Recherche, Blog und Podcast: Ein Schulprojekt
Meine Erfahrungen als Projektleiter und Medientrainer
Die Arbeit mit Schülern war mir eine besondere Herausforderung: Dieses Jahr hatte ich die Ehre und das Vergnügen, im Auftrag der Journalistenschule ifp über mehrere Monate ein Schulprojekt zu leiten. Der Religionskurs des Essener BMV-Gymnasiums hatte beim Medienwettbewerb „Meine Story mit Gott“ als eine von drei Klassen in Deutschland den Zuschlag erhalten, innerhalb von etwa fünf Monaten einen Blog mit Podcast-Folgen zu verwirklichen. Das Thema: „Gott in den sozialen Medien“
Die 19 Schülerinnen im Alter von 16 bis 18 Jahren hatten Interesse an Social Media und Podcasts, aber keine journalistische Erfahrung, und das Projekt sollte auf freiwilliger Basis neben der Schulzeit laufen. Wie das wohl funktionieren würde?
Treffen, Kennenlernen und Projektplanung
Ich muss zugeben, dass ich beim ersten Treffen mit der Klasse im Juni 2015 relativ aufgeregt war, denn zum einen hatten die Schülerinnen ihr Projekt bereits selbst konzipiert, das ungefähre Ziel war also vorgegeben. Zum anderen war vorab nur bedingt abschätzbar, was ich von der Klasse erwarten kann und wie sich die Zusammenarbeit entwickeln würde — und das bei meinem ersten Schulprojekt!
Um mir ein besseres Bild von der Gruppe zu machen und die Dynamiken besser einzuschätzen, hörte ich der Lehrerin Dr. Kirsten Gläsel und ihrer Klasse genau zu. Die Fragen waren vielfältig: Wie oft wollen wir uns treffen? In welchen sozialen Medien wollen wir recherchieren? Wie viele Fotos brauchen wir insgesamt, wer macht das Blog, und wie kriegen wir das mit den Podcasts hin? Der Eifer war groß, das Chaos auch.
Deshalb teilten wir den Kurs zunächst in Arbeitsgruppen auf: jede Gruppe sollte in ihrem Netzwerk jeweils einen Account anlegen, offen recherchieren und ein paar erste Erkenntnisse zusammentragen. Danach begannen wir mit der fragenbasierten Recherche und ich gab den Gruppen ein paar Tools an die Hand, mit der sie die sozialen Plattformen jeweils etwas tiefer erforschen konnten. Zeitlich einigten wir uns auf diverse Termine freitags nachmittags. Außerhalb des Unterrichts lief die Kommunikation und Koordination weitgehend über Whatsapp-Gruppen (eine für die Klasse, eine für Dozenten), was sich rückblickend als sehr effektiv erwies.
Vorbereitungen während der Sommerferien
Wie produziert man einen Podcast? Welche Mikrofone und Aufnahmegeräte braucht man, wie moderiert man ein Gespräch, und wann und wo und wie soll die Klasse das alles machen? Um diese Fragen zu beantworten und Unterstützer zu finden, ging ich mit einigen Schülerinnen zum Podcaster-Stammtisch Ruhrgebiet, der regelmäßig im Essener Unperfekthaus stattfindet.
Vielleicht war es Zufall, vielleicht war es Fügung: bei diesem Szenetreff lernten wir zum einen Thorsten Runte kennen, der gerade den Podcastverein gegründet hatte, um Einsteigern den Start in die Podcastwelt erleichtern und auch Schulklassen bei Projekten zu unterstützen. Zum anderen trafen wir Mark Bothe und Florian Giersch, die beim Bistum Essen arbeiten und privat einen theologischen Podcast betreiben. Im Nachhinein muss ich sagen: eine bessere Unterstützung hätten wir für unser Podcast-Unterfangen nicht wünschen können.
Workshops, Barcamp und Lokalzeitung
Kurz nach den Sommerferien waren die Recherchen weitesgehend abgeschlossen. Wir trafen uns an einem Samstag, um die Erkenntnisse und Antworten zu sortieren und schriftlich festzuhalten und diskutierten, welche Fundstücke als Impuls für die Podcast-Gespräche dienen sollten. Die Podcaster Thorsten Runte und Mark Bothe kamen jeweils freitags in die Schule, um der Klasse verschiedene Audio- und Gesprächstechniken näher zu bringen.
Ich als Projektleiter ging indes zum Barcamp Kirche Online, um das Projekt erstmals in einer Medienszene vorzustellen, die für unser Thema relevant war. Außerdem arrangierte ich einen Aufruf in der lokalen Wochenzeitung Stadtspiegel, um nach weiteren Gesprächspartnern zu suchen, die sich speziell für unser Blog-Thema und den entsprechenden Podcast-Nachmittag interessierten.
Der große Tag: Podcast-Gespräche über Gott
Am 25. September war es schließlich so weit: Die Technik war ausgeliehen und aufnahmebereit, die Talkgäste eingetroffen und die Schülerinnen hatten pro Gruppe jeweils eine Moderatorin gestellt, die an diesem Nachmittag die Gespräche über Gott bei Twitter, Facebook, Instagram und Tumblr führen sollten. Das Aufregendste für mich persönlich war, dass ich die Veranstaltung zwar mit ein paar erklärenden Worten eröffnet habe, während der Gesprächsrunden aber nicht mehr eingreifen wollte. Ich musste drei Stunden lang einfach nur zuschauen und zuhören — und habe es nicht bereut.
Ausflug nach Paderborn: Die Preisverleihung
Natürlich hat es uns noch einiges an Schweiß und Arbeit gekostet, Blog und Podcast fertig zu produzieren, aber die Mühe war es wert: am 7. November fuhr der ganze Kurs nach Paderborn, um sich als Preisträger des Medienwettbewerbes für Jugendliche „Meine Story mit Gott“ feiern zu lassen. Maite Kelly moderierte den Abend, Judy Bailey sang, und ich durfte unser Projekt vor geladenem Publikum vorstellen. Was für ein Fest!
Projektleiter #Gott: Fazit und Ausblick
Letztendlich bin ich mit dem Ergebnis des Projekts sehr zufrieden und fände es toll, wenn es andere Schulen zu ähnlichen Projekten inspiriert oder Journalisten mit dem Schwerpunkt Religion und Glaube zu weiteren Recherchen einlädt.
Mein besonderer Dank gilt dem Podcastverein, dessen Unterstützung für unser Projekt sehr wertvoll war, der bereits in einem Podcast über unser Projekt berichtete, und der hoffentlich bald als gemeinnützig anerkannt wird, um viele weitere Projekte dieser Art zielgerichtet unterstützen zu können.
Die Schülerinnen haben einen vielseitigen Einblick in die Medienarbeit bekommen, und eventuell wächst ihr Interesse am Journalismus noch, wenn wir als “Belohnung” im Januar einen Exkurs zum WDR Studio 2 machen, um dort aus den eigenen Podcasts eine eigene Radiosendung zu produzieren
.Auch ich selbst habe bei der Durchführung dieses mehrmonatigen Projekts viel lernen dürfen: von der Koordination einer größeren Gruppe über die Wirksamkeit verschiedener Kommunikationsformen bis hin zur Abstimmung unter Verantwortlichen — auf all diese Erfahrungswerte kann ich hoffentlich beim nächsten Großprojekt aufbauen. Zur Arbeit mit Schülern würde ich mich gerne mit anderen Dozenten und Trainern austauschen, auch wenn ich mit den Schülerinnen des BMV-Gymnasiums großes Glück hatte: die waren rege interessiert, sehr engagiert und herzlich umgänglich.
Das Podcastprojekt #Gott in den Medien
Sowohl während der Projektphase als auch im Anschluss an die Veröffentlichung von Blog und Podcast erzeugte unser Projekt einige Medienresonanz.
- “Die 12 Klasse des Essener Beatae Mariae Virginis Gymnasiums hat mit dem Hashtag Gott in den sozialen Medien gestöbert” Domradio
- “Wo finden wir Gott in den Sozialen Medien? Schülerinnen vom BMV-Gymnasium in Essen sind dieser Frage nachgegangen” Bistum Essen
- “BMV-Schülerinnen auf digitaler Spurensuche” Himmel und Essen / Radio Essen
- “Gott in den sozialen Medien: Essener Schüler suchen Gesprächspartner” Stadtspiegel Essen
- “eines der ersten Projekte, das vom Podcastverein mitbetreut wurde” Thorsten Runte / Podunion
- “Für die Umsetzung haben sich die Schülerinnen mächtig ins Zeug gelegt” Christliches Medienmagazin
- “Eine wirklich sehr vorzeigbare Online-Mediensammlung” Westdeutsche Allgemeine Zeitung
- “Ton ab — für Gott!” Bonifatiuswerk
- “Sehr gute Gespräche, hervoragend vorbereitet!” Florian Giersch / Gretchenfrage
- “Diese jungen Leute begeistern mich… An diesem Nachmittag wurde ein überaus erbauendes Kapitel in meiner ganz persönlichen Story mit Gott geschrieben!” Femke Zimmermann
- “Ob auf Twitter, Facebook, Instagram oder Tumblr: Gott ist da” teensmag.net