FRANK TENTLER
2 min readMar 4, 2018

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Ich mag WeChat.

Gut, ich bin dort völlig alleine. Niemand spricht mit mir. Niemanden finde ich, der sich dort in irgendeiner Form mit mir über irgendein Thema unterhalten will. Aber ich beobachte. Schau mir die Technik an. Schaue mir die Beiträge an. Übersetze sie mir notfalls via Google Übersetzer. Und staune. Ich staune über die einfache und sinnvolle Nutzer-Oberfläche. Ich staune über die Möglichkeiten, die ich hätte, würde ich ein soziales Netzwerk wie WeChat in Deutschland nutzen können. Ich lese viel über WeChat und seine Nutzer. Ich lese, dass den allermeisten Nutzern egal ist, dass hinter WeChat ein umfangreiches Datenprojekt steht, mit dem prinzipiell jeder Nutzer mit einem sozialen Punktesystem gekoppelt werden kann. Oder bereits wird. Das ist nicht klar. Aber die Daten, die über WeChat generiert werden, werden dazu genutzt, um Menschen auszuspionieren. Aber das scheint den Nutzern egal zu sein. Allgemeiner Tenor: da ich nichts mache, was ein Verbrechen wäre, ist mir das völlig egal!

WeChat ist das beste soziale Netzwerk, dass ich kenne. Würde ich in China leben, würde ich es selbstverständlich nutzen. Um mich zu unterhalten. Um darüber einzukaufen. Um darüber Gruppen zu führen, in denen ich mich mit anderen zu definierten Themen tief und intensiv austauschen kann. Wahrscheinlich wäre mir auch egal, ob ich damit meine sozialen Bewertungen beeinflusste, die der Staat über mich sammelt.

Zum Glück bin ich nur ein stiller Beobachter auf WeChat. Keiner spricht mit ihm, keiner interessiert sich für ihn, er ist allen egal.

Ich liebe das Cover-Bild von WeChat. Die ganze Welt vor mir. Und genau so fühlt sich WeChat auch an. Wieso baut eigentlich niemand etwas ähnliches für den Westen?

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Dieses Video gibt einen guten Einlick in WeChat:

https://youtu.be/EF-E841WYe4

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