Wie die Kronen Zeitung beim FPÖ-Wahlkampf mithilft

FPÖ Watch
3 min readJul 31, 2016

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Montage mit Fotos von Wikimedia Commons (Trainler & Franz Johann Morgenbesser), Flickr (Multimedia-Blog Bundespraesident.in) / Lizenz: CC BY-SA 2.0

Seit Jahren versucht die Kronen Zeitung mit diversen Kampagnen Politik zu betreiben. So verhalf sie zum Beispiel Hans-Peter Martin zu einem fulminanten Sieg bei den Europawahlen 2009. Auch das Erstarken der FPÖ wird von manchen der Berichterstattung in der Kronen Zeitung zugeschrieben.

Bei der zweiten Stichwahl zur Bundespräsidentschaft zwischen dem FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer und van der Bellen drängt sich der Verdacht auf, dass die Kronen Zeitung explizit Wahlkampf für die FPÖ betreibt.

In der Sommer-Ausgabe des “Fleisch-Magazins” sind wir auf ein Interview mit dem Krone.at-Chefredakteur Richard Schmitt gestoßen. In diesem erklärt er, dass Krone.at gezielt Artikel veröffentlicht, die inhaltlich darauf aufbauen, dass sie von FPÖ-Chef Strache auf Facebook geteilt werden:

Aber genauso wichtig ist, dass ich am Mittwoch oder Donnerstag auf Facebook einen Aufreger habe. Wenn Strache einen normalen Bericht von uns auf Facebook teilt, dann merken wir, das haut die Quote auf das 1,5-Fache hoch. Und umgekehrt kriegt er natürlich auch mehr Traffic, wenn wir ihn pushen.

Er meint zwar im Interview, dass andere Parteien auch die Möglichkeit hätten in der Krone ihre Geschichten zu platzieren, aber merkt auch an, dass nur der Facebook-Auftritt von Strache eine brauchbare Reichweite hat.

Aus diesem Grund ist es auch nicht verwunderlich, dass Krone.at Artikel veröffentlicht, die schlussendlich auch auf Straches Facebook-Seite landen. Die Krone ist mit Abstand die beliebteste Quelle von Strache.

Richard Schmitt wird deshalb auch direkt von Strache gelobt. So postet der FPÖ-Chef am 25. Juli 2016 einen Kommentar des Journalisten mit den Worten: „Großen Respekt vor dem Redakteur. Exzellent und treffend auf den Punkt gebracht!“

Am 27. Juli 2016 veröffentlichte der Chefredakteur der NZZ.at, Michael Fleischhacker, einen Kommentar in dem er davon ausgeht, dass Alexander van der Bellen die Bundespräsidentenwahlen verlieren wird. Der van der Bellen kritische Kommentar wurde innerhalb weniger Stunden in einem Artikel von Krone.at zusammengefasst. Das ist unüblich. Wie eine Suche bei Krone.at zeigt, war dies das erste mal, dass ein Artikel von Fleischhacker nacherzählt wurde. Auch andere Kommentare von NZZ.at wurden niemals bei der Krone republiziert. Aus diesem Grund wunderte sich auch Fleischhacker über das Vorgehen von Krone.at.

Es scheint so als würde die Kronen Zeitung hier die Pressearbeit des FPÖ-Wahlkampfteams übernehmen

Ein aktueller Artikel von Richard Schmitt zeigt ebenfalls dieses zweifelhafte Vorgehen auf. In dem Text “Finanzieren Wiener Grüne Erdogans Muslimbrüder?” erklärt Schmitt, dass eine Studie, welche von Farid Hafez, auch von den “Grüne Migrantinnen Wien” (neben dem Land Salzburg und Wien) mitfinanziert wurde. In dem Artikel stellt er den Verdacht auf, dass Hafez der Muslimbruderschaft nahesteht.

Obwohl es nur Vermutungen sind, stellt Schmitt dies in einen Zusammenhang mit Alexander van der Bellen, der nichts mit dieser Studie zu tun hat:

Screenshot Twitter

Die FPÖ lässt sich diese Geschichte nicht entgehen und “pusht” den Artikel auf Facebook:

Screenshot Facebook

Die Kronen Zeitung macht die tendenzielle Berichterstattung vermutlich nicht nur aus ideologischer Nähe zur FPÖ, sondern sie bereitet sich auf eine zukünftige Machtübernahme der FPÖ vor.

Die FPÖ liegt bei vielen Meinungsumfragen voran und könnte bald die Geschicke des Lands führen. Gleichzeitig schrecken die Freiheitlichen nicht zurück “eigene” Medien zu kreieren um eine positive Berichterstattung zu ermöglichen. So wird das rechte Online-Magazin Unzensuriert von der FPÖ mitfinanziert und auch kürzlich wurde das recht erfolgreiche Magazin Wochenblick mit Hilfe der FPÖ gegründet.

Richard Schmitt hat aus diesem Grund auch Magazine wie “Unzensuriert” als Konkurrenz erkannt und richtet die Blattlinie dementsprechend aus.

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