< Kapitel 1: Warum ich dieses Buch schreibe.

Laut leben — Das gute Leben 2.0

Kapitel 2: Was ist eigentlich das gute Leben?

Punkt. Oder doch eher Doppelpunkt. Denn in diesem Kapitel sind einige wichtige Voraussetzungen zu klären. Und dabei spielt der Begriff “gedeihlich” eine nicht ganz unwichtige Rolle. Er beschreibt aus verschiedenen Gründen am besten, was ich unter einem guten Leben verstehe. Und das ist auch dringend notwendig. Denn als Instant-Philosoph — gar als deutscher — kann ich nicht über ein Thema schreiben, ohne es genauestens zu definieren. Wenn ich also das gute Leben zum Objekt meiner Studien mache, sollte ich vorher beschreiben, was ich damit überhaupt meine.

Der Begriff “gedeihlich” ist leider ein Anachronismus. Aber einer mit Anspruch. Denn er bezieht sich auf das aktuelle Hauptwerk des amerikanischen Psychologen Martin E. P. (“Marty) Seligman, das den Titel

Flourish: A Visionary New Understanding of Happiness and Well-being

trägt. In der deutschen Übersetzung wird daraus

Flourish — Wie Menschen aufblühen: Die Positive Psychologie des gelingenden Lebens

Blühen, Blumen, Gedeihen, guckstdu, hastdu erste Assoziation, brauchstdu aber noch Details.

Seligman ist Professor an der Pennsylvania University, unter den Top 20 der weltweit am meisten zitierten Psychologen und einer der wichtigsten, wenn nicht der wichtigste Vertreter der Positiven Psychologie. Diese Disziplin der Psychologie beschäftigt sich nicht primär mit psychischen Erkrankungen. Sie hat es sich vielmehr zum Ziel gesetzt, Menschen durch positive Interventionen bei der Erreichung ihrer Lebensziele zu unterstützen.

Vor diesem Hintergrund legt Seligman im oben genannten Buch genauestens dar, welche Faktoren seiner Meinung maßgeblich zum menschlichen “Wohlergehen” (meine Übersetzung von “well-being”) beitragen und behilft sich bei der Erläuterung seiner Gedanken mit dem Akronym “PERMA”. Jeder Buchstabe steht dabei für eine Dimension menschlichen Wohlbefindens, als da wären:

  • P: Positive Emotions, also: das Erleben angenehmer Gefühle.
  • E: Engagement, also: der volle Einsatz für eine Aufgabe, bis zum Vergessen von Raum und Zeit (“flow”)
  • R: Relationships, also: erfüllende Beziehungen zu Mttmenschen
  • M: Meaning, also: Sinn im Leben, als Teil von etwas Größerem
  • A: Achievement, also: das Erreichen von persönlichen Zielen.

Wenn es mir möglich ist, diese Dimensionen erfolgreich in meinem Alltag zu integrieren, kann man davon reden, dass es mir “wohlergeht”. Habe ich also ein Leben, in dem es Zeit und Muße gibt, zu genießen; in dem ich die Möglichkeit habe, mich konzentriert meiner Arbeit oder meinem Hobby zu widmen; das voll positiver Beziehungen zu anderen Menschen ist; in dem ich einen Sinn sehe und in dem ich selbstgesteckte Ziele erreichen kann, dann führe ich nach Seligman ein positives Leben, ein gutes Leben.

Aber warum bemühe ich jetzt zur Beschreibung dieses Zustandes neben den Adjektiven gut und positiv noch den Anachronismus gedeihlich? Weil gut und positiv Zustandsbeschreibungen sind und “gedeihlich” eine Entwicklung impliziert. Denn es geht im guten Leben nicht nur darum, mich gut zu fühlen, glücklich zu sein, sondern es geht darum, ein Leben führen zu können, in und an dem ich wachsen kann, wachsen und gedeihen eben. Ein gutes Leben ist für mich ein Leben, an dessen Ende ich sagen kann: ich bin besser geworden, ich habe etwas erreicht und vielleicht sogar etwas bewirkt.

Womit wir auch wieder beim eigentlichen Thema des Buches wären. Ich möchte in den nächsten Kapitel gerne untersuchen, inwiefern Digitalisierung und soziale Medien helfen, persönliches Wachstum zu ermöglichen — und zwar besser als es ohne diese Technologien möglich wäre. Meine präzisierte Leitfrage ist also:

Wie können wir mit Hilfe digitaler und sozialer Medien ein persönlich gedeihlicheres Leben führen als es ohne sie möglich wäre?

Um diese Frage zu beantworten, sind die Teile dieses Buches nach dem PERMA Modell von Seligmann gegliedert. Ich werde also nach Beispielen suchen, die zeigen

  • wie digitale und soziale Medien uns positive Emotionen verschaffen;
  • wie sie aus uns engagierte und motivierte Individuen machen;
  • in welcher Art sie menschliche Beziehungen stärken können;
  • auf welche Weise sie sinnstiftend wirken,
  • und wie sie uns helfen, unsere und die Ziele unserer Gemeinschaften zu erreichen.

Oder noch einfacher gesagt: Ich möchte an vielen Exempeln statuieren, dass das laute Leben wirklich hilft, ein gutes Leben im oben genannten Sinne zu führen.

Vorab allerdings möchte ich noch die Frage klären, warum ein gutes Leben überhaupt wichtig ist. So ganz überpersönlich und philosophisch meine ich.

Kapitel 3: Das gute Leben, das Universum und der ganze Rest. >

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Carsten Rossi

Storyteller and Content Scout. I love to express myself in the best possible way and help people and organizations to do the same.