“Looking for many minds at work”*
Der 2. Teil der “Crowdsourcing Rollmaterial”- Serie
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(zu Teil 1, 2, 3, 4, 5)
670 Ideen gaben unsere Fahrgäste und die Atizo-Innovatoren 2014/15 ein. In einem internen Workshop wurden diese verdichtet. Zur Abstimmung konnten sie zum dem Zeitpunkt noch nicht gestellt werden, da die Beschaffung noch ganz am Anfang stand.
Stimmungsbild im Zielkonflikt
Deshalb nutzten wir die zweite externe Phase (Schritt 4) des Atizo-Prozesses, um ein Stimmungsbild unserer Fahrgäste abzuholen. Die Umfrage speiste sich aus den Themenfeldern und Zielkonflikten, die in der Ideensuche immer wieder angesprochen wurden: Die Verteilung der Steh- und Sitzplätze, das Ein-und Aussteigen und die Verteilung der Fahrgäste im Zug. Denn der so salopp genannte “Fahrgastwechsel” ist ein entscheidender Faktor in einem effektiven und pünktlichen Taktfahrplan. Und dafür bildet das Layout des Fahrzeuges die entscheidende Grundlage für die nächsten 30–40 Jahre.
Die Umfrage
Ich setzte mir als Vorgabe, dass die Umfrage mobil und während der Fahrt ausgefüllt werden sollte. Effektiv hiess dies, nicht mehr als zehn Fragen und nicht mehr als 2 Minuten Zeitaufwand zu verlangen. Auch das Kampagnensujet war quasi eine Handlungsaufforderung: (m)eine Hand mit Handy im Mandarinli, beim Ausfüllen der Umfrage.
Im Gegensatz zur Ideensuche sollten diesmal vor allem die S7-Fahrgäste gehört werden. Mit einem kleinen Trick schränkte ich die Zielgruppe deshalb ein:
In den alten Mandarinli-Zügen, (später auch auf unseren Social Media-Kanälen) und via lokalisierte Facebook-Ads wurde der direkte Kurzlink (rbs.ch/mitreden) zur Umfrage veröffentlicht. Alle anderen Anzeigen, unsere Webseite und ganzseitige Inserate in 20minuten und Blick am Abend enthielten den generischen Kampagnen-Link auf einen Blogpost (“rbs.ch/dieneueS7"), auf der ich grundsätzlich über die Ideensuche und die Umfrage schrieb. Erst am Ende des Blogs war der Direktlink zur Umfrage angegeben. Ich machte mir also die Klick- und Lesefaulheit zunutze. Unsere Zielgruppe vor Ort sollte direkt und so einfach wie möglich mitmachen können, alle anderen mussten mit etwas Aufwand “beweisen”, dass sie wirklich interessiert waren.
We are the 97%
Und es funktionierte! Von den über Tausend Teilnehmenden, gaben 97% an, selten, täglich oder 1–3 Mal in der Woche mit der S7 unterwegs zu sein.
Die Ergebnisse
Die Ergebnisse waren extrem spannend. Via Blog (geschrieben vom Projektleiter) und Medienmitteilung machte ich die verschiedenen Aspekte bekannt. Beachtet werden musste auch hier wieder, dass wir jetzt bereits Dinge versprechen würden, die erst drei Jahre später eingelöst werden könnten und die alle technisch, betrieblich usw. noch nicht ins Detail geprüft worden waren. Zum Glück (und mit viel Fachwissen der Profis) konnten wir halten, was wir versprachen und online und in den Medien fanden viele verschiedene Aspekte ein Echo:
So sieht #dieneueS7 aus!
Mit diesen Informationen konnte das Pflichtenheft finalisiert werden und die Suche nach einem Hersteller beginnen. Jetzt wurden auch das Fahrzeugkonzept und das Aussendesign vorgestellt.
Den Auftrag erhielt schliesslich Stadler, der Bau sollte in Bussnang erfolgen. Dies machte es einfacher, auch die weiteren Schritte der Beschaffung eng zu begleiten und unsere Fahrgäste einzubeziehen.
* Meine Liebe zu “Hamilton” inspirierte die Titel dieser mehrteiligen Serie. Mehr lesen, mehr englisch lesen.