1 Jahr Goodpatch Berlin, 1 Jahr CEO

Boris Jitsukata
7 min readMay 16, 2016

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Goodpatch Berlin Team, Mai 2016

Vergangenen Samstag hatten wir unser Einjähriges gefeiert. Wunderschöner Brunch in der Sonne mit Freunden und Familie der Menschen, die im letzten Jahr einen Hauptteil ihrer Zeit dieser noch jungen Firma gewidmet haben.

Für mich persönlich war es natürlich ein richtig krasses Jahr. Ich habe das Gefühl, dass ich in die Rolle des Geschäftsführers immer noch hineinwachsen muss.

In diesem Post möchte zurückblicken und etwas von dem teilen was ich gelernt habe.

Zunächst etwas zum Background unserer Firma. Manche fragen mich immer noch: “Was macht Ihr eigentlich genau?”. Goodpatch ist eine User Interface Design Company, gegründet 2011 in Tokio vom Japaner Naofumi Tsuchiya. Wir designen und bauen Apps.

Unser Business ist mittlerweile ein Hybrid aus Agenturgeschäft (für Kunden) und dem Bau eigener Software. Mit dem Gewinn aus Kundenprojekten werden die eigenen Produkte finanziert bis diese skalieren. Im Moment entsteht eine ganze Produkt Suite. Zwei der 3 geplanten Produkte sind bereits draußen: Das Prototyping Tool Prott und das Feedback Tool Updraft. Außerdem haben wir Investoren mit an Bord und konnten somit aggressiv wachsen. In Tokio haben wir mittlerweile über 80 Designer und Entwickler.

Im Januar 2015 trafen Gründer Naofumi und ich die Entscheidung in Berlin ein Goodpatch Studio zu bauen.

Warum Berlin?

Eine Präsenz in Berlin ermöglicht uns es..

(1) … Mit spannenden Berliner Startups zu arbeiten und dadurch #1 UI Design Firma in Berlin zu werden

(2) … Richtig gute Leute einzustellen: Diversity

(3) … Japanischen Unternehmen zu helfen global zu gewinnen und unsere eigenen Produkte auch richtig zu positionieren

Team

Am Anfang war es hart. Das Team, das neu zusammengewürfelt wurde, alles sehr junge Talente. Keiner hat vorher zusammengearbeitet. Wie kann ich da Goodpatch Qualität verkaufen.

Für viele war der erste Tag, auch erster Tag auf einem Projekt.

Das frühe Goodpatch Berlin Team, Naofumi Tsuchiya & Yuki Sato, Mai 2015

Lange waren wir zu klein. Nur 3–4 Leute. Das war nicht nur zu intensiv. Es war auch nicht inspirierend genug, wenn man nicht soviel Leute um sich drum hat. Eine Design Firma braucht Leben, und das kommt wenn man wächst.

Heute sind wir in Berlin ein Team von 12.

1 x Design Lead: Shoko Tanaka

3 x UI Designer: Matthias Flucke, Jan Bisson, Teodora Blindu

3 x Entwickler: Qiao Lin, Hiromu Ochiai, Kimio Taniguchi

1 x Sales Weapon (Prott): Khanh Vo

2 x Super Praktikanten: Najio Thome, Florian Ludwig

1 x Werkstudent: Andreas Frank

1 x Managing Director: Boris Milkowski

Jetzt ist das Team konsistent, Sie kennen sich und sind sehr gut geworden. Die Rollen sind klar verteilt.

Office

Anfang Mai 2015

Durch Zufall fand sich noch im Januar 2015 die perfekte Location in der Neuen Schönhauser Straße. Philipp, der mit seinem Startup, der Mimi Hearing Technology GmbH, gerade sein neues Office bezog, bot mir spontan an, als Untermieter mit einzuziehen. Ein Jahr später sind wir immer noch hier und man kann sagen, dass diese Entscheidung absolut richtig war. Es entstanden Freundschaften in dieser Bürogemeinschaft, es kam zu gemeinsamen Projekten und für beide Seiten ist es inspirierend zu sehen, wie der andere wächst und Herausforderungen des Startup-Alltags meistert. Nicht zu erwähnen die zahlreichen Empfehlungen von Mimi, die in mehreren Fällen zu Projekten geführt haben. Jetzt wachsen wir irgendwie raus aus unseren ersten Office, was ja eigentlich eine positive Sache ist. Wir werden sehen, wo wir in den kommenden Monaten landen werden. Ein Umzug ist geplant auf September. Die Suche nach dem passenden Space (ca 200m2) läuft.

Stadt

Berlin als Stadt war ohne Zweifel ebenfalls die richtige Wahl.

Es scheint noch früh zu sein hier, Berlin wird sich in den kommenden Jahren extrem entwickeln. Wir glauben wir können mit den Startups wachsen und unseren Platz im Ökosystem markieren. Berlin fühlt sich einfach gut an. Neben Tokio, hätte sich München nicht schlüssig genug angehört. Tokio <> Berlin macht Sinn. Beides sind sehr spannende Städte.

Lebensqualität ist super, vorallem im Sommer wenn es noch bis fast 23:00 hell bleibt. Viele von uns können in die Arbeit laufen oder radeln. Viel konzentriert sich bei uns um Mitte und Prenzlauer Berg. Hier sitzen auch viele unserer Kunden.

Kunden

Berliner Startups

Durch Mimi haben wir einige andere Firmen aus dem Atlantic Camp kennengelernt. U.a. Jacky Media, Vimcar, jetzt Zenjob.
Andere Berliner Startups mit denen wir gearbeitet haben sind Vimeda, und Teambay.
Im Moment haben wir außerdem eine Kollaboration mit 9elements aus Bochum am laufen.

https://www.vimeda.de/

Globale Konzerne

Dann kamen zwei große Projekte von Big Corporates auf Goodpatch Berlin zu. Beides weltbekannte Marken. Die Namen der beiden großen Kunden kann ich leider zu Moment nicht nennen, weil wir mitten im Projekt stecken.

Aber eigentlich kam es ziemlich genau so wie ich es mir vorgestellt hatte. Das eine ist ein sehr großes Amerikanisches Unternehmen, dass mit uns deren App für Japan redesigned. Das andere ist ein großer Japanischer Konzern, der nachholen muss im Amerikanischen Markt. Daher sind 2 von unserem Team auch gerade für ein paar Wochen in San Francisco und New York. Kann übrigens gut sein, dass eins unserer nächsten Studios in einer dieser wunderbaren Städte entsteht.

Grosse Deutsche Unternehmen

Wo wir mehr reinkommen möchten sind mittlere und große Deutsche Unternehmen. Wie zu erwarten war sitzen die nicht in Berlin, sondern oft um München herum. So zum Beispiel der Fachverlag WEKA aus Kissing. WEKA hat über 300 Angestellte, und keinen Designer. Tolle Zusammenarbeit und aus dem ursprünglichen Plan die Website aufzuhübschen wurde schnell ein Innovationsprojekt wo in suggestiven Schritten das digitale Produkt nicht nur nutzerfreundlicher gestaltet wird, sondern auch das Businessmodell auf digital und mobile umgestellt wird.

Investment

Im Management in Tokio hatten wir vor einem Jahr keinen festen Plan gehabt, wie viel uns das Berliner Studio an Investment wert sein soll. Der Plan war es einfach zu versuchen. Es gab vorher keinen Kunden dort. War alles kein Problem, schon im ersten Monat hatten wir einen Umsatz von 17,000 Euro. Insgesamt hatten wir bisher 120,000 Euro an Kapital in die GmbH getan und sind heute profitabel. Agenturgeschäft ist aber natürlich immer ein spannendes Ding und es ist nicht einfach zu planen. Man weiss nicht wer morgen anklopft. Wir peilen einen Umsatz im ersten vollen Geschäftsjahr (Goodpatch Jahr: September bis August) von 1 Mio an. Das ist ehrgeizig aber machbar.

Privat

Nach exakt 3 Jahren Japan musste auch ich erstmal wieder ankommen. Der Anfang war extrem anstrengend. Ohne Wohnung und mit der neuen Verantwortung. 2 Monate oder so habe ich bei Philipp in der Küche gewohnt. Jetzt ist alles gut, wunderbare Wohnung in bester Lage und in Laufnähe zum Office. Im selben Haus haben wir das Goodpatch Apartment für Khanh, der aus München pendelt und unsere Japanischen Gäste. Und Kimio hat auch seine Wohnung im selben Haus. Toll wie sich das ergeben hat.

Beziehung auch wieder top. Alte Liebe rostet nicht.

Dazu habe ich seit November 10kg abgespeckt, rein durch gute Ernährung. Musste alles runter vor den 30, sonst wäre es geblieben. Bewegen tu ich mich auch viel mehr, wieder mit dem Skateboarden angefangen. Gute Freunde von früher wohnen ebenfalls in der Stadt. Und generell bin ich froh wieder in Europa zu sein, wo man schnell mal in Finnland, Italien oder der Schweiz ist.

Es gab Wochen wo ich nur von Arbeit geträumt habe, da musste ich mal für eine Woche in die Heimat. Das hat sich angefühlt wie Nachtschichten. Nicht gut.

Jetzt ist aber das Team größer und ich weiß ich kann mich auf jeden einzelnen verlassen. New Hire Teodora nimmt mir jetzt außerdem auch Arbeit ab in Ihrer Rolle als Team Assistentin so dass ich mich auf andere wichtige Themen konzentrieren kann.

Schlusswort

Berlin Valley News, Dezember 2015

Wie ich diesen Text schreibe, sitze ich gerade im Flieger nach Tokio. Dreimal fliege ich diesen Monat hin. New York war auch noch zwischendurch.

Warum tu ich mir das an? Weil mir Goodpatch insgesamt genauso wichtig ist wie Goodpatch Berlin. Das Unternehmen hat unglaubliches Potential und schön weil so viel größer als ich alleine. Gefühlt jede Woche launchen wir ein neues Produkt, und alles wird professioneller und besser.

Die Offices werden größer und geiler. Alles verändert sich ständig, die Organisation lebt. Beim Besuch im Januar musste ich mich über 15 neuen Leuten vorstellen. Wir verändern Japan, wir verändern aber auch die Welt. Bin gespannt wo wir in 10 Jahren sind. Und wie User Interfaces dann wohl aussehen…?

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Boris Jitsukata

Managing Director at Goodpatch Europe · St.Gallen / Stanford ME310 Alumni · Berlin