Reply to Hendrik Epe: Chancen von New Work in Zeiten des Fachkräftemangels
https://twitter.com/HendrikEpe/status/1198555685564420101
Stellenabbau per New Work
Ganz platt meine erste Reaktion: New Work hilft in Sachen Fachkräftemangel kurzfristig gar nicht!
Ganz im Gegenteil: Bei der Organisations- und Personalentwicklung in Richtung Eigeninitiative und -verantwortung, schreiben joana breidenbach & bettina rollow ("New Works needs Inner Work") Von etwa 20% Mitarbeitenden, die den Laden verlassen. Vielleicht lässt sich die Zahl mit Fingerspitzengefühl im Management noch irgendwie reduzieren, aus einem Minus wird kurzfristig aber sicher kein Plus.
Mehr Wettbewerb per New Work
Mittelfristig, denke ich, wird sich ein neues, New-Work’isches, Image positiv auf die Marktposition der einzelnen Organisation auswirken. Man wird so neue Leute gewinnen können.
Damit ist in Sachen Fachkräftemangel allerdings noch nichts -- oder zumindest nicht viel -- gewonnen. Es fehlen schließlich Fachkräfte im System, nicht nur bei einzelnen Organisationen.
Und: Ich wage zu bezweifeln, dass der Wert der New Work in Pflege oder Kita bei jenen, die vor der Entscheidung stehen, in das System einzusteigen, einen sonderlich großen Unterschied macht. Obwohl ich hier natürlich einräumen muss, dass "sinnvoller Arbeit mit Menschen" schon immer eine gewisse Attraktivität inne wohnte. Vielleicht können in diesem Sinne Initiativen wie On Purpose tatsächlich etwas beitragen.
Gutes Miteinander per New Work
Ob New Work, wenn es kurz- und mittelfristig nicht so viel bringt, langfristig ein Mittel gegen den Fachkräftemangel ist, ist schwer zu sagen. Prognosen über die Zukunft sind ja eher so Hellseherei und damit nicht mein Fach.
Ich würde allerdings wagen zu behaupten, dass New Work bei der “Arbeit mit Menschen” (ich setze das in Gänsefüßchen, weil es manchmal mehr mit Papier, Excel-Tabellen und E-Mails zu tun hat, als mit Menschen) besonderen Wert im Sinne guten gesellschaftlichen Miteinanders hat und insofern ein zentraler Auftrag der Sozialwirtschaft sein sollte.
Warum?! Wenn bei Bosch oder BMW oder anderen Eigeninitiative und -verantwortung alltäglich gelebt und eingeübt wird, hat das bestimmt Einfluss auf die Menschen, die da arbeiten. Wenn es in Organisationen der Sozialwirtschaft (und perspektivisch auch der öffentlichen Verwaltung) gelebt wird, wirkt es darüber hinaus auch auf die Menschen, mit denen da gearbeitet wird.
tl;dr: Man besinne sich auf die Werte, um die es wirklich wirklich geht. Dann klappt’s auch mit den Fachkräften.