An Euch besorgte Bürger

Christian Dingler
3 min readAug 21, 2015

An Euch Heimatschützer, Patrioten, Biedermänner, Brandstifter, Kleingeister, Zukurzgekommene , Verständnisheuchler — ich muss Euch was sagen.

Es ist Zeit, den Mund aufzumachen. Haltung zu zeigen. Denn Ihr, die Lauten, seid in der Minderheit, aber wir, die Mehrheit, schweigt. Ich will das nicht mehr. Wir müssen laut sein. Wir müssen deutlich zu Euch werden. Sehr deutlich.

Sachliche Argumente ziehen bei Euch nämlich nicht. Es gibt eine Menge hervorragende Artikel, die zeigen, warum Eure oft gehörten Argumente falsch sind. Es gibt genug Artikel, die beschreiben, warum Zuwanderung nicht nur gut, sondern auch wichtig ist für Deutschland. Allein, Ihr wollt sie nicht glauben. Oder ihr könnt nicht.

Also anders. Emotionaler.

Diese Haltung: “Die kommen hier her und nehmen uns was weg”. Die Jobs, die Sozialleistungen, was auch immer. Bei all Euren Argumenten scheint ein Motiv durch — ein Anspruchsdenken. Als bekämen “die” etwas, was Euch zustünde.

Lasst mich das ein für alle Mal klar stellen.

Euch steht gar nichts zu. Überhaupt nichts.

Mir übrigens auch nicht.

Das war jetzt übertrieben und nicht ganz richtig. Es gibt doch ein paar Dinge, die uns allen zustehen. Einfach so. Das Recht auf Leben zum Beispiel. Auf körperliche Unversehrtheit und das Recht frei entscheiden zu können, was wir mit unserem Leben anstellen wollen.

Diese Rechte, die jeder von uns hat, nennt man auch Menschenrechte. Vielleicht habt Ihr ja schonmal davon gehört. Menschenrechte, nicht Deutschenrechte. Auch nicht Christenrechte. Schlicht und einfach Menschenrechte. Und die gelten immer und überall. Für jeden.

Das ist nicht viel. Aber es reicht. Es reicht, etwas aus sich und seinem Leben zu machen. Man bekommt nämlich eine Chance. Und wenn man diese Chance ergreift, wenn man dafür arbeitet, dann bekommt man irgendwann auch Sachen. Ein großes Auto. Ein Haus. Ein Smartphone.

Und genau das geben wir den Flüchtlingen, die zu uns kommen. Eine Chance. Und das ist nichts, was Euch weggenommen wird. Denn Eure Chance habt Ihr schon seit Geburt. Es kann sein, dass Ihr zu kurz gekommen seid, aber die Schuld der Flüchtlinge ist das nicht.

Ich weiß nicht, was ich verabscheuungswürdiger finde.

Die Besorgten Bürger oder die verständnisvollen Politiker.

Und mit verständnisvoll meine ich ganz explizit auch die, die ihre Wortwahl nicht sorgsam wählen. Oder sie sogar viel zu sorgsam wählen. Die von einer Flut, von Problemen, von Asylmissbrauch sprechen. Ihr fischt nicht nur am rechten Rand. Ihr seid Brandstifter. Geduldet von einer biederen Pfarrerstochter aus der Uckermark, die schweigen zum Führungsstil erhoben hat. Und Ihr nennt Euch christlich. Das kotzt mich an. Sowas von. Ihr seid eine Schande für die Demokratie und die pluralistische Gesellschaft.

Ich mache da nicht mehr mit. Ich werde einen Brandstifter einen Brandstifter nennen. Einen Faschisten einen Faschisten und einen Nazi einen Nazi.

Ich werde meinen Nächsten verteidigen, für ihn aufstehen und reden. Und ich werde handeln.

Menschlich und emphatisch.

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Christian Dingler

Zwillingsvater. Großstadtmensch. Rock'n'Roll. Food Guerilla. Stratege & Geschichtenerzähler. Kommunikation für Unternehmen. Digital. Cheffe @ www.genuin4.de