Zoom Fatigue — Warum Remote-Meetings müde machen

Andreas Windler
2 min readMay 7, 2020

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Nach teilweise mehr als sechs Wochen Selbstisolation lässt die Begeisterung der Menschen bezüglich Remote-Meetings deutlich nach. Wer während Wochen täglich mehrere Stunden in Videokonferenzen verbracht hat oder bereits mehrmals an einem virtuellen Apero teilgenommen hat kennt das Gefühl. Die schwindende Begeisterung kommt nicht aus dem Nichts, sie ist psychologischer Natur. Natürlich gibt es für diese Dysfunktion auch bereits einen Namen: Zoom Fatigue — benannt nach der Software deren Nutzerzahl innert Wochen auf mehr als 300 Millionen angestiegen ist.

Die von uns, welche noch arbeiten dürfen, erwachen meist mit einem Kalender voller Remote-Meetings. Wir packen meist noch mehr Meetings rein als wir es wahrscheinlich im normalen Büroalltag tun würden. Warum sind Remote-Meetings so anstrengend? Sollte es nicht weniger anstrengend sein als ein persönliches Treffen? Nein, ist es leider nicht.

Viele sind bereits von der durch die Pandemie ausgelösten Veränderung erschöpft. Der Einsatz von Remote-Meeting bietet uns eine Möglichkeit, den isolierenden Aspekt der Arbeit von zu Hause aus zu lindern. Ein Video-Meeting erfordert aber mehr Fokus als ein persönliches Gespräch. Wir müssen uns mehr anstrengen um nonverbale Hinweise wie Mimik, Geräusche, Stimme und Körpersprache zu verarbeiten. Wenn man diesen Signalen mehr Aufmerksamkeit schenken muss, verbraucht man mehr Energie.

Der Kopf denkt wir sind zusammen, aber der Körper weiss dass wir es nicht sind. Diese Dissonanz führt zu widersprüchlichen Gefühlen und wirkt anstrengend was wiederum dazu führt, dass wir uns nicht entspannen können. In einem persönlichen Gespräch können wir den Raum lesen und unser eigenes Verhalten entsprechend anpassen. Virtuelle Räume hingegen überlasten unser Gehirn, welches versucht herauszufinden, wie es all die Räume gleichzeitig lesen kann. Zudem sind wir konstant dabei zu entscheiden ob wir uns auf das Gesicht der Person oben links auf dem Bildschirm, auf den Chat rechts im Fenster oder auf die Mitteilung auf dem Handy vor uns auf dem Tisch konzentrieren sollen.

Was können wir dagegen tun?

  • generell Multitasking vermeiden
  • mehr Pausen ohne Bildschirm einbauen
  • die Stimulationen auf dem Bildschirm reduzieren
  • auf Telefonanrufe und E-Mails wechseln
  • bei Meetings mit unbekannten auf Video verzichten
  • Raus in die Natur gehen

Weitere Infos zu Zoom Fatigue finden sich hier:

www.nationalgeographic.co.uk/science-and-technology/2020/04/zoom-fatigue-is-taxing-the-brain-heres-why-that-happens

www.sueddeutsche.de/digital/zoom-fatigue-videokonferenz-ermuedung-corona-1.4888670

www.forbes.com/sites/yolarobert1/2020/04/30/heres-why-youre-feeling-zoom-fatigue

hbr.org/2020/04/how-to-combat-zoom-fatigue

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