Das Videospiel Strange Brigade von Rebellion

my Idea of Things
8 min readJan 31, 2019

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„Eine Mischung aus Sniper Elite Zombie Army, Mario Tennis für den N64 und Snake“, zwar handelt es sich hierbei um eine weitgehend konstruierte Beschreibung, aber ein gewisser Zusammenhang zwischen genannten Spielen und Strange Brigade ist dennoch zu erkennen. Erstgenanntes stammt sogar vom gleichen Entwicklerstudio und kann tatsächlich als quasi indirekter Vetter 7. Grades dieses Spiels angesehen werden.

Um nun aber mit diesen leeren Worthülsen zu enden: Bei Strange Brigade handelt es sich um einen sogenannten „Koop-Third-Person-Shooter“, der im August vergangenen Jahres vom europäischen Independent-Entwicklerstudio Rebellion Developments für die Xbox One, die Playstation 4 und den PC veröffentlicht wurde. Ziel des Spiels ist es allein oder mit bis zu vier Mitspielern, sagenumwobene Städten zu durchstreifen und sogenannte „mythologische Feinde“ zu bekämpfen. Im Laufe seiner Reise, muss sich der Spieler nicht nur düsteren Kreaturen, sondern sich auch längst vergessenen Fallen und Rätseln stellen. Getan werden kann dies in drei Spielmodi, wobei sich meine Ausführungen im Besonderen auf die Story-Kampagne beziehen werden und ich zuletzt ein paar Worte zu den anderen Spielmöglichkeiten verlieren werde.

So viel zumindest, zu der Erwartungshaltung und der Agenda. Gespielt wurde die Xbox One Version, in der für die Xbox One X optimierten Fassung.

Story // Handlung

Wo die Prioritäten von Strange Brigade liegen, das kristallisiert sich im Verlauf des Spiels recht deutlich heraus, in einer sehr tiefgreifenden Handlung mit Höhen und Tiefen, sowie verschiedenen zulaufenden Handlungssträngen, das wird sofort klar, liegen sie nicht. Um mich noch genauer zu fassen: die Handlung (wenn man sie so nennen kann) ist so generisch, so platt und so ohne Konsistenz, dass sie schon wieder „gut“ ist. Sie lässt sich folgendermaßen charakterisieren: „Eine böse alte mumifizierte Omi aus Ägypten, ist irgendwie erwacht und ist irgendwie böse. Deswegen, beschwört sie ebenso böse Monster, die eben böse sind. Deswegen wird ein „spezial“-Team aus amateurhaft wirkenden Abenteurern (oder so) geschickt um sie aufzuhalten.“

Wendungen oder generell irgendetwas Unerwartetes passiert nun im Großen und Ganzen nicht mehr. Zumindest aber, wird die Handlung sowohl zu Beginn, als auch am Ende jedes Levels durch Zwischensequenzen etwas weiter ausgeführt und da sogar in einer recht angenehmen „roundhouse Optik“. Zu viel mehr aber, als die aufeinander folgenden Level zu legitimieren und eventuell ein Schmunzeln beim Spieler auszulösen, taugen diese Story-Schnipsel leider nicht.

In den einzelnen Level selbst, wird zugunsten des Gameplays nicht aktiv in dieses eingegriffen, um die Handlung weiter voranzutreiben. Hin und wieder lassen die Charaktere mal einen mehr oder stark weniger relevanten Spruch fallen und um neue Gegner einzuführen, werden diese kurz durch Clips und den Erzähler eingeführt. Mehr an Aufstockstationen, die sich vor wichtigen Meilensteinen im Level befinden, treibt eine Stimme per Funk die Handlung etwas nach vorne, ein wirklicher Mehrwert wird dadurch aber in keinem Fall generiert. Gleiches gilt für die etwaigen einwürfe der Antagonisten.

Zuletzt ist zu bemerken, dass man mit dem Finden von Aufschrieben, die im Level mehr oder weniger klug versteckt sind, einiges zur Welt und zu den Hintergründen der Einheit Strange Brigade erfahren kann und, dass die Handlung mit einem ziemlichen Cliffhanger endet. Ein weiterer Teil ist also durchaus denkbar.

Charaktere // Figuren

Wo die Geschichte von Strange Brigade nur vorhanden ist, setzt Rebellion bei seinen Charakteren auf vier sehr unterschiedliche Charaktere. Alle stammen zwar aus verschiedenen Regionen der Wett, kämpfen aber unter der Flagge des Vereinigten Königreichs gegen das Böse. Zusammen mit dem Erzähler und ein paar Nebenfiguren, bilden sie die Sperrsitze der Strange Brigade. Zwar sind alle Charaktere letztendlich nur Stereotypen und auch Tiefgang ist nicht zu erwarten, doch schaffen sie es einem im Laufe der Geschichte etwas näherzukommen. Jeder Charakter übernimmt dabei Handlungsbezogen verschiedene Rollen, die sich (soweit dies bewertet werden kann) recht gut ergänzen.

Was auf die Handlung zutrifft, kann leider nicht auf die Spielweise angewendet werden, denn zwar besitzt jeder Charakter anfangs eine eigene Waffe und Spezialfähigkeit, jedoch ergibt sich dadurch weder mehr Tiefgang und ein Anreiz zur koordinierten Zusammenarbeit. Außerdem, verwässern die genannten Punkte im Laufe des Spiel zunehmend, da sich „alles“ für jeden Charakter auch Freischalten lässt. Das genannte Teamwork, wird durch keine andere Funktion des Spiels unterstützt.

Gameplay // Spielgefühl

Das Gameplay gestaltet sich insgesamt ungefähr so, wie man es sich bei einem solchen Spiel vorstellt. Besonders hervorheben, möchte ich jedoch hierbei als, in gewissermaßen Referenzrahmen, die Sniper Elite Zombie Army Spiele des gleichen Entwicklers. Wie gewohnt, befindet sich die Kamera hinter der Spielfigur und lässt sich im Stand frei justieren. Beim Laufen und automatisch daran anschließenden Rennen, richtet sich die Kamera jedoch statisch hinter die Spielfigur aus, und lässt sich in diesem Zustand auch nur eingeschränkt bewegen.

Um gegen die nicht sonderlich zahlreichen, (aber reich an Anzahl) Kreaturen, wozu Mumien, „Ägyptische-Trocken-Zombies“, sowie ebenso trockene Miniaturen, Skelette und Stein-Golems, die jeweils verschiedene Fähigkeiten aufweisen, kämpfen zu können, stehen den Spieler sowohl verschiedene Schuss-Waffen als auf Spezialfähigkeiten zur Verfügung. Die Waffen sind an „echte“ Vertreter ihrer Gattung aus den 1930er und -40er Jahren angelehnt und stellen sich als Pistolen, Semi-Atomtische-Gewehre, Bajonetts und Schrotflinten sowie Granaten dar. Außerdem lassen sich innerhalb der Level besondere Tötugsgewerkschaften finden und kaufen, die einerseits besonders viel austeilen können, deren Munition aber sehr begrenzt und nicht wieder ausführbar ist. Trotz dessen, erscheint ihre schiere Anzahl als etwas zu gering und etwas mehr Varianz bei der Auswahl, hätte Ihnen weiterhin recht gutgetan. Dies gilt besonders, da es eindeutig stärkere und schwächere Vertreter gibt. Waffen lassen sich durch in Level gefundene Runensteine verbessern.

Das reine Gameplay geht wie angemerkt, recht gut von der Hand und die Spezialfähigkeiten der Charaktere fügen sich gut in das Spielgeschehen ein. Gleiches gilt für die in den Level verteilten Fallen. Nach einigen Stunden Spielzeit, entwickelt man ausreichende Kontrolle über das Spielgeschehen und einen gewissen „Flow“, der dem Spielgeschehen eine besondere Dynamik verleiht. Entsprechend dessen ist auch ein geringfügig strategisches Vorhaben möglich, um auf die Besonderheiten seiner Gegner reagieren zu können. Tatsächlich nötig, wird ein solches Vorgeben aber wirklich nie.

Neben dem Kämpfen steht das Erkunden der Level und das Lösen von verschiedenen Rätseln im Vordergrund. Einschränkend: Wirklich erkunden, lassen sich die Level zwar nicht und die Rätsel erscheinen in dem Maße simplistisch und etwas gezwungen, dass sie alleine nicht einmal der Erwähnung wert, in Zusammenspiel mit den genannten Aspekten ein gutes Gegengewicht zu den Kämpfen bieten. Zumal dieser Punkt im Zusammenspiel mit drei weiteren Freunden exponentiell an Bedeutung gewinnt.

Leveldesign // Umgebungsgestaltung

Auch im Puncto Leveldesign, stellt sich ein Gefühl der Zerrissenheit ein. Auf der einen Seite wirken die Kulissen wirklich schön gestaltet und die Level in ihrer Struktur schlüssig. Sie weisen gerade genug Weitläufigkeit auf, damit sie das Gameplay unterstützen und die unterschiedlichen Fähigkeiten der Gegner einigermaßen gut zum Vorschein bringen. Auch, bieten die Level gerade das Maß an Komplexität, welches zwar den Anschein von eigenem Erkunden weckt, aber im gleichen Zuge, dem Spielfortschritt entgegenkommt. Wer mit offenen Augen durch die antiken Städten streift und auch einmal etwas weniger offensichtlichen Wegen folgt, der wird belohnt werden. Wer die feindlichen Umgebungen, gespickt mit Fallen, Insekten und anderem Gewürm für sich nutzt, der wird neue taktische Möglichkeiten erlangen.

Wo Licht ist, ist auch Schatten. Denn so schön die Level auch im Einzelnen gestaltet sein mögen, so abwechslungsarm sind sie im Gesamten. Zwar kommt es im Laufe des Spielverlaufs, immer wieder zu Schauplatzwechseln, merkbaren spielerischen Einfluss haben sie leider weniger. Gleiches gilt für die zunehmende Repetitivität der Fallen und Rätsel sowie das überhandnehmen der Arenakämpfe bei zunehmendem Spielfortschritt.

Anmutung // Humor

Eine Kernkompetenz des Spiels wurde bisher nicht behandelt: sein Humor. Bei den Helden, die zu mystischen Orten entstand werden, handelt es sich um eine Entsendung der Königin. Der Königin des Vereinigten Königreichs in den 1930er und -40er Jahren. Diese Thematik äußert sich nicht nur in der Gestaltung der Welt, der Objekte, der Helden und Waffen, nein. Auch in der Sprache. Aus diesem Grund, kommentiert auch ein Erzähler der den Helden mehr oder weniger bekannt zu sein scheint, das Geschehen auf dem Bildschirm in einem äußerst klischeehaften Englisch. In seiner Unfähigkeit, das gesamte Geschehen in seiner Gänze zu erfassen, erscheint er schon fast hilflos, der Handlungen der Helden ausgesetzt zu sein. Seine Äußerungen stellen das unfreiwillig Groteske in der Gesamtsituation, denen sich der Spieler als Held ausgesetzt sieht dar und regt zeitweise sogar zum Nachdenken an. Ziemlich Plump bleiben seine Äußerungen dennoch. Positiv zu erwähnen ist, dass sich die Häufungen der Sprüche (hoch- oder) herrunterregeln lassen. Ganz ausschalten lässt sich diese Funktion jedoch leider nicht. Generell lässt sich anmerken, dass sich das Spiel nicht zu ernst nimmt.

Spielmodi // Spielmöglichkeiten

Neben der Story-Kampagne bietet das Spiel zwei weitere Spielmodi an. Diese sind jedoch mehr als Beiwerk anzustehen. Zur Auswahl stehen ein “Horde-Modus”, in dem es sich gegen immer stärker werdende Gegnerwellen zu verteidigen gilt (der besonders im Multiplayer-Modus an Reiz gewinnt) und ein Modus genannt “Score-Attack”, in dem man einige Story-Level mit kleinen Änderungen, Zeitdruck und abgeänderten Gegnern bestreitet. Belohnt wird man mit Punkten und der Platzierung auf einer Rangliste.

Technik // Qualität

Um mich zurzufassen: O.K.! Auf allen Plattformen, auf denen dieses Spiel verfügbar ist, ist Strange Brigade kein Technikwunder. Es sieht recht gut aus und die Gegnermodelle sogar sehr gut. Die Animationen wirken natürlich. Gleiches gilt für die Soundeffekte. Der Soundtrack hingegen ist überaus dezent, bis gar nicht mehr vorhanden und das Spiel läuft auf der Xbox One X weitgehend ohne Probleme bei stabilen 30 FPS. Auf der PlayStation 4 Pro soll es einige leistungsbezogene Einschränkungen geben, die sie entweder in einer unstabilen Bildrate oder einer schlechteren Optik (je nach Einstellung) äußern sollen.

Idea // Fazit

Generisch aber gut! So könnte man meine Idee, die ich bisher von diesem Spiel gewonnen habe beschreiben. Natürlich. Strange Brigade hat nicht viel Tiefgang und streckenweise, kann es durchaus monoton erscheinen. Doch auf der andren Seite, hatte ich wirklich viel Spaß mit dem Spiel. Gerade mit Freunden entfaltet es sein volles Potenzial. Für Gelegenheitsspieler ist es voll geeignet und man erhält einiges an Spielspaß für sein Geld. Nur kein Meisterwerk sollte man erwarten.

Anmerkung:

Da das hier meine erste Kritik ist, die ich veröffentliche, hoffe ich auf konstruktive Kritik um meinen Schreibstil (und Stiel bzw. Aufbau meiner Tests) zu verbessern. Ich danke im Voraus.

Alle getroffenen Angaben sind ohne Gewähr und von subjektiver Natur. Sie spiegeln meine Meinung zu dem Produkt zum jetzigen Zeitpunkt (31.1.19) wieder. Ich garantiere weder Vollständigkeit, noch Richtigkeit der Angaben (auch wenn ich bemüht bin diese Anforderungen zu erfüllen). Der richtige/verantwortungsvolle Umgang mit den gegebenen Informationen liegt vollständig in der Verantortlichkeit des Lesers. Schadenersatzforderungen oder ähnliche Ansprüche sind ausgeschlossen.

Ich wurde weder bezahlt, noch verleitet o.ä., dieses Produkt zu testen oder in einer gewissen Art oder Ausprägung zu bewerten. Die Kosten zur Finanzierung des Produkts habe ich selbst übernommen.

Die genutzten Bilder der Spielszenen, sowie etwaige Logos sind Eigentum der Rechteinhaber (Rebellion Developments Ltd.). Die Nutzung in diesem Rahmen wurde mir gestattet.

Quellen:

Wikipedia: Strange Brigade (aufgerufen am 30.01.19)

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In Huldigung des Konsumismus. // In homage to consumerism. // En hommage au consumérisme. <ℹ️ https://www.idea-behind.com>