Mitten im Konkurrenzkampf mit Katzenvideos und Selfies

El_Hie
4 min readMar 31, 2017

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In letzter Zeit haben mich Viele gefragt, was ich Neuartiges studiere und was man damit macht. Nun ist es Zeit für eine Erklärung, die zwar nicht wissenschaftlich, aber dafür anschaulich ist. Weil eine Definition alleine nicht ausreicht, zeige ich euch, wo Content-Strategie zum Einsatz kommt. Vor einer Website mit “Herzlich willkommen bei…” laufen Leser schreiend davon, so viel verrate ich schon einmal. Und Katzenvideos sind viel gefährlicher, als ihr denkt.

Bevor es tiefer ins Thema geht, hier die versprochene Erklärung für alle “Nicht-Content-Strategen” und für alle, die Content-Strategen werden möchten und es noch nicht wissen.

Zu Content-Strategie gibt es noch keinen Duden-Eintrag. Content ist dafür schon eingetragen.

Content-Strategie heißt es im Deutschen oder Content-Strategy im Englischen [ˈkɒntent ˈstrætəʤi]*.

*(Achtung: Ins Telefon genuschelt kommt da sehr leicht “Tragedy” raus, was zwar zu amüsanten Diskussionen über das Studium führt, jedoch nicht zielführend ist.)

Wer schon einmal bei einer Inventur mitgearbeitet hat, oder zumindest den Frühjahrsputz übergründlich macht, weiß wie wichtig es ist einen Überblick darüber zu bekommen, was bereits/noch vorhanden ist. In der Content-Strategie geht es um einen Überblick zu Inhalten (Fotos, Videos, Texte, Infografiken,…). Die “Inventur” durch Content-Strategen geschieht beispielsweise auf einer Website oder in einem Social Media Channel. Grundsätzlich kann das jeder Ort und Channel sein, in dem Content platziert ist.

Löschen, Ersetzen oder Überarbeiten?

Die Inhalte bekommen Bewertungen dahingehend, wie gut man sie findet, wie ihre Qualität aussieht und ob sie einen Sinn oder Mehrwert stiften. Daraufhin folgt die Entscheidung, welche Inhalte eine Überarbeitung brauchen, neu “produziert” oder “entsorgt” werden müssen. Ein Inhalt der im hintersten Winkel einer Website verstaubt und nie mehr auffindbar ist, bringt genauso wenig wie ein Inhalt, den man liest und nach dem Lesen nicht das Gefühl hat, wesentlich mehr erfahren zu haben.

Was bisher geschah im Studiengang Content-Strategie/Content-Strategy

Semester 1 ist vorbei, Semester 2 ist voll im Gange und das Resultat daraus sind 4 Content Audits (sowohl quantitativer, als auch qualitativer Art). Content Produktion stand ebenso schon auf dem Plan. Videos und Blogbeiträge kamen dabei heraus. Und bereits bestehender Content bekam eine Auffrischung, um noch lesenswerter zu sein.

Eigenlob stinkt — Personas bestätigen das

Was mir seit längerem bekannt, nun aber noch viel bewusster ist: Leser/Kunden/Bewerber/Interessenten/Käufer wünschen für sich selbst relevante Inhalte.

Kein Leser freut sich über eine Unternehmenswebsite mit “Herzlich willkommen bei der Firma AB. Wir sind Marktführer im Bereich C. Was uns auszeichnet ist unsere innovative Ausrichtung. Kaufen Sie unser Produkt D. Es ist das beste, das es auf dem Markt gibt. Und übrigens sind wir ein Top-Arbeitgeber, denn bei uns bekommen Sie ein marktkonformes Gehalt E.”

A, B, C, D und E können beliebig ausgetauscht werden. Jedes Unternehmen ist ein bisschen innovativ und hat natürlich die besten Produkte weltweit — sicherlich ein Grund stolz zu sein. Nur mit solchen Botschaften, kommuniziert selbst das beste Unternehmen vorbei am Kunden. Knapp daneben ist leider auch daneben.

Kleiner Tipp: oft hilft es die Zielgruppe einfach zu befragen, was sie sich wünscht und worauf sie Wert legt. Daraus entwickelt man Personas (Buyer Personas im Marketing, candidate personas im Recruiting), dann fällt es leichter die Zielgruppe(n) zu verstehen und für, anstelle gegen sie zu kommunizieren.

Aus Alt mach neu — Content-Archäologie

Nicht nur die Produktion neuer, zielgruppenrelevanter Inhalte ist Teil der Content-Strategie, auch das Überarbeiten und Wiederverwerten von Content gehört dazu. Eine Aktualisierung oder eine Aufbereitung für einen neuen Channel lässt Inhalte in neuem Glanz erscheinen. Und die Content-Archäologie lässt einem in der Content Historie wahre Schätze finden. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, welche Inhalte zuvor bereits Massen begeistert haben und es definitiv wert sind, nochmals ausgespielt werden.

„Mehr Content ist nicht = gute Content-Strategie. Wir sollten auf Aktionismus verzichten!“, so Klaus Eck.

Klaus Eck hat an der FH Joanneum einen sehr spannenden Vortrag über Content-Archäologie gehalten und hier gibt es noch mehr Input zum Thema.

Content-Archäologie ist auch ökonomisch, die Erstellung von Inhalten kostet Geld. Inhalte verdienen daher eine Mehrfachnutzung. Sie müssen erneut auf unsere Bildfläche — welche sehr klein und von kurzer Dauer ist. Auf Twitter beträgt die Zeitspanne, in der Inhalte sichtbar sind meist nur 18 Minuten. Nicht nur die Zeit verdrängt Inhalte, auch Katzenvideos und Selfies vertreiben den eigenen hochwertigen Content aus der Timeline. Geheimrezepte um das Match gegen Katzenvideos und Selfies zu gewinnen, lauten:

Finde eine Headline — die alle vom Hocker haut.
Meistens wird nur die Headline gelesen. Die Entscheidung ob auf den gesamten Beitrag geklickt wird, passiert in Social Networks in Sekundenschnelle. Blubb… geplatzt ist der Traum davon, einen weiteren Leser für meinen Inhalt zu begeistern. Der Finger swypt am Smartphone nach oben und weg ist der Beitrag, wenn die Headline nicht überzeugt. Tipp: investiere viel Zeit in deine Headline, dann hat dein Content eine Chance auf Wahrnehmung.

Erzähle eine Geschichte…
Wir wachsen mit Märchen und Geschichten auf — und begeistern uns auch in späteren Jahren für Geschichten. Geschichten können uns fesseln. Im Idealfall fühlen wir uns hinein versetzt in eine Geschichte — vielleicht sogar als Held. Jedenfalls braucht ein Beitrag gutes Storytelling, um zu Fesseln, um zum weiterlesen zu animieren. Sonst gilt auch hier blubb… geplatzt der Traum vom Leser, der den Beitrag zu Ende liest. Der Mausklick auf Zurück passiert — so schnell kann man gar nicht schauen.

Du verdienst dein Geld mit Katzenvideos und hast nun Angst vor Content-Strategie bekommen? Dann schreibe mir gerne einen Kommentar zum Beitrag. ;) Kommentare jeder Art sind jedenfalls sehr erwünscht!

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El_Hie

Alumni Content-Strategy @ FH Joanneum (Graz) | Content-Strategie & PR