das Brettspiel

Eine App für Kinder

Was uns Zicke Zacke Hühnerkacke gelehrt hat

TheCodingMonkeys
5 min readSep 12, 2013

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Als wir vor mehr als 10 Monaten angefangen haben an Zicke Zacke Hühnerkacke für iPad zu arbeiten, waren wir eigentlich auf der Suche nach etwas Kleinem. Also einem Projekt das nicht ein Jahr braucht, sondern nur vier bis sechs Monate. Es stellte sich heraus: Da haben wir uns vertan. Aber im besten Sinne, denn so konnten wir die nötige Polierarbeit investieren um Zicke Zacke Hühnerkacke zu dem App-Store-Juwel zu machen, das dem Brettspiel gerecht wird.

Aber dass wir es mit der investierten Arbeit übertreiben, hat mittlerweile schon fast Tradition. Als die Entwicklung von Carcassonne beinahe abgeschlossen war, entschlossen wir uns zum Beispiel die Veröffentlichung noch vier Monate nach hinten zu schieben, um gleich in der ersten Version alle Netzwerk-Multiplayer Varianten anbieten zu können. Vermutlich hätten die meisten Studios an dieser Stelle einfach ein Update mit der Netzwerk-Funktion versprochen. Vermutlich wäre das auch eine schlaue Entscheidung gewesen, aus rein geschäftlichen Gesichtspunkten. Haben wir aber nicht gemacht. Wir wollten Carcassonne erst ganz fertig machen und dann verkaufen. Wir wollten all die Liebe in das Spiel gießen, die da reingehörte. Wir haben mit dem Bauch entschieden. Und dem Herzen. Und es war die richtige Entscheidung.

Bewegte Hühner

Animationen: Spaßig, aber viel Arbeit.

Gleich zu Beginn des Projekts war uns klar, dass wir das Brettspiel ins Zwei-Dimensionale übersetzen müssen, ohne dessen Zauber zu verlieren. Als Brettspiel wird Zicke Zacke Hühnerkacke mit ikonischen Holz-Hühnern gespielt, für die App brauchten wir also etwas mit ähnlich viel Charakter. Unsere Idee: Zeichentrick-Hühner, die in die bunte Hühnerwelt von Zicke und Zacke passen wie angegossen.

Die Hühner zu animieren war dabei eine Herausforderung. Immerhin war das unsere erste Produktion mit Zeichentrick-Elementen. Wir haben uns dann schnell mit einem Trickfilmzeichner aus Berlin zusammengetan, der die Charakterdesigns unseres Illustrators Marcel in bewegte Bilder übersetzte. Marcel orientierte sich dabei wiederum an den Illustrationen des Brettspiels. Am Ende stellte sich heraus, dass Zeichentrick harte Arbeit ist. Jede kleinste Bewegung der Hühner — und sei es nur ein kleines Blinzeln oder Flattern — summierte sich schnell zu etlichen Arbeitsstunden. Und die Hühner bewegen sich ganz schön viel…

Mit Kindern testen

Nur Kinder finden alle Fehler in Kinder-Apps.

Was die reine Logik des Spiels angeht, war das Spiel nach wenigen Tagen in der Prototypen-Phase bereits spielbar. Dieses Gerüst mit Leben zu füllen und die Bedienbarkeit zu perfektionieren, war wie immer der schwerste Arbeitsschritt. Und Bedienbarkeit bedeutet in vielerlei Hinsicht etwas anderes für Kinder, als es das für Erwachsene tut. Ein Fall für Experten:

Wir haben das kurzerhand mit zwei Kindergarten-Klassen zusammen getestet.

Manche Dinge fallen erst auf wenn wirklich Kinderhände mit der App spielen. Wir haben also zwei Kindergärten mit Betaversionen des Spiels besucht, mit den Kindern gespielt und ihnen beim Spielen zugesehen. Sofort fiel uns dabei auf, dass Kinder das iPad anders antippen als es Erwachsene von ihnen erwarten würden.

In der Tat tippen sie auch anders, als es Apple und sein Betriebssystem vorgesehen hat. Wenn ein Kind einen Knopf antippt, bewegt es oft den Finger noch ein wenig, was das Gerät als eine Zieh-Geste interpretiert.Wir mussten uns also daran setzen diese Gesten-Erkennung zu verbessern um sie robust genug für Kinderhände zu machen.

Der erste, frischgeschlüpfte Entwurf

Aber das war natürlich nicht alles. Auch das Interaktions-Design von Zicke Zacke Hühnerkacke ist an einigen Stellen ungewöhnlich. Spielen mehrere Kinder an einem iPad, wird die Stimmung schnell überbegeistert und Chaos droht. Um zu verhindern, dass aus Versehen das falsche Huhn bewegt wird, haben wir einen anderen Weg als den gewohnten gewählt. Die Faustregel ist hier nämlich üblicherweise: Je weniger angetippt werden muss, desto besser ist die Bedienbarkeit. Wir haben jedoch eingebaut, dass das Kind erst einmal sein eigenes Huhn antippen muss, bevor es ziehen darf. Das macht es viel klarer wer dran ist und spielt außerdem mit dem instiktiven Gefühl von “Hey, fass mein Huhn nicht an!” Da das Huhn erst aufstehen muss, um zu ziehen, fühlt sich in der Welt des Spiels dieser Kniff auch nicht umständlich an.

Auch die künstliche Intelligenz haben wir anders gemacht, als wir das gewohnt waren. Bei Lost Cities und Carcassonne haben wir peinlich genau darauf geachtet, dass die KI fair spielt und nicht mehr wissen kann als ein menschlicher Spieler das könnte.

Bei Zicke Zacke Hühnerkacke haben wir aber eine künstliche Intelligenz gebaut, die wohlwollend spielen kann, wie ein Elternteil.

Das einfachste “Computer-Huhn” — wie es unsere Kindergarten Kinder getauft haben — spielt manchmal absichtlich so, dass es eine Karte aufdeckt die dem Kind im weiteren Laufe des Spiels nützlich sein wird. Nicht unbedingt gleich die Karte für den nächsten Zug, aber zum Beispiel die für den übernächsten. Oder den überübernächsten. So wird das Spiel einfacher ohne verdorben zu sein. Und so es gibt nichts schöneres für uns als das zufriedene Kinderlächeln, wenn ein Computer-Huhn besiegt wurde.

Für Eltern

Für Kinder und Eltern. (image credit: breezi.com)

Wir haben uns natürlich nicht nur auf die Kinder konzentriert. Auch die Eltern spielten in unserer Entwicklung eine zentrale Rolle. Also haben wir auch versucht, den Umgang mit der App für Eltern besonders einfach zu machen und ihnen in der App soviel Unterstützung wie möglich anzubieten.

Dafür haben wir eine neue Technologie von iOS eingesetzt, die “Geführter Zugriff” heißt. Schaltet man sie an, kann man das iPad in einer App einschließen. Selbst der Home-Knopf, oder der An/Aus-Schalter benötigen erst eine PIN-Eingabe. Zicke Zacke Hühnerkacke erklärt diesen Modus und benutzt ihn auch um die Anzahl der noch spielbaren Partien zu begrenzen. Ist die Sperre aktiv, wird es nach dem letzten Spiel Nacht und die Hühner schlafen auf dem Misthaufen ein. So kommt man auch nicht in Erklärungsnöte, warum nicht mehr gespielt werden kann: Die Hühner müssen sich ausruhen. Wie das Kind nach dem Spielen mit dem iPad. Wir hoffen mit Details wie diesem wird Zicke Zacke Hühnerkacke auch auf dem iPad zu einem Vergnügen. Für Kinder und für Eltern.

Zicke Zacke Hühnerkacke gibt es ab 12. September im App Store.

Wir hoffen es gefällt euch,

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