Homöopathie in der Veterinärmedizin

Die Homöopathie erlebt in der Behandlung von Nutztieren einen regelrechten Boom.

Homöopathie Themendienst
4 min readJun 17, 2017

Dass Produkte eines Tieres nach Beendigung einer konventionellen Medikation eine Zeitlang nicht verkauft werden dürfen, ist für Landwirte einer der Gründe, es im Falle von Erkrankungen der Nutztiere zunächst mit Homöopathie zu probieren. Sowohl in der konventionellen Massentierhaltung als auch auf biologisch arbeitenden Höfen macht man dabei zunehmend die Erfahrung, dass mit der Homöopathie oft die gleichen Ergebnisse erzielt werden wie mit der konventionellen Medizin. Und so entschließen sich immer mehr Landwirte, es im Rahmen der einschlägigen Leitlinien und Empfehlungen zunächst erst einmal mit Homöopathie zu versuchen, bevor man auf synthetisch-chemische Wirkstoffe setzt.

Antibiotika-Resistenzen erfordern ein Umdenken

Aus der Perspektive der konventionellen Betriebe steht dabei der besagte ökonomische Aspekt im Vordergrund, dass keine Wartezeiten beim Verkauf entstehen. Aber auch Antibiotika-Resistenzen sind ein großes Thema. Die Wunderwaffe der Medizin ist über Jahrzehnte viel zu oft tonnenweise im Futter und auch zur Mast eingesetzt worden.

Wir stehen aufgrund des unverantwortlichen Umgangs mit Antibiotika auch in der Massentierhaltung an der Schwelle eines post-antibiotischen Zeitalters, in dem Nutztiere wieder an einfachen Infektionen sterben. Das stellt die gegenwärtige Konzeption von Antibiotikagabe in der Massentierhaltung grundlegend in Frage. In China finden sich schon in einem Fünftel der untersuchten Tiere resistente Bakterien, wie chinesische Forscher in einer Lancet-Studie im Februar 2016 veröffentlichten.

Das Problem wird auch von der Politik mit Sorge gesehen

Norbert Lins, Mitglied des Europäischen Parlaments, Ausschuss für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit

In Bezug auf die Massentierhaltung wurde im Frühjahr 2016 im europäischen Parlament über die Homöopathie in der Tiermedizin beraten. Norbert Lins formulierte den Standpunkt der CDU/CSU im EP:

„Das Ziel ist, dass im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen, kurz AMR, für Tierhalter wirksame Medikamente verfügbar sind und wir Alternativen zu antimikrobiellen Wirkstoffen haben. Aus diesem Grund bin ich absolut überzeugt, dass auch im Veterinärbereich die Homöopathie gute komplementäre oder gar alternative Medikamente liefert und so zur Eindämmung von AMR beiträgt.“

In der offiziellen Bio-Verordnung heißt es deshalb auch, dass Nutztiere auf Bio-Höfen vorrangig homöopathisch oder phytotherapeutisch behandelt werden müssen. Die Bundesregierung ist für eine „möglichst große Vielfältigkeit in der Tiermedizin“ — und will sich auf EU-Ebene für Erleichterungen für Homöopathie in der Tiermedizin einsetzen, wie die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Maria Flachsbarth (CDU) im Juni 2016 sagte.

Sinnvolle Ergänzung der konventionellen Veterinärmedizin

Laut der Gesellschaft für ganzheitliche Tiermedizin sind homöopathische Arzneien praktisch frei von Nebenwirkungen und Rückständen. Die Tiere sind sehr schnell bei gutem Allgemeinbefinden, sie erholen sich schneller, die Eigenregulation wird angeregt und unterstützt, die Tiere sind weniger krankheitsanfällig. Homöopathika sind keine Gefahr oder Belastung für die Umwelt, sie bilden praktisch keine Rückstände und sind daher auch für lebensmittelliefernde Tiere von großem Interesse und in der biologisch-ökologischen Tierhaltung unverzichtbar.

Doch auch jenseits der Nutztierhaltung ist die Homöopathie bei der Behandlung von Haustieren etwa bei Hundehaltern oder in Pferdeställen weit verbreitet. Bei den Kleintieren können nicht nur Hund und Katze, sondern auch Heimtiere wie Meerschweinchen, Kaninchen, Goldhamster, alle Vögel, aber auch Exoten und Fische (von Spezialisten) behandelt werden.

Es gibt für die homöopathische Veterinärmedizin auch die entsprechende ärztliche Ausbildung. Die einzelnen Landestierärztekammern fordern zur Erlangung der Zusatzbezeichnung Homöopathie für Tierärzte nach Erlangung der Approbation bestimmte Voraussetzungen (u.a. 120 bis 150 Stunden Theoriefortbildung sowie praktische Zeiten oder Praxisassistenzen). Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) bietet hier sowohl Kurse zu den theoretischen Weiterbildungsinhalten wie auch Fallseminare, die von den einzelnen Tierärztekammern in der Regel anerkannt werden. Auch die Erlangung eines Homöopathie Diploms des DZVhÄ für Tierärzte ist möglich und folgt dann den gleichen Ausbildungsvoraussetzungen wie das Diplom der Humanmediziner.

Hinweis: Homöopathischer Weltärztekongress

Vom 14.-17. Juni 2017 findet in Leipzig der 72. Homöopathische Weltärztekongress (LMHI-Kongress) statt. Thema des Kongresses ist die wissenschaftliche und therapeutische Vernetzung der Homöopathie mit anderen ärztlichen Disziplinen und Fachgesellschaften, unter anderem mit dem Ziel, Patienten mit Mehrfachdiagnosen oder schweren chronischen Erkrankungen leichter individuelle Therapiemöglichkeiten bereitstellen zu können. Das wissenschaftliche Programm des Kongresses umfasst neben vielen Themen auch sieben Vorträge zum Thema Veterinärmedizin:

  • A study of chronic teat fibrosis in bovines treated with homeopathy. By Surjit Singh Makkar, India
  • Prevention and management of scabies in pets vis-a-vis human health. By Surjit Singh Makkar, India.
  • Leishmaniosis, Symptoms and concepts of a homeopathic treatment in animals. By Stefan Kohlrausch, Spain.
  • Splenic hemangioma stable for several months with kalium bromatum and micro immunotherapy. By Arlette Blanchy, Belgium.
  • Prevention of anthrax epidemic in sheep and goats with anthracinum 200. By Bala Krishna Dabbir, India.
  • Two cases of cannabis indica with discussion of the remedy. By Edward De Beukelaer, United Kingdom.
  • Mastitis in livestock — homeopathy versus allopathy. By Kamal Jindal, India.

Näheres entnehmen Sie bitte dem detaillierten Kongressprogramm. Für Rückfragen zu den einzelnen Themen stehen wir gerne zur Verfügung.

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Homöopathie Themendienst

Ein Informationsdienst des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) Kontakt: Björn Bendig, bjoern.bendig@dzvhae.de