26'000 Corona-Infizierte in der Schweiz

Charly Pache
9 min readSep 4, 2020

--

The Lazy Artist Gallery, Pexels

Seit einiger Zeit nimmt die Zahl der positiven Testfälle in der Schweiz zu und die Medien berichten ständig in den Schlagzeilen darüber. Die Behörden nehmen dies zum Anlass, die Maßnahmen zu verstärken, obwohl die Zahl der Todesfälle noch immer nicht steigt. Haben sie etwas Wichtiges verpasst?

(Aus dem Französischen übersetzt von D. Disler. Originalartikel hier.)

Armee führt den ersten Schweizer Zufallstest durch

Tests in der Schweiz sind insofern verzerrt, als dass sowohl Personen mit Symptomen als auch Personen, die mit positiven Personen in Kontakt gekommen sind, gezielt getestet werden. Der erhaltene Prozentsatz spiegelt nicht die Realität für die Gesamtbevölkerung wider. Glücklicherweise meldete die Armee im Juli die Testergebnisse ihrer 11.828 Rekruten: 38 positive Fälle oder 0,3%. Dieser allgemeine Test war der erste seiner Art in der Schweiz und gab uns die Möglichkeit — wenn auch unbemerkt — die tatsächliche Gesamtzahl der positiven Personen in der Schweiz herauszufinden. Diese Rekruten kamen aus allen Teilen der Schweiz, aus allen sozialen Schichten und aus den verschiedensten Berufen. So konnte auch die Verzerrung der üblichen Tests quantifiziert werden: Im Monat vor der Bekanntgabe der Ergebnisse des Tests der Armee an den Rekruten lag der Prozentsatz der positiven Tests pro Tag gemäss den vom BAG vorgelegten Zahlen zwischen 0,25 und 1,63%, im Durchschnitt bei 0,756%. Im Vergleich zu den 0,3% der Armee bedeutet dies, dass die vom BAG angegebene Quote durchschnittlich 2,5 Mal höher war als die Realität.

Bezogen auf die Gesamtbevölkerung deuten diese 0,3% darauf hin, dass im Juli in der Schweiz nicht weniger als 26'000 Personen tatsächlich positiv waren. Wenn wir die gesamte Schweizer Bevölkerung an einem Tag testen könnten, würden wir nicht 100, 200 oder 400 neue Fälle finden, sondern mindestens 26.000. Das reicht aus, um mehr als eine Person zu erschrecken, und doch gibt uns diese Zahl, wie wir später sehen werden, zusammen mit der Sterblichkeitsrate einen beruhigenden Hinweis auf die gegenwärtige Gefährlichkeit des Virus.

Positive Fälle: eine Methode mit variabler Geometrie

Die Anzahl der positiv Getesteten ist nicht die beste Methode zur Beurteilung der Entwicklung einer Epidemie. Diesen Standpunkt vertreten viele Experten, darunter Dr. Frédérique Jacquérioz Bausch im Lagebericht der Genfer Universitätskliniken vom 31. März 2020:

“Ich denke, dass das, was Epidemien am besten repräsentiert, die Sterblichkeit ist. …die Betrachtung der Mortalität ist aufschlussreicher als die Betrachtung der Fallzahlen, denn das hängt wirklich von der Screening-Strategie ab”.

Die absolute Zahl der positiven Fälle nahm erst zu, als kostenlose Tests Realität wurden, während prozentual gesehen kein signifikanter Anstieg zu verzeichnen war. Bedauerlicherweise hat sich die Mehrheit der Medien auf die absoluten Zahlen konzentriert. Dank der Covid-App und der Anwesenheitslisten war es dann möglich, positive Fälle immer gezielter aufzuspüren, was den Eindruck erweckte, dass die Gesamtzahl der positiven Fälle zunahm. Es handelt sich jedoch tatsächlich um dieselbe Verzerrung, die oben beschrieben wurde und die mit zunehmender Zielgenauigkeit zunimmt.

Stellen wir uns einen See vor, in dem sich 26'000 Piranhas befinden. Das Boot des Bundes fährt hinaus und bringt am ersten Tag 200 und am nächsten 400 Fische zurück. Das bedeutet doch nicht, dass sich die Zahl der Piranhas verdoppelt hat, sondern nur, dass die Fischer ihre Technik verbessert haben. Genau das geschieht jetzt, die Messmethode hat sich verbessert, was wir uns aber stattdessen ansehen müssen ist die Sterblichkeit.

Warum variiert die Gefährlichkeit des Virus?

Wenn ein neues Virus zum ersten Mal eine Person erreicht, ist vor allem ihr Gesundheitszustand entscheidend. Wenn diese bereits an mehreren Krankheiten leidet und ein geschwächtes Immunsystem hat, fällt sie in die Kategorie der Menschen mit erhöhtem Risiko. In Italien ergab eine Analyse der ersten 2.500 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus, dass 99,2% davon bereits wegen mindestens einer anderen Krankheit behandelt wurden. Da das Alter naturgemäss vermehrt gesundheitliche Probleme mit sich bringt, erklärt dies, warum z.B. in der Schweiz 95% der Covid-Opfer über 65 Jahre alt waren und die Hälfte aller Todesfälle in Pflegeheimen erfolgte. Bei Jugendlichen hingegen, und darauf weisen Daten des BFS und des BAG hin, hat gerade dieser Virus weniger Opfer gefordert als die Influenzaviren der Vorjahre.

Das Prinzip ist einfach: Die Widerstandsfähigsten unter uns — also eigentlich die meisten — überleben und entwickeln eine Immunität, die anderen jedoch finden sich schliesslich in der traurigen Statistik der Sterblichkeit wieder. Es ist interessant festzustellen, dass in diesem Jahr in der Schweiz selbst bei den über 65-Jährigen, die für 95% der Todesfälle bei Covids verantwortlich sind, keine überhöhte Sterblichkeit zu verzeichnen ist. Im Vergleich zu einer schweren Grippe ist sie sogar noch niedriger als in den vergangenen Jahren. Sie können sich selbst davon überzeugen, indem Sie die Statistiken des BFS konsultieren, denn es gibt nichts Besseres, als sich selbst die Informationen an der Quelle zu beschaffen.

Wenn die erste Welle einer Epidemie vorbei ist, zirkuliert das Virus immer noch in der Bevölkerung, aber da die Herdenimmunität gewachsen ist, sterben immer weniger Menschen, auch unter den Schwächsten. Dieses Stadium wird als endemisch bezeichnet. Vereinzelte Todesfälle können jedoch, wie das Beispiel des H1N1-Virus zeigt, auch nach mehr als zehn Jahren noch auftreten, den nur selten verschwindet ein Virus vollständig.

Dies erklärt, warum die zweite Welle desselben Virus weniger Opfer fordert als die erste. Wir können uns sicher sein, dass das Coronavirus im Herbst neue Opfer unter den Schwächsten fordern wird, aber auch diese zweite Welle wird nicht mehr Todesfälle verursachen als in den Jahren davor. Ein Virus wirkt nicht wie ein toxisches Gift, gegen das unser Körper nichts ausrichten kann. Solange es nicht zu einer tödlicheren Version mutiert, was in der Natur und in Folge nur äußerst selten geschieht, sollte uns dieses Coronavirus, wenn es einmal “vergangen” ist, nie wieder ein ernsthafteres Problem bereiten, genau wie bei den vorherigen auch.

Kleine Nebenbemerkung zu den Maßnahmen

Wir hören oft, dass dank der ergriffenen Maßnahmen das Schlimmste verhindert werden konnte, aber es muss gesagt werden, dass nicht der Tagesablauf der über 65-Jährigen, also der eigentlichen Risikogruppe, am meisten behindert wurde, sondern derjenige der Berufstätigen und Schulkinder. Insbesondere die Todesfälle in den Pflegheimen betrafen Personen, die bereits vor der Epidemie in einer Art Halbquarantäne lebten. Als diese Maßnahmen aufgehoben wurden, befürchteten die Behörden einen Wiederanstieg der Sterblichkeit, eine zweite Welle, die nie kam, da die Maßnahmen Personen betrafen, die eben gerade nicht zu den Risikogruppen gehören und deswegen auch sehr wahrscheinlich nicht an dem Virus sterben würden. Im Allgemeinen war der Lockdown kein entscheidender Faktor um die „Epidemie“ in Schach zu halten. Man mag überrascht sein, in einem RTS-Artikel mit dem eines Katastrophenfilms würdigen Titel zu erfahren, dass Schweden letztlich besser abgeschnitten hat als Frankreich oder das Vereinigte Königreich. Auch die Medien haben sich in ihrem Bemühen, unsere Behörden und ihre Entscheidungen einstimmig zu unterstützen, den schwedischen Weg nicht so gründlich recherchiert und ihn lieber mit unzulässigen Vereinfachungen an den Pranger gestellt. Was den Unterschied bei der Bekämpfung der Epidemie ausmachte, war im Allgemeinen der Zustand der Gesundheitssysteme der Länder, oder deren politischen Entscheidungen, die oft schon vor langer Zeit getroffen worden waren. In 20 Jahren ist z.B. in Frankreich der Bestand an Krankenhausbetten von 500.000 auf 400.000 geschrumpft. Die Mitarbeiter hatten bereits ein Jahr lang gegen Budgetkürzungen gestreikt, als die Epidemie begann. Die angelsächsische Mentalität der Rationalisierung der Gesundheitskosten hat ebenfalls ihre Opfer gefordert und in der Lombardei ist eindeutig auch menschliches Versagen schuld, z.B. mit der Entscheidung, leicht erkrankte Covid-Patienten in 15 Pflegeheime zu schicken, als die übrige Bevölkerung bereits eingesperrt war.

Warum ist Sterblichkeit eine gute Nachricht?

Kommen wir zurück auf unsere 26.000 positiven Fällen von Anfang Juli. Daraus ergibt sich eine Sterblichkeitsrate von 0,06%. Weit entfernt von den von der WHO angekündigten 3,4% und auch weit davon entfernt, extrem tödlicher zu sein als die Grippe. Es ist zu beachten, dass die Sterblichkeitsrate in einer Bevölkerung ohne Immunität zunächst hoch ist und dann abnimmt, wenn die Bevölkerung immun wird. Es ist jetzt wichtig zu klären, wie die Todesfälle gezählt werden. Für diejenigen, die es noch nicht wissen, gilt in der Schweiz und anderswo in der Welt, entgegen der Praxis vor dieser Epidemie, ein Patient, der z.B. an Krebs oder Schlaganfall stirbt und positiv getestet wurde, unabhängig davon, ob das Virus bei seinem Tod eine Rolle gespielt hat, als Covid-Opfer. Diese Praxis wurde z.B. im Vereinigten Königreich kritisiert, wo eine Person, die vor einigen Monaten positiv getestet wurde, im Falle eines Todes aus einem anderen Grund, als Covid-Opfer gezählt wurde, da ihre Akte nie gelöscht wurde. Das Vereinigte Königreich hat diese Verweildauer seither auf 28 Tage begrenzt und damit die Zahl der Todesfälle von Covids um 5.300 Fälle reduziert!

In der Schweiz starben von den 16 Todesfällen im Juli wahrscheinlich nur 2 tatsächlich am Coronavirus als Haupttodesursache, die anderen 14 starben an einer anderen Ursache, wurden aber positiv auf Corona getestet. Es gibt zwei Elemente, die es uns erlauben, dies zu sagen. Einerseits ergab die von den italienischen Gesundheitsbehörden vorgenommene Analyse der Totenscheine ihrer ersten 2000 Opfer, dass nur bei 12% von ihnen das Coronavirus eine Rolle spielte. In der Schweiz wurde dies nie untersucht, und es gibt eine Petition, um bei den Behörden genau dies einzufordern. Sollten sich die italienischen Ergebnisse bestätigen, würde dies bedeuten, dass die grösste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg für ein Virus ausgelöst wurde, das in der Schweiz „nur“ 200 Todesopfer gefordert hat. Zur Erinnerung: Jährlich sterben in der Schweiz ca. 67'000 Menschen, davon etwa 4'300 an Infektionskrankheiten der Atemwege, wovon zwischen 7 und 15%, also zwischen 300 und 650 Fälle, auf bereits bekannte Coronaviren zurückzuführen sind. Das zweite Element, das es uns erlaubt, ein ähnliches Verhältnis zu finden, ist die Differenz zwischen der Zahl der Influenza-Opfer in der BFS-Statistik und der vom BAG bekannt gegebenen Zahl. Die Zahl des BAG ist höher, oft um den Faktor 10, da es sich um eine Schätzung der Zahl der Todesfälle handelt, bei denen das Grippevirus vermutlich eine Rolle gespielt hat. Bisher wurde diese Zahl geschätzt, indem man die Übersterblichkeit am Ende des Jahres berechnete, wobei man davon ausging, dass nur das Influenzavirus für die jährlichen Schwankungen der Sterblichkeit verantwortlich war. Die Zahlen des BFS repräsentieren hingegen die Zahl der Personen, bei denen die Grippe als Haupttodesursache angesehen wurde. Diese beiden Zahlen — 2500 und 244 — sind in derselben Mitteilung über die Grippe im Jahr 2015 enthalten. Diese Zahlen waren Gegenstand eines Beitrages der Sendung Factuel aus dem Jahre 2015 im Westschweizer Radio.

Das Problem der Maßnahmen ohne Verhältnismäßigkeit

Wenn wir uns nur auf die Zahl der positiven Fälle verlassen, ohne die Sterblichkeit zu berücksichtigen, kommen wir zu absurden Entscheidungen wie die Entscheidung Belgiens, einen Kanton wie Freiburg auf die orange Liste zu setzen, obwohl dort seit mehr als dreieinhalb Monaten keine weiteren Covid-Todesfälle mehr verzeichnet wurden. Oder wie in Griechenland, das seine Tourismuswirtschaft weiter ruiniert hat, obwohl es nur 250 Covid-Todesfälle pro Million Einwohner gab, verglichen mit 700 Todesfällen pro Jahr im Straßenverkehr. Die wohl sichtbarste Massnahme, ist die des Maskenobligatoriums, doch die Probleme mit den Massnahmen gehen weit darüber hinaus. Z.B. die der Arbeitnehmer oder selbständig Erwerbenden, die unter Quarantäne gestellt werden, obwohl sie keine wirkliche Gefahr darstellen und schädigen damit ihre wirtschaftliche Situation und die ihrer Familien. Z.B. die der Kinder, die die Schule aufgrund dieser unzuverlässigen Ausgangsbasis nicht mehr besuchen dürfen, was u.a. auch Fragen der Kinderbetreuung aufwirft. Das Problem besteht auch darin, dass, wenn wir solche Massnahmen bereits bei einem so geringen Gefährdungsgrad zulassen, wie bei diesem Virus, der in der Schweiz monatlich zwei Menschen tötet, wir dann logischerweise auch den gesamten Strassenverkehr verbieten sollten und nie wieder aus dieser Psychose herauskämen, die unsere Gedanken und unser Leben lähmt. In der Schweiz gibt es einen Grundsatz, den der Verhältnismässigkeit, der bei jeder Entscheidung der Behörden beachtet werden soll. Hier jedoch sind die derzeitigen Maßnahmen angesichts der Zahlen und der Realität unverhältnismäßig. Zu den besorgniserregenden Folgen dieser blind verallgemeinernden Maßnahmen gehört auch die Zahl der Selbstmorde. In einigen Regionen Frankreichs soll sie sich verdoppelt haben.

“Heute richtet sich die Verhältnismäßigkeit als rechtsstaatlicher Grundsatz an alle staatlichen Behörden, d.h. Gesetzgebungs-, Verwaltungs- und Justizbehörden, und muss unabhängig von der Form des betreffenden Rechtsakts (Rechtsakt, Entscheidung, materieller Akt usw.) eingehalten werden” — Daniela Ivanov, Die Verhältnismäßigkeit normativer Akte, in: Jusletter 24. Oktober 2016

Lassen Sie uns nicht mit dem Feuer spielen. Wenn die Schweiz diesen Weg weiterverfolgt, sind die gesamte Mittelschicht und die KMUs gefährdet. Mit katastrophalen Folgen für die wirtschaftlich, psychologisch und sogar physisch Schwächsten. Ja, es ist gut, Leben retten zu wollen, aber nicht auf Kosten der Mehrheit und vor allem nicht auf Kosten unserer Jugend, deren Zukunft wir gerade opfern. Denn dieser von irrationalen Ängsten hinterlassenen Leere wird von entmenschlichenden Ideologien gefüllt werden. Hin zu noch mehr, zu zuviel Technologie, Standardisierung und Automatisierung. Wir steuern auf eine Allmacht der digitalen Wirtschaftsgiganten zu, wie Naomi Klein uns warnte. Hin zu einer Privatisierung aller Aspekte des Lebens, einschließlich der Zensur. Hin zu einer Beschleunigung der Globalisierung, die alles auffressen wird, was von der Demokratie übrig bleibt. Wenn auch Ihnen diese Art von Zukunft nicht gefällt, lade ich Sie ein, den Whistleblowern zuzuhören und sich über die Prämissen dieser neuen planetarischen Ordnung zu empören, da sie an die schlimmsten Zeiten unserer Vergangenheit jedoch neu in Verbindung mit High-Tech-Technologie erinnert. Heute ist die Zeit zum Handeln gekommen, morgen wird es zu spät sein.

Ob Sie nun ein gewöhnlicher Bürger, ein Unternehmer, ein Journalist oder ein Politiker sind, jeder hat einen Teil der Verantwortung für das, was in den kommenden Monaten geschehen wird. Tausende verantwortungsbewusste Menschen haben diesen Schritt bereits gewagt, den Lauf der Dinge kritisch zu hinterfragen. Ich hoffe, dass es morgen Millionen sein werden, die nicht mehr schweigen werden.

Für unsere Kinder und Kindeskinder aber auch für uns selbst !

--

--