besonders berücksichtigt.

Bei der Planung des Viertels wurde außerdem darauf geachtet, dass der Fußgänger im Mittelpunkt steht. Alles soll schnell und sicher zu Fuß erreicht werden können. Daher wurden die meisten Straßen und Plätze zu verkehrsberuhigten Zonen ernannt. Außerdem bietet das angrenzende Waldstück einen ruhigen Rückzugsort in die Natur.

Die Mischung macht’s

Die Bewohner des Viertels sind ein bunter Haufen. Die Vielfalt an unterschiedlichen Leuten ist groß. Hier leben sowohl Großverdiener, als auch Studenten, jung und alt, Akademiker, Selbstständige und Menschen mit Migrationshintergrund.

Aus ehemaligen Mannschaftsgebäuden der Kaserne sind Wohnungen und Wohnheime entstanden, die vorrangig von jungen Familien und Studenten genutzt werden. Von den gut 2000 Einwohnern, die hier leben, sind 500 Studenten. Dadurch ist die Studentendichte im Viertel sehr hoch.

Wohngebäude mit Fahrradwerkstatt im Erdgeschoss (Foto: Natalie Dengler)

Das Französische Viertel wird aber nicht zuletzt sehr stark durch die Selbstständigen und Künstler, die sich dort niedergelassen haben, geprägt. Das Quartier ist zehn Hektar groß. Es gibt 150 Betriebe, die 700 Jobs stellen. Dadurch ist eine soziale und kulturelle Infrastruktur geschaffen worden. Wer hier wohnt, identifiziert sich mit dem Lebensstil. Es herrscht nicht nur eine hohe Integrität, sondern auch eine hohe Identität mit dem Viertel.

Alles grün?

Das Erscheinungsbild des Viertels wird vor allem durch viel Grün und Bäume, verkehrsberuhigte Bereiche und Spielstraßen geprägt. Durch diese Maßnahmen gibt es kaum Verkehr im Viertel. Das Prinzip, dass alles zu Fuß erreicht werden soll, ermöglicht einen höheren Lebenswert: Weniger Zeit und Stress für Arbeits- und Einkaufswege. Diese Kombination macht das Viertel so attraktiv. Man lebt in der Stadt, aber trotzdem im Grünen. Der besondere Lifestyle des Viertels wird vor allem durch die Mischung aus Alt- und Neubauten, die Kombination von Wohnen und Arbeiten transportiert. Das Ziel der Umbaumaßnahmen war es, eine Stadt der kurzen Wege zu kreieren. Das ist gelungen.

Die Identität zum Viertel und einer bewussten Lebensweise spiegelt sich auch in den Wahlergebnissen des Viertels wider. Nicht umsonst wird das Französische Viertel auch als Grüne Hölle bezeichnet. Die Bezeichnung kommt von den hohen Wahlergebnissen der Grünen, zu denen auch Oberbürgermeister Palmer gehört.

Ehemalige Panzerhalle im Französischen Viertel (Foto: Natalie Dengler)

Aus alt wird neu

Der schachbrettartige Kasernengrundriss ist auch heute noch zu erkennen. Im westlichen Teil des Viertels befinden sich die ehemaligen Pferdeställe der früheren Hindenburgkaserne, die umgebaut wurden und als Ateliers und Wohnungen genutzt werden. Der Hauptplatz des Viertels, der Französische Platz, dient als Flohmarkt, aber auch für Sport, Veranstaltungen und zur Freizeitbeschäftigung. Auf dem Platz steht die ehemalige Panzerhalle, dank dieser kann der Platz auch bei Regenwetter genutzt werden.

Artikel von Natalie Dengler

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Weiterführende Links

Daten & Fakten über das Französische Viertel
Infoportal des Französischen Viertels

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