Arbeiten während der Corona Pandemie

Tobias Niermann
3 min readMar 17, 2020

Wie kann man das Infektionsrisiko jedes Einzelnen senken und gleichzeitig effektiv weiter arbeiten. Von „Augen zu und durch“ bis „komplette Isolation zuhaus“ — die Bandbreite möglicher Vorsichtsmaßnahmen ist groß. Für Führungskräfte und jeden Einzelnen ist es gerade eine Herausforderung das richtige Maß zu finden. Dieser Text gibt einen Überblick zu möglichen Szenarien.

Wir haben nun ein neues globales Ziel: Die Verlangsamung der Ausbreitung der Corona Pandemie. Warum das wichtig ist, beschreibt der Artikel “Die Wucht der grossen Zahlen” gut.

Die Kanzlerin und der Gesundheitsminister haben zur Mithilfe aufgerufen dieses Ziel gemeinsam zu erreichen. Jedes Unternehmen, ob groß oder klein, überlegt gerade welche Änderungen im Arbeitsmodus helfen, um dieses Ziel zu unterstützen und gleichzeitig das Unternehmen am Laufen zu halten. Viele haben auch bereits gehandelt. Bei der Umstellung immer das richtige Maß zu finden ist nicht trivial. Transparenz und Offenheit können helfen die richtigen Entscheidungen zu treffen. Dieser Artikel soll ein Beitrag zu schnellen Entscheidungen sein, denn die sind jetzt gefragt.

Szenario 1 „Einfach wie gewohnt weiter machen“

Arbeitsplätze und -abläufe zu verändern ist aufwändig. Außerdem fühlt sich die Gefahrenlage für den Einzelnen immer noch mäßig an. Dies könnte zu dem Schluss führen die Parole „Augen zu und durch“ auszurufen. Ein Beitrag zur Verlangsamung der Verbreitung ist dieses Szenario nicht und angesichts bereits kollabierender Gesundheitssysteme in Europa ist dieses Szenario nicht mehr zeitgemäß.

Szenario 2 „Allen Mitarbeitern freistellen, von wo sie arbeiten wollen“

Dieses Szenario ermöglicht größtmögliche Entscheidungsfreiheit für jeden Einzelnen. Es ist ein Szenario ohne Steuerung. Es könnten Gruppendynamiken entstehen, die nicht auf das übergeordnete Ziel einzahlen, z.B. wenn die Meinungsträger dafür plädieren, alles wie gehabt weiter zu machen und somit ein größerer Teil der Belegschaft in Szenario 1 unterwegs ist. Dies kann natürlich ausprobiert werden und bei Fehlentwicklungen auch noch nachkorrigiert werden, was allerdings Zeit kostet.

Szenario 3 „Teamteilung“

Bei diesem Szenario ist wichtig zu verstehen, wie aktuell die Gesundheitsämter vorgehen, wenn es eine Infektion bei jemanden festgestellt wird: Es werden alle Kontaktpersonen aufgenommen und genauso wie der Infizierte in angeordnete häusliche Quarantäne gestellt. Wenn es wie bei vielen agilen Teams die Praktik gibt jeden Tag ein gemeinsames Meeting abzuhalten oder gemeinsam Essen zu gehen, würde bei einer Infektion einer Person aus dem Team das gesamte Team in Quarantäne gestellt werden. Wenn man die Teams generell in 2 Teile teilt und die 2 Teile z.B. abwechselnd im HomeOffice und Büro arbeiten, sinkt das Risiko stark, dass das gesamte Team in Quarantäne gestellt wird. Dieses Szenario sichert insbesondere ab, dass der Geschäftsbetrieb eines Unternehmens aufrechterhalten wird. Das Infektionsrisiko jedes Einzelnen sinkt auch, da mögliche Kontaktpersonen halbiert werden. Bei diesem Szenario empfiehlt sich aber weitere Maßnahmen zusätzlich zu ergreifen, um das Risiko für jeden einzelnen noch weiter zu senken.

Szenario 4 “Ausgewählte Personen arbeiten von zuhause”

Dieses Szenario ist nachträglich ergänzt worden, nachdem einige Unternehmen nur bestimmte Personen ins HomeOffice geschickt haben. Eine große Kanzlei hat z.B. nur die Führungskräfte ins HomeOffice geschickt, alle anderen haben weiter im Office zu erscheinen. In der Telekommunikationsbranche gibt es den umgekehrten Fall: Führungskräfte sowie externe Berater haben im Büro zu erscheinen und dem Rest wurde es gemäß Szenario 2 freigestellt. Bei diesem Szenario ist sicherlich die Signalwirkung zu bedenken: Es kommt der Eindruck auf, dass die Gesundheit nur bei bestimmten Rollen und Positionen wichtig ist.

Szenario 5 „Jeder arbeitet von zuhause“

Diese Maßnahmen kommt schon nahe an die Quarantäne Situation heran und stellt die größtmögliche Mitigation des Infektionsrisikos dar. Ob sich dieses Szenarion für ein Unternehmen eignet hängt von der Art des Geschäfts ab, sowie von dem Reifegrad bezüglich Arbeiten in verteilten Teams. Es braucht etwas Übung, um mit komplett verteilten Teams effektiv zu arbeiten.

Die Informationslage ändert sich gerade jeden Tag, daher gibt es auch hier keine generelle Empfehlung für das eine oder das andere Szenario. Einige wertende Kommentare sind jedoch vorhanden und sollen einer schnellen Entscheidung dienen.

Fazit

Jede Krise birgt auch Chancen. Eine große Chance ist, dass alte Paradigmen durchbrochen werden und neue, modernere Arbeitsweisen sich in dieser Phase etablieren, wovon jeder Einzelne nach durchstandener Krise dauerhaft profitiert.

Mit Offenheit, Mitgefühl und Solidarität können wir es schaffen. Lasst uns die Chance nutzen!

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Tobias Niermann

lives in Frankfurt, works in a digital leadership role, is enthusiastic about creating digital products, encouraging innovation and new work models