Warum Captain America vielleicht doch kein Nazi ist
Schock für Fans des Steve Rogers! Der erste Avenger, der im zweiten Weltkrieg gegen Hitler und seine Nazis gekämpft hat, soll selbst ein Nazi sein. Ob dem Schock haben sowohl Medien und Fans gleichermassen vergessen, dass sie jemals einen Comic gelesen haben. Denn was in Captain America — Steve Rogers #1 passiert ist, ist weder eine Seltenheit noch eine besondere Besonderheit. Es handelt sich um einen sogenannten Cliffhanger, eine bewusste Entscheidung der Autoren gegen Ende der Ausgabe der Geschichte ein Element einzubauen, das Fans und andere dazu bringt, die folgende Ausgabe zu kaufen.
Was Fans aber übersehen: Sie kennen des Rätsels Lösung bereits. Vielleicht. Eine Spurensuche.
Schwarz, weiss, rot
In der ersten Ausgabe der jüngsten Serie um Steve Rogers alias Captain America wird enthüllt, dass die internationale Terror-Organisation Hydra, die vom Nazi Red Skull angeführt wird, einen Terroranschlag auf einen Zug durchführen will. Ein junger Mann mit Sprengstoffgürtel bringt einen Zug unter Kontrolle und Steve Rogers interveniert. Er kann den Mann nicht retten, aber die Zugpassagiere sind sicher. Captain America nimmt die Verfolgung auf.
Da und dort ist eine Seite in die Ausgabe gestreut, die des Captains Jugend in den 1920er-Jahren zeigt. Sein Vater will seine Mutter verprügeln, doch eine Frau geht dazwischen und es stellt sich heraus, dass die Frau einer damals noch unbekannten Organisation namens Hydra angehört.
In der Gegenwart hat Cap — wie Rogers von seinen Freunden genannt wird — den Übeltäter hinter dem Anschlag auf den Zug gefunden. Sein Kamerad Jack Flag kommt ihm zur Hilfe. Dann geschieht es! Captain America schmeisst den Nachwuchshelden aus dem Flugzeug und sagt die Worte, die das Internet erschüttert haben:
Hail Hydra.
Captain America ist anscheinend ein Nazi. Schockschwerenot.
Die Spurensuche beginnt
In Comics gibt es eine Vielzahl Gründe, weshalb eine Figur sich auf einmal als einer der Bösen ausgibt:
- Gehirnwäsche
- Doppelgänger
- Hypnose
- Zeitweiliger Gedächtnisverlust
- Eine Geheimmission
- Klone
- Die Figur ist tatsächlich zu den Bösen übergelaufen
- …
Bei der Seite, auf der Captain America seine Allianz zu Hydra bekundet ist dahingehend wichtig, dass eine zweite Figur im Bild ist. Der Mann, der gefesselt und geknebelt der einzige ist, der diese Worte hört ist Erik Selvig. Selvig ist vor allem aus den Thor Comics bekannt. Der Grund, warum er entführt wurde sind unbekannt, aber doch relevant. Dazu aber mehr später.
Denn einer der Schlüssel zum Rätsel liegt in der Vergangenheit. Die Seiten, die in den 1920ern spielen sind in drei Farben gehalten: Schwarz, weiss und rot. Das sind nicht nur die Farben die auf der Flagge des dritten Reichs geprangt haben, sondern sie deuten auch auf einen Gegner des Captains hin: Red Skull!
Aber wie hat es der Schurke geschafft, den moralisch unantastbaren Captain America dazu zu bringen, zu glauben er sei ein Nazi?
Um das Rätsel aufzulösen müssen Fans nicht allzutief in die Archive greifen. Denn die Story beginnt, sollte die Theorie denn stimmen, in Avengers vs. X-Men #11 (2012). Im Crossover-Event sind einige Mitglieder der Mutantentruppe X-Men von der mörderischen und unaufhaltbaren Phoenix Force besessen, darunter auch Scott Summers alias Cyclops. Als dieser von seinem einstigen Mentor Charles Xavier auf psychischer Ebene angegriffen wird, passiert him ein schrecklicher Unfall. Da er besessen ist, kann er seine Kräfte noch weniger kontrollieren als sonst und so kommt es, dass er den Professor — einer der mächtigsten Telepathen aller Zeiten — versehentlich tötet.
Cyclops sitzt nach den Ereignissen in Avengers vs. X-Men im Gefängnis und die Avengers formieren sich wieder einmal neu. In Uncanny Avengers #1 (2012) ist eine mysteriöse Figur dabei, das Gehirn der Leiche des Professors zu entnehmen. Die Ausgabe endet mit dieser Seite:
Der Red Skull hat irgendwie die Leiche des Telepathen Professor X in die Finger gekriegt. In den folgenden Ausgaben hat der Nazi es geschafft, dem Gehirn die teile zu entnehmen, die für die Telekinese und die Telepathie des Professors verantwortlich sind und sich diese Teile ins eigene Gehirt einzupflanzen. In Uncanny Avengers #4 (2013) kommt es zum Duelle zwischen Captain America und dem Red Skull. Der Bösewicht setzt sofort auf Telepathie, hat er doch in den vergangenen 60 Jahren und unzähligen Faustkämpfen gegen Rogers gelernt, dass er dem Amerikaner in einem direkten Kampf unterlegen ist.
Obwohl der Plan des Bösewichts scheitert, ist doch eines geblieben: Der Red Skull hatte Zugang zu den Gedanken Captain Americas.
Der Grund für den extrem verworrenen Plan
Red Skull ist bekannt dafür, weit voraus zu planen, schlau zu sein und immer einen Plan B auf Lager zu haben. Das ist der Punkt, an dem wichtig wird, wer die geknebelte und gefesselte Person neben Captain America auf der Seite oben wichtig wird.
Dr. Erik Selvig ist dafür bekannt, ein Experte für den ganzen Kram zu sein, mit dem sich Superhelden den ganzen Tag rumprügeln. Vor allem aber ist er Experte für Cosmic Cubes. Das sind mysteriöse Würfel aus den tiefen der Galaxie, die so dermassen mächtig sind, dass sie es ihrem Besitzer erlauben, die Realität neu zu schreiben und nach ihren eigenen Vorstellungen zu formen. Und wer hat schon seit Jahren Interesse daran, einen solchen Würfel zu besitzen?
Denn mit dem Cosmic Cube kann der Red Skull die Welt so verändern, dass seine Nazi-Ideale — was auch immer diese heute sein mögen — zum Gesetz machen kann und sich selbst als Führer installieren kann.
Daher hat — so die hier illustrierte Theorie — der Red Skull falsche Erinnerungen in Caps Gehirn eingepflanzt, die beim Kontakt mit Erik Selvig aktiviert werden. Zudem der Befehl, dass Captain America Selvig zu ihm bringen soll. Ergibt doch Sinn, oder?
Ob die Theorie stimmt, oder nicht, wird sich aber noch zeigen. Wahr oder nicht: Es bleibt spannend.
Die Geschichte ist übrigens nicht neu. Im Jahre 1979 haben Ultrarechtskonservative Captain America schon mal unter ihre Kontrolle gebracht. Das Resultat:
