Barrierefreie PDF-Dokumente: 1. Nachbericht zum IKT-Forum in Linz

Dominik Buchbauer
3 min readJul 16, 2016

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Am 11./12.7. fand das IKT Forum an der Johannes Kepler Universität Linz statt. Für mich gab es drei Gründe, um an der Veranstaltung teilzunehmen:

1. Um einen Vortrag unseres Dozenten Eric Eggert vom W3C zum Thema WCAG 2.0 zu sehen.
2. Um wieder den schönen Campus meiner alten Uni zu besuchen
3. Und natürlich, um mit meiner Studienkollegin Judith Köck zu plaudern, die extra aus Wien angereist ist.

Zunächst stand ein Vortrag von Markus Erle von Wertewerk zum Thema PDF Accessibility Update auf dem Programm. Wertewerk und axes4 sind Unternehmen, die sich auf barrierefreie PDF-Dokumente spezialisiert haben. Ein interessantes Thema, denn überlegt mal selber, wie oft ihr PDFs nutzt -einmal die Woche oder gar täglich? In jedem Fall ziemlich regelmäßig, schätze ich.

Ich möchte diesen Vortrag zum Anlass nehmen, um generelle Informationen zu barrierefreien PDF-Dateien zu geben, denn darüber hab ich mir bisher noch keine Gedanken gemacht.

Fakten zu barrierefreien PDF-Dokumenten

Nicht nur Content-Strategen sollen für die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen sensibilisiert werden. Dazu gehört auch der richtige Umgang mit PDF-Dokumenten, die man zum Beispiel auf der eigenen Website zum Download anbietet. Wer sich noch nicht mit dem Thema Accessibility beschäftigt hat, kommt eventuell nicht auf Idee, dass PDF-Dokumente unbedingt getaggt werden sollten. Menschen mit Behinderungen, die auf Technologien wie einen Screenreader oder eine Sprachausgabe- und eingabe angewiesen sind, sind aber von getaggten PDF-Dokumenten abhängig.

Der aktuelle ISO-Standard 14289–1 gewährleistet, dass PDF-Dokumente eine universelle Barrierefreiheit aufweisen. Als eine der wichtigsten PDF-Standard-Varianten erfüllt PDF/UA (Universial Accessibility) auch die Richtlinien der Web Content Accessibility Guidelines.

So erstellt und testet man PDF/UA Dokumente

Seit der PDF Version 1.4, die 2001 erschienen ist, können die Ersteller von PDF-Dateien ihre Dokumente mittels Tags strukturieren. Im bereits genannten ISO-Standard, der sich im Laufe der Zeit entwickelt hat, ist aber nicht vermerkt, wie man konkret barrierefreie PDF-Dokumente umsetzt. So hat sich hat die PDF Association diesem Thema angenommen.

Unter anderem sind folgende technischen Anforderungen zu erfüllen:

  • Inhalte bitte mit semantischen Tags auszeichnen
  • Kennzeichnet dekorative Elemente, also Artefakte
  • Die Hierarchie der Tags sollte die Lesereihenfolge berücksichtigen
  • Verwendet unbedingt den Unicode-Standard

Da die verwendeten Tags auf XML basieren, sind XML, wie auch HTML-Kenntnisse, für Content-Strategen, die sich für Accessibility interessieren, nützlich. Im Studiengang Content-Strategie lernen wir beide Auszeichnungssprachen in den Fächern Webtechnik bzw. XML- und Content-Management.

Bei der Erstellung von barrierefreien PDF-Dokumenten können Accessibility-Experten folgende Programme einsetzen (Auswahl):

  • MS Office
  • Open Office Writer
  • Adobe XI Pro
  • axesPDF for Word
  • InDesign CC
  • FrameMaker

Ihr wollt wissen, wie ihr ein PDF-Dokument in Word, axesPDF und in der Vollversion des Adobe Acrobat taggt? Dann findet ihr auf den Seiten der Fernuniversität Hagen gute Anleitungen.

Des weiteren stehen auch Programme zur Verfügung, mit denen Content-Strategen die PDF/UA-Konformität testen können (Auswahl):

  • Adobe Acrobat (z.B. XI oder DC)
  • PAC 2.0 (kostenlos)
  • axesPDF Quickfix

Fazit: Unternehmen sollten barrierefreie PDF-Dokumente einsetzen, um behinderte Menschen nicht von Informationen und Angeboten auszuschließen — auch wenn dies im jeweiligen Land gesetzlich (noch) nicht eindeutig geregelt sein sollte. Für Content-Strategen sehe ich daher die Aufgabe darin, diese Thematik auch aktiv in Unternehmen anzusprechen.


Weitere Informationen:

https://www.einfach-fuer-alle.de/artikel/pdf-fakten-meinungen/

www.pdfa.org

Der zweite Teil des Nachberichts zum IKT-Forum (Vortrag von Eric Eggert) folgt demnächst im offiziellen COS-Blog der FH Joanneum.

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