Trickkiste fürs Usability Labor

El_Hie
2 min readJul 7, 2017

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Tschüss unprofessionelles Verhalten

Im Mai 2017 verschlug es mich zum ersten Mal in ein Usability Labor — bei der hochkarätigen Agentur DigitasLBi in London. Für alle die noch nie in solch einem Labor waren: stellt euch das ungefähr so vor, wie ein polizeiliches Verhör-Zimmer — sicherlich bekannt aus Tatort und CSI. Ein wenig netter ist es im Usability Labor allerdings schon. ;) Warum Lachen dort dennoch verboten ist, erfährt ihr gleich. Eine verdunkelte Scheibe trennt jedenfalls den Beobachter und den Beobachteten. Zwei Räume — einer beleuchtet und einer stockfinster und eine nervöse Testperson — so sieht die Ausgangssituation aus. Danach kann man viel richtig, aber auch viel falsch machen.

Im Beobachtungsraum

Licht aus!

Auch wenn eine verdunkelte Glaswand dazwischen ist, sieht der Beobachtete störende Lichtquellen oder Bewegung.

Notizen auf kleinen Geräten erstellen!

Bevor der 17 Zoll Bildschirm zu viel Licht abgibt, besser auf das Smartphone für Notizen umsteigen.

Technik-Check first!

Funktionieren die Mikros und ist somit hörbar was das Gegenüber sagt?

Leise sein!

Ebenso wie die Testperson störendes Licht sieht, hört sie auch störende Geräusche und laut Gesprochenes — Verunsicherung ist vorprogrammiert.

Energiekick zum Wachbleiben!

Dunkelheit, zahlreiche Testpersonen und Stille — eine schlechte Kombination. Die Müdigkeit im Beobachtungslabor lässt sich nicht vermeiden. Daher ausreichend Schlaf im Vorhinein, Koffein und für zwischendurch kleine Snacks, die einfach im Dunkeln zu essen sind.

Die Must haves und Must dos fürs Usability Labor: Smartphone für Notizen, Snacks und ein korrektes Verhalten der Instrukteure. Licht abdrehen nicht vergessen (auf der Beobachterseite!!!).

Umgang mit der Versuchsperson

Eisbrecher!

Die Testsituation in einer fremden Umgebung wirkt durchaus einschüchternd auf die Testperson. Damit sich die Testperson dennoch wohl fühlt und weniger nervös in die Testphase geht, braucht es lockeren Smalltalk. (Ganz klassische Fragen zum Befinden der Testperson, zur Auffindbarkeit des Labors, zur Vorerfahrung mit Experimenten, …).

Schweigen unterbrechen!

Die Testperson soll bestimmte Tasks auf einer Website ausführen und sagt nichts dazu. Wertvolle Infos bleiben im Verborgenen. Daher immer und immer wieder die Testperson dazu animieren, dass sie ihre Probleme, Wünsche oder ihre Vorgehensweise laut kommentiert.

Wertschätzung und Dankbarkeit!

Von Beginn an muss der Instruktor der Testperson Wertschätzung entgegen bringen. Das heißt ebenso: Auslachen der Testperson oder sich lustig machen über die Handlungen sind absolute No-Gos. Ebenso hilft es, ihr zu versichern, dass sie einen wertvollen Beitrag leistet und es kein Richtig oder Falsch gibt.

Neutralität auf der gesamten Linie!

Der Instruktor kennt meist den Weg bereits, den ein User ausführen muss um das Experiment erfolgreich zu absolvieren. Jedoch darf er keinerlei Tipps geben, wo was zu finden ist. Auch Kommentare zur Dauer der Handlungen sind unangebracht.

Beachtet diesen Survial-Guide, dann kann nicht mehr viel schief gehen.

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El_Hie

Alumni Content-Strategy @ FH Joanneum (Graz) | Content-Strategie & PR