Online PR widdwwidde wie’s uns gefällt?! — stephanieakowalski.de, Photo by David Pisnoy on Unsplash

Online PR, definieren widdewidde wie’s uns gefällt?!

Stephanie A. Kowalski

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Wir brauchen Definitionen um Begriffe zu bestimmen und sie zu verstehen. Die Kehrseite unserer Definitionsfreudigkeit: Wir belassen es zu selten bei einem Begriff und schaffen für diesen oft mehrere Definitionen. Bei einer zu hohen Anzahl von Begriffserklärungen kommt es zu Verwechslungen, Verallgemeinerungen und einer Vermischung unterschiedlichster Standpunkte. Anstatt im Besitz einer klar definierten Begriffswelt zu sein, steht uns ein qualitativ mehr oder weniger hochwertiger Werkzeugkasten zur Verfügung, mit dem wir uns à la Pippi Langstrumpf die Welt, die Branche oder unsere Tätigkeit so zurechtlegen „Widdewidde“ wie es uns gefällt.

Nutzloser Hype oder wichtiger Fachbegriff?

Ein gutes Beispiel für diese Situation ist der Begriff Content Marketing: Ein überstrapazierter Begriff mit zahlreichen Definitionen, um den ein weiterer nutzloser Hype entstanden zu sein scheint. Bei genauer Betrachtung zeigt sich jedoch: Es ist sinnvoll, den Fachbegriff zu definieren.

Einheitliche Definitionen sind scheinbar nicht möglich, da es auch unterschiedlichste Bereiche oder Branchen gibt, die mit einem Begriff arbeiten. Im Fall von Content Marketing ordnet die PR den Begriff in den Bereich der Unternehmenskommunikation ein, Content Manager aus Unternehmen schreiben ihn dem Marketing und Selbstständige differenzieren den Begriff kaum, da sie oft für Kommunikation und Marketing verantwortlich sind.

Auch im Bereich moderner Kommunikation kämpfen wir mit einer Überfülle an Definitionen. Vor allem zur Online PR gibt es die unterschiedlichsten Definitionen zur Auswahl. Mit welchen Erklärungen versuchen sich hier Kommunikatoren die Welt leichter und bunter zu gestalten?

Allgemeingültige Definitionen für Online PR

Größter Bekanntheit und Beliebtheit erfreut sich die Definition von Marie-Christine Schindler und Tapio Liller aus dem gemeinsamen Buch „PR im Social Web: Das Handbuch für Kommunikationsprofis“.

PR 2.0 ist eine Erweiterung der klassischen PR; das bewusste, geplante und dauernde Engagement einer Organisation oder deiner Persönlichkeit im Social Web. Sie verfolgt das Ziel, online mit integrierter, vernetzter und transparenter Kommunikation eine Reputation aufzubauen, welche auf Akzeptanz, Verständnis und Vertrauen basiert. Glaubwürdigkeit strebst du mit personalisierter und authentischer Kommunikation, möglichst in Echtzeit an. Hauptelemente der öffentlichen Kommunikation mit den Dialoggruppen sind gegenseitiges Zuhören, Interaktion und Kollaboration; im Vordergrund stehen die Bereitschaft und die Fähigkeit zu Dialog und Vernetzung, die auch ohne Vermittler stattfinden kann.

Im Jahr 2015 hat sich Thomas Pleil, der Public Relations an der Hochschule Darmstadt lehrt, in seinem „Handbuch Online-PR. Strategische Kommunikation in Internet und Social Web“ ausführlichst mit dem Begriff „Online PR“ beschäftigt.

Online PR ist für ihn ein typischer Begriff für Kommunikationsmanagement im Rahmen drahtgebundener und mobiler Online-Kommunikation. Laut Pleil ist das Ziel von Online PR die Kommunikation mit realen und virtuellen Bezugsgruppen, die sich an den übergeordneten Zielen des Kommunikationsmanagements orientiert. Dabei kann Online PR monologische oder dialogorientierte Kommunikation initiieren bzw. sich an laufenden Dialogen beteiligen.

PR-Profis zu Online PR

Laut Melanie Tamblé, Geschäftsführerin der ADENION GmbH, wirkt Online PR direkt in der Öffentlichkeit. Unternehmen können über Kommunikationskanäle wie Experten-Portale, Foren und soziale Netzwerke Inhalte selbst veröffentlichen und direkt kommunizieren.

In der Online PR verschmelzen die Grenzen zwischen den Disziplinen von Public Relations, Marketing, Social Media und SEO. Ohne Marketing gelingt die direkte Kommunikation mit dem Kunden nicht. Ohne Social Media versperrt sich ein Unternehmen im Rahmen der Online PR einen der wichtigsten Kommunikationskanäle der Zukunft. Da nur das, was gesucht wird, auch gefunden werden kann, ergibt das Weglassen von SEO bei der Online PR ebenso wenig Sinn.

Für Ulf-Hendrik Schrader, geschäftsführender Gesellschafter der Aufgesang Public Relations GmbH, ist Online PR eine Presse- und Öffentlichkeitsarbeit mit den Instrumenten und Chancen, die Online-Medien bieten. Für ihn handelt es sich um ein besonderes Instrumentarium, mit dem die PR-Aufgaben angegangen werden.

Für ihn sind offline und Online PR keineswegs Gegensätze, sondern können sich gegenseitig ergänzen und verstärken. Eine moderne Markenführung ist dann erfolgreich, wenn sie alle Kanäle, die ihr zur Verfügung stehen, sinnvoll nutzt.

Unter Online PR versteht Ivana Baric-Gaspar, Beraterin für Online PR & Content Marketing bei keen online communication, nicht reine Pressearbeit im Internet. Für sie ist die ehrliche und konstante Interaktion mit den vielen unterschiedlichen Dialoggruppen das große Potenzial der Online PR.

Online PR kein Ersatz oder Gegenpart der klassischen PR, denn sie ergänzen und verstärken sich gegenseitig. Unternehmenskommunikation und moderne Markenführung kommen sich im Social Web sehr nahe und wirken besonders effektiv, wenn sie alle sinnvollen Kanäle nutzen.

Ich mach mir die Online PR Welt wie sie mir gefällt?!

Die gängigsten Definitionen zu Online PR haben uns gezeigt, dass die Disziplin als Erweiterung der klassischen PR gilt. Sie ist das bewusste, geplante und dauernde Engagement einer Organisation oder einer Persönlichkeit im Social Web. Sie führt monologische und dialogorientierte Kommunikation mit einer weitaus größeren Interessengruppe als bei der klassischen PR.

Auch hier gibt es aus jedem Bereich, der mit dem Begriff Online PR arbeitet, eine unterschiedliche Sichtweise der Dinge. Also, wie im Fall des Content Marketings, keine einheitliche Definition … doch ist das wirklich so wichtig?

Mitnichten. Im Endeffekt kommt es dem Kunden doch nur auf das möglichst erfolgreiche Ergebnis an. Und damit ist in den meisten Fällen unsere auf Aufgabe als Dienstleister erfüllt. Zieht man die Auffassung des Nominalismus hinzu, ist eine Definition nichts weiter als eine Festlegung des betreffenden Ausdrucks. Wir können uns im Grunde nicht auf eine wahre oder falsche einigen, da jede Definition auf den Eindrücken und dem Gelernten einer anderen Person und deren Perspektive beruht.

Für Nominalisten ist eine Definition bloß ein technisches Hilfsmittel, um die Sprechweise eines Sachverhalts zu verkürzen. Wir nutzen also den Begriff Online PR, um die Möglichkeiten moderner Kommunikation für unsere Kunden verständlich zu machen und somit unsere Berater-Tätigkeiten bestmöglich umzusetzen. Wer sich verständlich ausdrückt, wird auch verstanden …

P.S.: Dieser Medium-Artikel stellt einen (inhaltlichen) Auszug aus meinem aktuellen Blogbeitrag dar. Diese finden sie auf meinem Blog, dem Online PR Guide.

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Stephanie A. Kowalski

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