Iron Fist auf Netflix — Ein Unfall bei dem man nicht wegsehen kann

Humor is Art
5 min readMar 23, 2017

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Foto: Marvel Studios
Foto: Marvel Studios

*** Spoiler-Alert: Um mich richtig über die Serie aufregen zu können, muss ich natürlich ein paar Details preisgeben. Ich gebe mir Mühe nichts überraschendes zu verraten, aber das Lesen macht sicher eh am meisten Spaß, wenn ihr ein paar Folgen gesehen habt. Und bitte lasst mich in den Kommentaren wissen, was ich noch vergessen habe — zusammen macht haten am meisten Spaß! ;)

Die Beziehung zwischen der Serie Iron Fist und mir kann man am besten mit einer Hassliebe beschreiben. Nur ohne Liebe. Ich weiß auch nicht, warum ich die eigentlich noch schaue. Ich rege mich auf, sobald Danny Rand auch nur den Mund aufmacht. Oder eine seiner wurstigen Tau-Chi-Übungen macht.

Als Danny Rand spielt Finn Jones eigentlich nur zwei Emotionen

Und das sind: “dumm-naiv” und “dumm-wütend”

Mit etwas gutem Willen könnte man noch dumm-traurig. Und dumm-verwirrt hinzufügen. Ich verstehe es einfach nicht. Ist er nicht ein gestählter Mönch mit millionen Stunden Meditation? Sollte einen das nicht irgendwie auch ein Stück weise machen? Erzählt ein weiser Mönch einem Psychiater, der über seinen Geisteszustand entscheiden soll, dass er in einem mystischen Kloster trainiert hat, dass er mit seiner leuchtenden Chi-Faust beschützen soll, es aber gerade nicht kann? Bei der Szene hätte ich auch fast meine Tür aus den angeln gehauen.

Nur Danny, mal wieder dumm-naiv.
Danny, mal wieder dumm-naiv.

Ich bin selbst großer Fan von Kampfsport und Kampfkunst und verehrte die Bewegungen der Kung-Fu Stile. In mir zieht sich wirklich alles zusammen, wenn Danny eine seiner Tai-Chi-Übungen macht oder, noch schlimmer, sich vor einem Gegner in “Kampfpose” begibt. Finn hat ganz offensichtlich genau drei Wochen vorher angefangen diese Bewegungen zu lernen und noch überhaupt kein Gefühl dafür.

Und ich habe noch nie jemanden so angestrengt meditieren sehen, wie die “Iron Fist”. Und dieser jemand hat alle Prüfungen zum Verteidiger von K’un-Lun bestanden?

Häh? Warum macht er nicht einfach XY?

Und da kommen wir zum Hauptproblem der Serie. Die Entscheidungen und Reaktionen der Charaktere sind oft ein wenig unverständlich. Da sind Dannys wütende Ausbrüche, und man denk: “Man du Idiot, lass sie doch mal ausreden”. Mir ist sein Charakter nicht klar, warum ist er so ungehalten, wenn er doch diese krasse, mental auch fordernde Ausbildung hinter sich hat? Und warum erzählt er seinem Psychiater von dem Tempel in einer anderen Dimension? Au mann.

Manchmal ist es aber auch nicht nur Finn Jones’ Schuld. Die Dialoge sind einfach plump geschrieben. Alles geht viel zu schnell. Die Figuren haben überhaupt keine Gelegenheit Dinge zu erkennen und zu verstehen, sie platzen immer sofort raus damit:

“Ah, Ward, du hast ein Drogenproblem, du musst jetzt irgendwo weit weg gehen”
“Das Board hat uns aus der Firma gevoted, wir müssen jetzt sofort etwas dagegen tun”

Mehr “Zeigen” und nicht so viel “Sagen”

Anstelle die Figuren durch für den Zuschauer verständliche Entwicklung und Emotionen zu schicken, platzen alle immer gleich mit der Erklärung raus.

Und ich finde selbst das Bühnenbild ist oft ein bisschen unterkomplex. Diese Penthousewohnung von dem Vater hat schon sowas supervillan-mässiges, da ist es fast immer dunkel und regnet. Und das dieser Assistent irgendwann dran glauben muss, war ja auch sofort klar.

Und ist euch diese Szene aufgefallen, in der Ward abends vor seinem Computer sitzt? Was für eine Software läuft denn da bitte im Hintergrund?

Der immer gleiche Intro-Stil

Das ist eine weitere Sache, die mich wundert. Was ist da bloß los in der Serienwelt? Viele Intros sind sich optisch sehr ähnlich. Plattformübergreifend! Immer diese minimalistische Musik und Formen, die suchen sich in Zeitlupe ihren Weg durchs Bild und ergeben dann Figuren und Bilder. Hier sind ein paar Beispiele für Iron Fist und Daredevil. Dass diese sich ähneln ist ja verständlich. Die sollen ja mal eine Serie ergeben. Aber auch Marco Polo funktioniert nach diesem Prinzip und sogar Westworld, was noch nicht mal Netflix ist. Naja

Intros

Marvel macht mir langsam den Spaß an Superhelden kaputt

Nach Daredevil, Luke Cage und jetzt halt Iron Fist merke ich: Marvel mit diesen Serien ein bisschen die Lust an den Superhelden kaputt. Ja, alles ist irgendwie einigermaßen realistisch und könnte, leuchtende Faust mal ausgenommen, auch bei uns in der Nachbarschaft passieren. Aber irgendwie vermisse ich die Zeiten, in den Spiderman noch durch die Stadt schwang und es klar war, dass er gleich alle Bösewichte stylisch und lustig fertig macht. Mir macht es Spaß den Superhelden dabei zuzuschauen super zu sein. Dieser düstere Realismus fängt langsam an mich zu nerven.

Und trotzdem schaue ich Iron Fist

Tja, so ist es halt. Ich sollte einfach aufhören, statt mich hier aufzuregen. Aber es ist ja nicht alles schlecht. Ich mag generell die Geschichte von Iron Fist. Wie gesagt habe ich eine Affinität zu allem, was mit Meditation und Kung-Fu zu tun hat. Und irgendwie hat mir auch der Character von Ward gefallen und die Dynamik mit seinem Vater und der Schwester.

Ums kurz zu fassen: So nervig wie es im Detail auch war, ich wollte halt wissen wie es weiter geht.

Ich wollte mir erst ein finales Urteil erlauben, wenn ich die Serie gecheckt habe und weiß worum es genau geht. Allerdings bin ich jetzt bei Folge 10 und habe es immer noch nicht so richtig begriffen worum es jetzt genau eigentlich geht…

Wie seht ihr das?

Cheers,
Euer Micha

Originally published at Humor is Art.

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