Die Taxi-App ist nur der Anfang

Peer to Peer Economy verändert die Wertschöpfung

Habbel
3 min readJun 20, 2014

von Franz-Reinhard Habbel

Laut eines Berichtes des Magazin „SPIEGEL“ wurde Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt von einzelnen Ländern aufgefordert, der umstrittenen Taxi-Apps von Uber und WunderCar durch eine bundesgesetzliche Regelung Einhalt zu gebieten. Verbote müssen her. Damit gewinnt der Streit um das Taxi 2.0 an Schärfe.

Es wird deutlich, wie hergebrachte Geschäftsmodelle abrupt durch die Möglichkeiten der Digitalisierung unter Druck geraten. Die eigentliche Frage im Fall Uber ist, wie die Digitalisierung als Chance für neue Mobilitätsformen genutzt werden kann. Dies sollte bei der Debatte im Vordergrund stehen.

Grundsätzlich betrachtet, ist das Geschäftsmodell von Uber eine Projektionsfläche für eine neue Form des Wirtschaftens, nicht die des Teilens wie in der Sharing-Economy, sondern die des Bereitstellens von eigenen Ressourcen in Wertschöpfungsprozessen. Damit ist eine Peer to Peer Economy gemeint. Ihr Anteil wird künftig wachsen.

In Wahrheit geht es bei dem Taxistreit um eine Erweiterung der Möglichkeiten in der Wirtschaft

Das Unternehmen Uber ist ein Vorbote einer neuen Peer to Peer Economy, die Potenziale von Nutzern in immer neuen Konstellationen zu Dienstleistungen zusammenbringt. Die Umsetzung von Klimazielen, die Minimierung von Ressourcen, mehr Nachhaltigkeit und mehr Effizienz finden hierin ihre Entsprechung, weil sie von immer mehr Bürgerinnen und Bürgern gewollt werden. Das macht das Ganze so spannend.

Vorboten haben es in der Geschichte aber immer schwer, oftmals werden sie als Störenfriede betrachtet. Mit dem Unternehmen Uber wird nur das fortgesetzt, was Apple, Google und Facebook der Welt längst brachten: Disruption und damit auch die Chance auf Neuausrichtung. Deshalb lässt sich Uber auch nicht durch Verbote aufhalten.

In der vor uns liegenden Peer to Peer Economy findet eine ständige dynamische Selbstorganisation der Potenziale statt. Kundenbedarfe treffen auf transparenten Plattformen auf Kundennachfrage. Nicht mehr nur von Unternehmen vorgehaltene Angebote, wie zum Beispiel Taxis, bestimmen die Logistik des Transports, sondern Fahrzeuge der Marktteilnehmer und damit der Kunden selber. Das ist wesentlich effizienter, ressourcenschonender und nachhaltiger. Die Vorhaltung von Fahrzeugen entfällt weitgehend. Die Digitalisierung macht die dafür notwendige Transparenz, die Peer to Peer Verbindungen und die Echtzeitkommunikation zwischen allen Beteiligten erst möglich. Das ist das eigentliche Neue. Selbstorganisation und Selbsthandeln sind die Folgen davon. Bisherige Unternehmen werden damit zu Kundenunternehmen.

Die alten Anrufsäulen bröckeln, sie werden immer weniger genutzt im Zeitalter mobiler Kommunikation Foto: Habbel

Hinterm Horizont wird’s spannend

Auch für die Kommunen ergeben sich daraus Veränderungen, insbesondere was die Infrastrukturen betrifft. Aktivitäten auf der Basis einer Peer to Peer Economy haben das Potenzial, Smart Cities von unten her zu entwickeln, in dem Zivilgesellschaft und lokale und regionale Unternehmen eigene Ressourcen zur Stadtentwicklung bereitstellen und miteinander vernetzen.

Die Bürgerinnen und Bürger sind es schlussendlich, die ihre Stadt smart machen

Die Effizienzvorteile bei möglicher Selbstorganisation von Dienstleistungen durch Bürger und Unternehmen, quasi in Eigenregie, werden hoch sein und angesichts der Haushaltslagen Wirkung zeigen und ausgeschöpft werden.

Feste Standorte, wie sie zum Beispiel Schulgebäude darstellen, kosten Geld für Bau, Unterhaltung und Betrieb. Organisieren sich nun Lernwelten außerhalb der Gebäude, in dem zum Beispiel Aufenthaltsorte von Schülerinnen und Schüler oder sonstige insbesondere kulturelle oder soziale Einrichtungen zu Lernorten werden, dann reduzieren sich die Hardwarekosten in Beton und Eisen. Aufgabe des Schulträgers wäre es dann, den Zugang zu Bildungs-Clouds sicherzustellen, Lernorte zu identifizieren, sie mit einander zu vernetzen und mit ergänzendem Wissen digital zu versorgen sowie das Management zu organisieren. Flexible Lernwelten würden entstehen, je nach Bedarf immer wieder aus verschiedenen Teilen neu zusammengesetzt. Bürgerinnen und Bürger könnten mitwirken, Lernorte zu finden oder zu beschreiben und die Informationen auf einer Map im Netz selbst kartieren. Die Entwicklung könnte noch weiter gehen in dem an den verschiedenen Lernorten digitale Lehr- und Lernmaterialien durch Printing on Demand oder 3-D-Druck in Gegenstände wieder zurückverwandelt werden. Zeitaufwendige Transporte würden entfallen, Ressourcen geschont.

Wirtschaft von unten schafft Wachstum und stärkt Orte und Regionen.

Siehe auch Beitrag von Habbel “Die Angst de Taxifahrer vor dem Smartphone

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