Neudenkerreise

Stefan Probst
4 min readMay 15, 2017

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Vor kurzem nimmt mich ein i.b Kollege zur Seite und fragt mich, ob es für ihn Sinn machen könnte, die Shiftschool zu besuchen. Er ist bei einem bekannten Vorreiter für Industrie 4.0 im Innovationsmanagement aktiv. Sein Antrieb liegt darin, wann immer möglich neue Wege zu gehen, wofür er gerne die Komfortzone verlässt.

Nach wenigen Minuten ist klar, dass ihn das shift in Shiftschool reizt, aber die school so gar nicht für ihn passt. Weder der damit verbundene monolithische Block an Unterrichtszeiten, um belehrt zu werden, noch die just in case Methode, die vorsorglich auf Verdacht einmal alle gängien Themen rund um Digitalisierung in der ganzen Breite ausliefert.

In diesem Moment ist uns klar geworden, dass wir hier ein neues Format ins Leben rufen wollen, das statt dem klassischen beschult werden das selbstorganisierte Lernen in den Mittelpunkt stellt. Für die Praxis relevantes und wertvolles Methodenkönnen statt theoretischem Fachwissen.

Just in time statt just in case

Mithilfe von just in time wollen wir dabei nicht lehrerhaft beschulen, sondern man erarbeitet sich eigenständig die jeweiligen Kenntnisse genau dann, wenn man sie braucht und auch nur in genau der Tiefe, die dann notwendig und sinnvoll ist, um den nächsten Schritt machen zu können.

Damit rücken wir das Können in den Fokus, das Wissen um die konkrete Umsetzungswege, sowie die Erfahrungen, denen man auf diesem Weg begegnet. Dafür soll eben keine weitere Schule entstehen, sondern unser Netzwerk und unsere Routine mit Open Innovation Methoden werden zum Wegbegleiter.

Innerhalb von kurzer Zeit sammeln wir erste Stationen für unsere Neudenkerreise ein. Anlaufpunkte sind epische Open Innovation Methoden, die in der Umsetzung einen tiefen Einblick erlauben und ein fundiertes Verständnis von den Vorgehensweisen vermitteln zusammen mit einer spannenden Portion Leidenschaft und Begeisterung.

Neudenkerreise zu Open Innovation

Da wir innerhalb vom Innovationsbeirat kein neues Schulsystem ausrollen wollen, liegt unser Augenmerk in der Begleitung der Lernlinge, die sich auf die Reise begeben. Als Survivalpack gibt es eine Landkarte zur Übersicht, wo sich die wichtigsten Anlaufpunkte befinden, wie ein empfohlenes Vorgehen im zeitlichen Ablauf aussehen kann und wo sich die richtigen Peers zum Austausch und zur Vernetzung finden lassen.

Epische Methoden bedeutet aber auch: hier ist jeweils ein wesentlicher Zeit- und Energieaufwand notwendig, um das Reiseziel zu erreichen. Dabei legt sich jeder Lernling individuell seine Bossfights selbst fest. Für jeden davon sind grob zwei Monate angepeilt, so dass im Laufe von einem Jahr ein halbes Dutzend davon in Angriff genommen werden kann:

  • Entwicklung eines freien MOOC auf Wikiversity zu einer Kernkompetenz
  • Durchführen einer Unkonferenz zu einem Innovationsthema
  • Umsetzen von einem bereichs-/abteilungsübergreifenden Booksprint
  • Aufbau eines neuen Geschäftsbereichs mithilfe von Lean Startup
  • Durchführung eines regionalen Global Service Jam Events
  • Bau eines Business Prototypen auf einem Startup Weekend
  • Organisiere abteilungsübergreifende Business Model Canvas Workshops
  • Identifiziere neue Umsatzpotentiale mithilfe von Growth Hacking
  • Organisiere einen unternehmensweiten Innovation Jam
  • Etabliere ein regionales Meetup zu einem Forschungsthema
  • Starte eine Working Out Loud Community im Unternehmen
  • Schreibe einen neuen Wikipedia Artikel zu einem Innovationsthema
  • Baue Prototypen für Gamification Mechanik auf einem Game Jam
  • Starte einen neuen Podcast zu einer Kernkompetenz im Unternehmen
  • Engagiere dich aktiv innerhalb einer Open Source Community

Neue Lösungswege für bestehende Herausforderungen

Wichtigster Grundsatz bei jedem dieser Reiseziele: es soll damit gezielt eine aktuelle Herausforderung im Unternehmen adressiert werden. Somit sind Energie- und Zeitaufwand nicht verloren und gleichzeitig wird die Methode anhand von einem relevanten Ziel erprobt.

Gelingt die jeweilige Expedition so dürfte der Rückhalt in der Organisation entsprechend ausfallen. Wird das Ziel nicht erreicht, so verbleiben dennoch die Erfahrungen und Learnings als Aktivposten in der persönlichen Bilanz.

Das hohe Interesse an der Neudenkerreise hat uns überrascht und lässt uns zugleich lächeln. Ergibt sich daraus doch ein Weg, um unsere besonders geschätzten und oft eingesetzten Open Innovation Methoden für Unternehmen zugänglich und nachvollziehbar zu machen.

Mini Challenges auf dem Weg zum Boss Fight

Gleichzeitig sehen wir die erste Herausforderung für uns selbst — die Bandbreite im Vorwissen um die einzelnen Methoden ist doch deutlich größer, als wir anfangs dachten und nicht jeder traut sich sofort an die epischen Themen.

Um hier dennoch spielerisch die Lust zu wecken, haben wir eine weitere Auswahl an Mini Challenges bereitgestellt, die es erlauben, mit wenig Zeitaufwand einen ersten Eindruck und Vorgeschmack auf die Open Innovation Welt zu bekommen:

  • Tritt einer Meetup Gruppe bei und besuche ein Meetup in deiner Nähe
  • Besuche eine Unkonferenz deiner Wahl, zB. ein BarCamp oder einen Jam
  • Nimm am nächsten Open Coffee Club in deiner Nähe teil
  • Mache einen Sessionvorschlag für eine kommende Unkonferenz
  • Besuche ein Startup Weekend und bringe eine neue Geschäftsidee mit
  • Leg dir einen Wikipedia Account an und mache kleine Verbesserungen
  • Suche dir einen Wikipedia Mentor für eine Einführung zum Schreiben
  • Nimm an einer Service Design Veranstaltung in deiner Nähe teil
  • Mach ein Kick-Off für eine neue Community of Practice im Unternehmen
  • Erstelle auf canvanizer.com einen Business Model Canvas
  • Besuche ein Usergroup Treffen in einem Coworking Space in deiner Nähe
  • Lies ein Kapitel im HR Innovation Booksprint & gib dem Autor Feedback
  • Druck das Open First Manifest aus, hänge es auf und schicke uns ein Bild
  • Hinterlasse Vorschläge für weitere Challenges in der Kommentarfunktion

Diese Mini Challenges dienen als Warm-Up und helfen, herauszufinden, ob man open first denkt. Wählt einen Schwung davon und hinterlasst uns einen Kommentar oder schickt einen Tweet an @ib_neudenker, wenn ihr sie gelöst habt oder auf Schwierigkeiten stosst und Unterstützung braucht.

Working out loud

Das Gesamtkonzept der Neudenkerreise entsteht nach und nach anhand der gemachten Erfahrungen und Erlebnisse. Diese sind Teil der Reise und werden in einem Tagebuch hier auf Medium für alle einsehbar eingefangen: was hat funktioniert, wo gab es Umwege, was waren die größten Hindernisse auf dem Weg, welches des besten Erfahrungen und Learnings?

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Stefan Probst

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