Ethische Grundsätze der Permakultur.(1/3): Earth Care.

DerBockImWald
4 min readMay 12, 2020

Ein Ansatz, der die Welt retten kann

Bill Mollison war aufgewühlt, als er im Jahr 1973 das Prinzip der Permakultur erfand. Er empfand Wut, als er während eines sozialen Projekts sah, wie die australische Politik nach und nach die Lebensgrundlage der einzigartigen Aborigine-Kultur zerstörte. Zugleich faszinierten ihn die umfassenden Natur-Kenntnisse dieser 60.000 Jahre alten Kultur, die sich von einer kargen Umwelt ernährte, ohne sie dadurch zu zerstören.Wir wissen nicht genau, wie Bill Mollison seine Wut in Liebe verwandelte. Wir wissen nur, dass sie aus der Liebe zur Menscheitsfamilie und seiner Faszination für die Lebensweise der Aborigines heraus kam. Sein Vermächtnis ist ein gedankliches Konzept, das auf der Liebe zu den Menschen, der Liebe zur Natur und einem gesunden Bewusstsein für wirtschaftliche Notwendigkeiten basiert: Permakultur.

“Permakultur ist ein kreativer Gestaltungsansatz, der auf eine Welt schwindender Energie- und Ressourcen-Verfügbarkeit reagiert.”

Dieser Satz stammt von David Holmgren, dem ersten “Schüler” von Bill Mollison, der schnell selbst zu einem Großmeister wurde. Ihm und Bill Mollison verdanken wir die sogenannte Permakultur-Blume; eine Grafik, in der die Gestaltungsprinzipien der Permakultur (im Folgenden einfach PK genannt) aufzeigt. Diese Blume wird in den nächsten Wochen die Grundlage für die Artikel auf diesem Blog sein.

Zunächst aber widme ich mich den ethischen Grundsätzen der PK. Im Englischen heißen sie “Earth Care. Human Care. Fair Share.” Im Deutschen nutze ich folgenden Dreiklang: “Sorge für die Erde. Sorge für die Menschen. Begrenze Konsum sowie Wachstum und teile Überschüsse.” Alle drei Sätze sind als Aufforderung zu verstehen.

Sorge für die Erde.
Die industrielle Landwirtschaft zerstört Böden und sie greift den Wasserhaushalt sowie die Artenvielfalt an. Ich lebe selbst in einer landwirtschaftlichen Gegend und kenne einige Landwirte aus der Gegend. Gute Typen, mit denen man gerne mal ein Bier trinkt. Meinen Boden würde ich ihnen aber nicht überlassen. Glyphosat und Gülle werden hier zuhauf eingesetzt. Sie rechtfertigen das mit dem wirtschaftlichen Druck, der auf den Landwirten liegt und diesen Druck kann man nicht abstreiten, auch wenn er selbst gemacht, bzw. systemimmanent ist. Die klassische Spirale, wenn man Agrar-Güter anbieten will, sieht in etwa so aus: Um profitabel zu sein, musst du große Flächen bewirtschaften. Dazu braucht es große Maschinen, die großes Geld kosten. Dafür brauchst du einen großen Kredit, den du auch dann abbezahlen musst, wenn durch zu heißes Wetter die Ernte einbricht. Oder durch Stürme zerstört wird. Oder es irgendwo jemanden gibt, der noch günstiger anbieten kann, was auch du anbietest. Das führt in letzter Konsequenz zu Monokulturen, die durch chemische Zusätze gepimpt werden müssen. Dass wir selbst es sind, die diese Wetterkapriolen oder den Wettbewerbsdruck schaffen — geschenkt. Interessiert hier keinen, weil Familien dranhängen und das ist sogar ein Stück weit verständlich. Nur wird die Natur durch das höher-schneller-weiter immer mehr zerstört.

Immer mehr Erde wird sich “untertan” gemacht.
Die Polarkappen schmelzen. Der Grundwasserspiegel sinkt. Die Böden erodieren. Die Bienen (und allgemein Insekten) sterben aus. Wir dehnen unsere Aktivitätszonen immer weiter aus und vernichten dabei immer mehr Urwälder oder sonstige, bis dahin unberührte Flächen. Teilweise sind diese Gegenden ziemlich gefährlich, dort leben Viren, die schnell mal zu einer Pandemie führen können. Stichwort Zoonose und Covid-19.

PK setzt dem Ganzen ein tiefes Verständnis für natürliche Prozesse und Kreisläufe entgegen.

Eine wesentliches Merkmal der PK ist es, funktionierende Kreisläufe in der Natur zu moderieren und für sich zu nutzen. Dem geneigten Leser sei dazu diese wundervolle Doku über ein Paar aus Neuseeland empfohlen, die einen so genannten Food Forest betreuen. Nebenbei bemerkt habe ich in diesem Video das erste Mal von PK gehört:

Die Beschreibung des Videos, bzw. der Untertitel, sagen recht viel aus: Invitation for Wildness.

PK kommt ohne Pestizide aus, da durch geschickten Einsatz von Mischkulturen derart gepflanzt wird, dass sich selbst schützende Gemeinschaften herauskommen, um nur eine der etlichen PK-Techniken zu nennen. Das bekannteste Beispiel sind die “Drei Schwestern”, eine Mischkultur aus Mais, Bohnen und Kürbissen. Mais wächst schnell in die Höhe und ist stabil, so dass die Bohnen an ihm hochranken können. Der Kürbis mit seinen riesigen Blättern bedeckt die Erde und schützt so vor Erosion durch starke Sonneneinwirkung und Regen. Darüber hinaus bieten die Pflanzen Kohlehydrate (Mais), Ballaststoffe (Bohnen) und Süße (Kürbis). Südamerikanische Ur-Einwohner haben dies früh erkannt und sich zunutze gemacht. Es gibt so viele Beispiele….

PK arbeitet mit der Natur statt gegen sie. Wie Bill Mollison in seinem “Handbuch der Permakultur Gestaltung” ausführt: (Zitat Anfang:) “Die folgende Grundsatzfrage kann auf zwei Weisen gestellt werden:
“Was kann ich aus diesem Land oder dieser Person herausholen?” oder
“Was kann diese Person oder dieses Land geben, wenn ich mit ihr oder ihm kooperiere?”
Der erste dieser beiden Zugänge führt zu Krieg und Zerstörung, der zweite führt zu Frieden und Fülle.” (Zitat Ende)

Ich habe mich für Frieden und Fülle entschieden.

(Dies ist eine Betrachtung des ersten Gedankens der Permakultur, “Sorge für die Natur”, die beiden weiteren Grundsätze “Sorge für die Menschen” sowie “Begrenze Konsum sowie Wachstum und teile Überschüsse” behandele ich in den nächsten beiden Artikeln.)

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DerBockImWald

Ich transformiere mein Waldgrundstück in einen Permakultur Garten und berichte darüber. Weiterhin informiere ich über die Grundlagen der Permakultur.