Das Prinzip Erde. Ein Versuch.

Jörg Ossenkopp
19 min readMar 8, 2022

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Copyright Jörg Ossenkopp

Einleitung

Heutzutage läuft etwas grundsätzlich falsch, wenn sich auf als universell bezeichnete Prinzipien wie Gleichheit, das Recht auf Leben, Freiheit und „pursuit of happiness“ berufen wird, um Positionen aus dem Umkreis der Black-Lives-Matter-Bewegung zu desavouieren, oder sogar solche geschichts-wissenschaftlich verifizierten Lehrinhalte gesetzlich zu verbieten, die schwarze Identitätspolitik bestätigen. Es läuft etwas falsch, wenn es zulässig erscheint, das Prinzip des Rechts auf Freiheit als Gegenargument anzuführen gegen Wissenschaftlichkeit, insbesondere gegen konkrete Ergebnisse medizinischer Forschung. Genauso, wenn Ergebnisse wissenschaftlicher Klimaforschung dargestellt werden als auf der gleichen epistemischen Stufe stehend wie politische oder gar rein persönliche Positionen.

Diese drei Beispiele sind Beispiele für einen sich derzeit vielerorts entfaltenden Kulturkampf. Die beiden Seiten in diesem Kulturkampf scheinen einerseits Wissenschaft, zeitgenössische aktivistische antirassistische, postkolonialistische, demokratische und grüne Bewegungen sowie liberales Bildungsbürgertum zu sein und auf der anderen, der rechten Seite, der Rollback: zeitgenössische nationalistische Bewegungen, rechte populistische Parteien und andere Bewahrer eines globalen, zerstörerischen Status Quos. Doch zum Teil lenkt dieser Kulturkampf von den wichtigen und für unsere Zukunft entscheidenden Fragen ab.

Der Witz von Prinzipien, insbesondere von universellen, besteht darin, dass einer Bifurkation von Diskursen und einer Verhärtung zu sich bekämpfenden Seiten eigentlich durch die Berufung auf etwas Allgemeineres, das beide Seiten umfasst, entgegen gewirkt werden sollte. Eigentlich sollten alle als möglich vorstellbaren Seiten in ihren Verhaltensweisen und in ihren epistemischen Praktiken auf die wichtigen Fragen hin orientiert, in der Praxis unterstützt und in Entscheidungen repräsentiert werden durch universelle Prinzipien.

Nun könnte es sein, dass universelle Prinzipien aufgrund ihrer historischen Herkunft zu sehr auf religiösen Prämissen basieren, zu sehr auch auf Prämissen der Innerlichkeit, so dass in ihnen eine Partikularität und ein irreduzibler Individualismus innewohnt, eine Weltabgewandtheit, der ihrer intendierten Universalität entgegen läuft.

Das ist der Grund für den vorliegenden Versuch, das Prinzipielle am wissenschaftlich erfassten und verstandenen Planeten Erde zu thematisieren und versuchsweise in einem neuen Prinzip Erde zusammenzufassen; ein Versuch, der derzeit noch mehr Frage ist, Skizze und offen, als alles andere. Der vielleicht sogar offen bleiben muss, sich allen Totalisierungs- und Abschließungsbestrebungen widersetzen muss, um sein Ziel zu erreichen.

Es geht darum, eine zukunftsgerechte Bewegungs- und Fragerichtung zu finden, die aus den Kämpfen wieder herausführt, indem sie eine neue Version eines Prinzips vorstellt, das nicht klassisch universell ist, doch in einem gewissem Sinn schon, zumindest — auf eine gemeinsame etymologische Wurzel abzielend — wissenschaftlich Universums- oder Kosmos-orientiert, und das weder religiös noch innerlich noch weltabgewandt ist.

Das Prinzip Erde soll dabei im Gegensatz zu irgendwelchen esoterischen oder gar Blut-und-Boden-Ideen gefasst werden, sondern aus dem Aspekt der Bewegtheit und Bewegung entfaltet werden.

Globusform der Erde und Bewegung

Die Erde hat annähernd die Form einer Kugel, um etwa 0,3% abgeflacht an den Polen. Abgesehen von der Frage: ist das wirklich so?, die hier als beantwortet und bejaht behauptet wird, gibt es zwei weitere Fragen, die sich sogleich anschließen lassen: Warum hat die Erde eine annähernde Kugelform? Und dann: was folgt daraus, dass der Erde eine Globusform zukommt?

Die erste Frage nach dem Grund, dem Warum, soll nicht weiter vertieft werden. Der Grund liegt in der Schwerkraft, Fliehkraft und dem Bewegungsmuster der Erde, daher verlangt diese Frage am Ende eine rein astrophysikalische oder kosmologische Antwort.

Die zweite Frage hingegen nach den Folgen und möglichen Folgerungen verlangt eine zusammengesetzte und hybride Antwort, zusammengesetzt aus so unterschiedlichen Bereichen wie Kosmologie, Astrophysik, Geologie, Geographie, Meteorologie, Anthropologie, Archäologie, Geschichte, Politik, Ethik, Philosophie, Vergleichender Literaturwissenschaft, Ökonomie und Ökologie. Diese Aufzählung allein sollte schon anzeigen, dass jene Frage hier nicht detailgenau beantwortet werden kann. Jedoch soll das nicht daran hindern, sie ein wenig genauer auszuführen und die Richtung einer Antwort zu skizzieren.

Die Richtung der Antwort ist, in einem Wort vorweg genommen, Kosmopolitismus.

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Der erste und immer noch einer der wichtigsten Theoretiker, die sich mit Kosmopolitismus befassten, ist Immanuel Kant. Er war der erste, der die Frage nach den Konsequenzen der Globusform der Erde gestellt hat, und er war der erste, der Kosmopolitismus in dem neuen, naturwissenschaftlichen, astrophysikalischen, durch Kopernikus und Newton ausgearbeiteten Verständnis von Kosmos gefasst hat.

Für Kant bereits bestand das Wichtigste bei der Globusform der Erde in der Gleichförmigkeit und Gleichheit der Oberfläche einer kugelähnlichen Form. Die Oberfläche der Erdform ist zunächst homogen, die Punkte auf der Oberfläche sind mehr oder weniger gleich weit vom Mittelpunkt entfernt (genauer gesagt, es gibt maximal 20km Abweichung). Es gibt keine Kanten, die die Oberfläche weiter strukturieren, wie das bei einem Würfel oder Polyeder der Fall wäre. Die Oberfläche der Erde ist ein einheitlicher Zusammenhang. Es gibt keine Vorstrukturierung, alle Punkte auf der Oberfläche sind einander ähnlich, bilden eine einzige gemeinsame Fläche und sind kontinuierlich miteinander verbunden.

Ein Blickpunkt, der die Kugelform in Betracht nimmt, ist ein Blick von außen, ein sich bewegender Blick, der in der Bewegung überprüfen kann, dass die Erde tatsächlich visuell die Form einer Kugel hat (die Abflachung an den Polen ist mit bloßem Auge nicht zu erkennen). Ein Blick von außen ohne Bewegung, von nur einem Punkt aus könnte in der Draufsicht meinen, die Erde sei eine Scheibe.

Erst mittels Bewegung, im Einnehmen unterschiedlicher Perspektiven, kann man diese Theorie falsifizieren. Ein vereinzelter und einziger Blickpunkt ohne Bewegung kann zudem stets nur 50% der Erdoberfläche erfassen. Erst wenn man zu einem gegebenen Blickpunkt zumindest auch noch den genau gegenüberliegenden einnehmen kann, ist eine vollständige Erfassung möglich. Das ist eine Satelliten-Variation von Edmund Husserls phänomenologischem Verständnis von Abschattung.

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Um die Folgen der Erdform zu erfassen, muss der bewegliche Blick von außen, der eine Kontraposition einnehmen können muss, jedoch genauso den Blick von der Erdoberfläche mit einbeziehen. Alle möglichen Blicke sind dann auf der Kugel situiert und jeder einzelne von ihnen hat einen Horizont, wo sich das Offene, wo die Erdkugel nicht ist, trifft mit demjenigen Teil der Kugel, der gesehen wird. Die Schwerkraft der Globusform determiniert sich selbst als das Unten, das Offene als das Oben. Jeder Ort auf dem Globus ist eine Mitte und ein Zentrum, wie Ngugi wa Thiong’o 2014 schrieb.

Doch auch hier könnte man zunächst meinen, die Erde unter einem sei eine Scheibe, weil die Krümmung nicht ohne weiteres wahrzunehmen ist. Und auch hier falsifiziert dies Bewegung, jedoch nur ex negativo, die Grenze des Horizonts bleibt durch geographische Bewegung unerreichbar, obwohl man imaginieren kann, man erreiche irgendwann eine Kante einer Scheibenwelt. Festzuhalten bleibt, dass alle möglichen Perspektiven auf der Globusform gleich sind, gekennzeichnet durch Oben und Unten, durch Horizont und durch die epistemische, falsifizierende Funktion von geographischer Bewegung.

Aus all dem zog Kant die Konsequenz nicht nur, dass geographische Bewegung unerläßlich ist, sondern, dass wir ein Recht haben auf geographische Bewegung, ein Recht auf gegenseitigen Besuch, und Kant nennt das commercium. Aus diesem Recht folgt dann die Auflage, den gegenseitigen Besuch auch konkret zu ermöglichen durch entsprechende Behandlung der Besuchenden. Dieses Recht ist für Kant die Grundlage des Kosmopolitismus als eines regulativen Prinzips. Der Prozess der konkreten Antagonismen und Synergieeffekte der kriegerischen und friedlichen Begegnungen unter den Völkern mit dem historischen Ziel des ewigen Friedens machen für Kant die historische Form des Kosmopolitismus aus, der eine Folge wäre der Globusform der Erde, und der tatsächlich auch präformiert würde vom astrophysikalischen Prozess der Kant-Laplace-Theorie, der Herausbildung von Sonnensystemen und Planeten.

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Wenn ein Detail aus Kants Biographie als das bekannteste herausgegriffen werden kann, so wird es das Detail sein, dass Kant als Professor seine Geburtstadt Königsberg nie verlassen hatte, dass er also die epistemische Funktion geographischer Bewegung nicht nutzte. Mehr noch, man muss konstatieren, dass es ein krasses Spannungsverhältnis gibt von Kants universalistischer Ethik und Rechtsphilosophie einerseits und andererseits dem eurozentristischen Rassismus seiner geographischen Schriften sowie den ausbeuterischen kommerziellen Verhältnissen zwischen Kolonisierern und Kolonisierten, die er damit direkt oder indirekt unterstützte. Spätestens dadurch steht die philosophische Bewertung des universalistischen Kantischen Kosmopolitismus mit in Frage.

Im Englischen gibt es es die Bezeichnung des white-washing, die viele Abänderungen erfahren hat, wie z.B. green-washing, für eine Praktik, in der ein äußeres Erscheinungsbild erzeugt wird, das in der Sache keine Grundlage hat. Gibt es auch so etwas wie cosmopolitic-washing? Kann man den von Kant vorgedachten Kosmopolitismus derart modifizieren, dass eine kosmopolitische universalistische Ethik sich nicht in einem rassistischen und partikularen Selbstwiderspruch verfängt, dass eine Spielart von Kosmopolitismus entwickelt wird, die wirklich kosmopolitisch ist und nicht bestimmte Weltregionen bevorzugt oder als Feigenblatt für globale Ungerechtigkeiten dienen kann?

Die Globusform der Erde ist bezeugt und verifiziert. Hilft die Globusform der Erde in den hybriden Komplexitäten des Kosmopolitismus?

Erfahrung

Bewegung hat einen epistemischen Aspekt, genauso die geographische Bewegung. Darüber hinaus hat Bewegung einen transformierenden Aspekt. Diese beiden Aspekte werden durch das Wort Erfahrung zusammengenommen und abgedeckt. Etymologisch stammt das Wort vom mittelhochdeutschen ervarunge, das neben Erforschung auch Durchwanderung bedeutet, sich also klar in der semantischen Nähe von Bewegung befindet. Mehr noch als das unbewegliche Aufnehmen von Sinneseindrücken ist Erfahrung Bewegung. Mit anderen Worten: Erfahrung vollkommen ohne Bewegung ist unmöglich, umgekehrt findet man Beispiele von Erfahrung recht häufig eben ohne Stillstand, ohne Abwesenheit von Bewegung.

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Aus einem anderen Blickwinkel kann man feststellen: Nicht alle Arten von Bewegungen im Zusammenhang mit der Globusform sind verlustfrei unter abstrakter geometrischer oder materieller physikalischer Bewegung zu subsumieren. Insbesondere die epistemische oder die transformierende Bewegung ist komplexer. Die zurückgelegte Distanz ist in diesem Fall nicht rein geometrisch oder physikalisch. Die Globusform der Erde als das Ensemble aller Distanzen kann somit nicht rein geometrisch oder physikalisch verstanden werden.

Doch umgekehrt kann es durchaus sein, dass auch das Zurücklegen weiter geographischer Entfernungen weder einen epistemischen noch einen transformierenden Aspekt hat. Wenn das der Fall ist, spielen zwei Faktoren dabei eine Rolle.

Zum einen gibt es auf der globalisierten Erde viele Orte und viele Arten und Weisen der Fortbewegung, die zahllose Anstrengungen unternommen haben, um gleichförmig zu sein und die durch diese Gleichförmigkeit und Unterschiedsreduktion keinen Anlass bieten für einen epistemischen oder transformierenden Effekt. Und zum anderen gibt es Reisende, die nicht offen sind oder zu sehr mit sich selbst beschäftigt oder nicht sensibel oder zu reizüberflutet, als dass bei ihnen epistemische oder transformierende Effekte eintreten könnten. In der HBO-Serie The White Lotus zum Beispiel wird das thematisiert, dort treten viele Figuren auf, bei denen das der Fall ist.

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Nun sind nicht alle Erfahrungen gute Erfahrungen, manche sind schlecht oder gar traumatisch. Vertreibungen, Verschleppungen, Entführungen und Menschenhandel sind schlechte oder traumatische Erfahrungen, die aus einer erzwungenen Bewegung resultieren. Flucht und Migration können eine Entscheidung beinhalten, können aber auch vom Gefühl begleitet sein, keine andere Wahl zu haben. In all diesen Situationen ist man an den Orten und in den Fortbewegungsmitteln so vielen Differenzen ausgesetzt, dass es geradezu zwangsläufig zu Erfahrungen kommt, epistemisch und transformierend. Genauso sind die sich Bewegenden offen im Sinne von schutzlos, der Umgebung ausgesetzt bis hin zum Selbstverlust und wenn sensibel hier keine passende Bezeichnung mehr ist, umso mehr verletzlich oft bis zum Schmerzvollen.

Erfahrungsoffenheit ist eine Gratwanderung. Es geht jedoch nicht darum, den kosmopolitischen Jetset oder digitale Nomaden an den Pranger zu stellen. Es geht darum, dass ohne die Offenheit für Erfahrungen die Differenzen ausgelöscht werden, die sich aus dem Überschuss ergeben, der geographischer Bewegung zukommt im Vergleich mit rein geometrischer Bewegung. Die Globusform der Erde hat einen geometrischen Aspekt, weist aber auch gegenüber diesem geometrischen Aspekt einen Überschuss auf, der nicht übersehen werden darf.

Dieser Überschuss wird negiert, wenn man gegenüber den Erfahrungen, die aus geographischen Bewegungen resultieren, nicht offen ist. Und diese mangelnde Offenheit geht viel zu häufig einher mit der Abwertung oder der ungetreuen Kategorisierung von Erfahrungen, die andere gemacht haben.

Eine zu große Offenheit für Erfahrungen auf der anderen Seite entsteht durch zu eindringliche Differenzen, die durch bittere und böse Erfahrungen entstehen. Gewaltsame geographische Bewegungen überwältigen alle Abschließungsversuche gegenüber schlechten Erfahrungen. Umso mehr Aufmerksamkeit und Sorge verdienen diese Arten von Erfahrung.

Hier liegt der Kern eines neu aufzufassenden Kosmopolitismus.

Das zeitgenössische Paradigma der Verbindung von Erfahrung und der Globusform der Erde ist der Weltraumflug. Ein Weltraumflug ist so sehr transformierende Bewegung, dass in diesem Kontext bereits in den 1980ern der Begriff Overview-Effekt eingeführt wurde. Heute wird das genutzt für das Marketing von Weltraum-Tourismus (SpaceX wirbt mit der Tagline „experience the blue planet from over 300km up“, Blue Origins wirbt für die Auktionierung der „astronaut experience“, auf den Internet-Seiten von Virgin Galactic ist „The Experience“ der zentrale Eintrag der Hauptnavigation).

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Der Overview-Effekt, so kann man zahllosen Äußerungen von Astronauten entnehmen, wird durch den Eindruck erzeugt, den das direkte, körperliche Sehen der blauen Globusform der Erde vor dem schwarzen Hintergrund des Universums hinterlässt. Die Erde als visuelle Globusform umfasst alle Menschen und alles Lebendige und wirkt vor dem schwarzen All fragil und schützenswert. Dieser Eindruck ist so stark, dass er bei vielen Astronauten eine Konversionserfahrung hervorrief. Und diese Erfahrung verwertet die Weltraum-Tourismus-Werbung zu einer formelhaften Konvention, „a life-changing experience“, die gekauft und konsumiert werden kann.

Während die aufscheinende blaue Globusform der Erde die planetare Einheit und potentielle Gleichberechtigung der planetarischen Lebensformen sichtbar macht, zeigt die Verbindung von Erfahrung und Bewegung die unglaubliche Vielfalt der identitätsstiftenden Bewegungsmuster aller Lebensformen an, die in der Diversität der unterschiedlichen Blickpunkte resultiert, die wiederum als Teil der sichtbaren Globusform in seiner Inklusivität gefasst werden kann und die gebraucht wird, um überhaupt die Aufgabe zu verstehen, die die Fragilität der Erde und ihr Schutz uns auferlegt.

Die Diversität der global unterschiedlichen Blickpunkte, der Ensembles der unterschiedlichen (guten und schlechten) aber gleicherart wertvollen Erfahrungen, anzuerkennen und zu suchen und sich ihr auszusetzen, das ist der erste Schritt, um so etwas wie cosmopolitic-washing zu verhindern.

Alle Geologie, Geographie, Meteorologie, Anthropologie, Geschichte, Politik, Ökonomie und Ökologie fand statt in der visuell erfassbaren Klammer der Globusform der Erde, diese Klammer ist gleichzeitig weiter gültig und wird derzeit überschritten und gerade in ihrer Überschreitung definiert und deutlich. Diese Klammer ist die sichtbare Form der allerumfassendsten Inklusivität, der faktischen und rechtmäßigen und gleichartigen Zugehörigkeit von allem und jedem, wie Achille Mbembe sagt, zur sichtbaren Erde.

Die Globusform der Erde ist Schauplatz und gleichzeitig visuelles Kürzel des Kosmopolitismus, schon bevor er in seinen Details ausformuliert wird.

Migration

Die Bewegung und ihre abstrakte epistemische und transformierende Funktion führte zur etwas konkreter gefassten Erfahrung und deren Bewegungscharakter, Durchwanderung, die immer noch für viele planetarische Lebensformen einschlägig ist, nicht nur für den Menschen als Spezies. Was den Menschen jedoch zum Menschen gemacht hat, ist die Migration, von lateinisch migrare (aus)wandern, wegziehen.

Der Mensch ist zum Menschen geworden aufgrund der Bewegungsmöglichkeiten, die ihm der kontinuierlich aufrechte Gang eröffnete. Dabei hat sich der aufrechte Gang unter Hominiden mehrfach entwickelt: bereits vor 9 Millionen Jahren gab es im damaligen Europa eine Hominiden-Art, die aufrecht gehen konnte, die aber zusammen mit den immergrünen Wälder in Europa verschwanden aufgrund der Klimaänderungen, die sich aus dem geologischen Auftürmen des Himalayas ergaben.

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Die Vorfahren des Menschen migrierten, zuerst in Afrika, dann auf den anderen Kontinenten, entwickelten sich auseinander, migrierten weiter und trafen sich am Ende immer wieder. Dieses Spiel von Migration, Auseinanderbewegung, Veränderung, und erneutem Kontakt, Aufeinanderzubewegung, machte den Vormenschen zum Menschen. Manche der Begegnungen verliefen nicht ohne Kampf, insgesamt war es aber ein großer Austausch von kulturellen Praktiken, bezeugt nur durch den Austausch von Genen und durch wenige archäologische Artefakte, mehr Kollaboration als Konflikt.

Daraus entwickelte sich alles, was wir heute als Kultur, Religion und Wertevorstellungen verstehen. Nicht in Gleichförmigkeit, sondern im Gegenteil in der ständigen Herstellung von kulturellen Differenzen, Graeber und Wengrow nennen das Schismogenesis. Bewegung, Migration ist nicht die Ausnahme, sondern der Normalfall, das, was uns zu Menschen gemacht hat.

Schaut man sich die gesamte Dauer der Geschichte des Menschen an, machen nicht Nationalstaaten den Normalfall aus, sondern eben Migration. Graeber und Wengrow zeigen auf, dass der archäologische Befund das Modell der Phasen der kulturellen Evolution falsifiziert.

Dass es eine Phase der nomadischen Jäger und Sammler gab, die dann abgelöst wurde nach der Erfindung der Landwirtschaft durch eine Phase der Seßhaftigkeit und Agrikultur, aus der dann die Phase der ersten großen Städte und der gesellschaftlichen Stratifikation folgte, dieses Modell wird von Graeber und Wengrow aufgrund des archäologischen Befunds als Mythos bewertet.

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Die allerersten Städte wurden über viele Jahrhunderte nur zeitweise bewohnt, von jagenden und sammelnden Nomaden. Es gab Städte ohne systematische Landwirtschaft und es gab Städte ohne jeden archäologischen Hinweis auf eine herrschende Schicht. Auch umgekehrt hatten die Calusa in Florida ein veritables Königreich mit Königsthron und Adligen, doch ohne Ackerbau, sondern auf Fischfang basierend. Wenn das Phasenmodell ein Mythos ist, und in jenem Phasenmodell der Migration die allererste Phase zugewiesen wird, bekommt Migration in den späteren Phasen zu Unrecht die Rolle eines kulturevolutionären Sonderfalls.

Das wichtigste Element für das Gelingen von Migration ist Gastfreundschaft, was Kant als Hospitalität fasst, das Aufnehmen von Fremden, die Unterstützung und Hilfeleistung, das Weiterziehenlassen oder späterhin die geregelte Aufnahme von Fremden in eine politische Gemeinschaft. Dabei geht es über Kant hinaus nicht nur darum, das Recht zur Migration auszuarbeiten, das sich aus der Globusform der Erde ergibt, sondern die konkrete und materiale Freiheit des Migrierens zu ermöglichen. (Graeber nennt das ein „first principle“, neben der Freiheit, Befehle zu ignorieren und der Freiheit, sich anders politisch zu organisieren.) Der erste Schritt wäre dafür, die materielle Ausgangssituation von Migrant*innen zu stärken.

Ob Migration verhindert wird oder nicht, ob Menschen gezwungen werden, an einem Ort zu bleiben oder nicht, das ist ein guter Indikator dafür, ob cosmopolitic-washing vorliegt oder nicht.

Für das Gelingen von Migration gibt es drei unterschiedliche Blickrichtungen, die unterschiedliche Ensembles von Rechten und Pflichten implizieren: zum einen von Migrant*innen auf Indigene, zum anderen umgekehrt von Indigenen auf Migrierende und schließlich von Migrant*innen untereinander. Wichtig dabei ist auch, einzusehen, dass jeder an den unterschiedlichen Positionen in diesen Blickrichtungen auftauchen kann. Die Zahl der Flüchtlinge und Migrant*innen wuchs in den letzten Jahren immer weiter an und wird sich in den nächsten Jahren — sollte sich die globale Klimapolitik nicht radikal ändern — vervielfachen. All dies wird ein wenig von der Funktion des Nationalstaats als hier entscheidender Instanz verdeckt, hier manches frei zu legen wird die wichtigste Aufgabe des Kosmopolitismus sein, wie Kant schon sah.

Was jedoch aus der Verwobenheit von Menschwerdung und Menschsein mit Migration auf dem Planeten Erde folgt für eine mögliche interplanetarische Migration, das muss hier ganz offen bleiben.

Das Digitale

Das Digitale soll hier ein ungenauer Sammelbegriff für alles sein, was zurückführbar ist auf definierbare Zustände in und zwischen Computern, sei das elektrisch oder quantenmechanisch. Das Prinzip Erde ist eine Klammer auch für das Digitale, nicht etwa umgekehrt. Das Prinzip Erde strukturiert auch das Digitale epistemisch und leitet es an.

Dabei kann anhand des Topos des Digitalen das Prinzip Erde weiter konturiert werden, in der Frage der Globusform der Erde, der Erfahrung und auch der Migration.

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Die Globusform der Erde ist akzentuierbar mithilfe der fiktionalen Idee einer digitalen Echtzeitsicht auf alle optischen, akustischen, elektrischen, meteorologischen und geologischen Sensoren, die auf der Erde implementiert sind. Solch eine digitale Echtzeitsicht auf alle Sensoren, fest installiert oder mobil, wäre jener körperlichen Weltraumsicht des Overview Effekts nicht vollkommen unähnlich. Mehr noch, solch eine Echtzeitsicht schlösse natürlich alle Weltraumvehikel mit ein, die in sämtlichen Bereichen digital gemonitort sind, genauso wie deren Passagiere. Diese Vorstellung einer weltweiten Vernetzung und Sichtbarkeit, in der alle messbaren Daten zu allen durch Messbarkeit beantwortbaren Fragen vorgehalten werden, bestimmt das Bild des Globus in der Globalisierung unter anderem mit.

Doch gilt es festzuhalten, dass die Unterschiede zwischen dem digitalen Echtzeit-Bild und der Vorstellung der Globusform der Erde gewaltig sind. Die Globusform der Erde impliziert epistemische und transformierende Bewegung und Multiperspektivität, Erfahrungsoffenheit. Auch eine genauso noch hypothetische Allgemeine Künstliche Intelligenz würde hierin gemessen werden am Charakteristikum der Erfahrungsoffenheit. Doch geht die Globusform der Erde dadurch nicht in Geometrie und Physik auf. Eine digitale, sensorenbasierte Echtzeitsicht der Erde wird darin dagegen durchaus aufgehen, wenn sie denn irgendwann in Gänze implementiert ist und nicht nur imaginierbar. Das Ganze wäre ein Ergebnis einer immensen Design-Integrationsleistung und am Ende ein datenrhetorischer Effekt, der die intrinsische Multiperspektivität, die Spivak mit dem Begriff ”planetarity” anspricht, reduzierte auf ein hochartifiziell monoperspektivisches Simulationsdashboard auf einem 2D oder 3D Screen.

Natürlich leistete solch ein Werkzeug sehr wertvolle Dienste. Es wäre für ein besseres Verständnis von weltumspannenden geologischen und ökonomischen Prozessen sehr wünschenswert, eine integrierte Darstellung von ihnen zur Verfügung zu haben. Doch bei aller Macht der Daten- und Interface-Rhetorik bliebe so etwas mehr wissenschaftliche Modellbildung als alles andere. Als wissenschaftliche Modellbildung hätte es einen großen Wert, müsste sich aber dennoch in ein verantwortliches Verhältnis setzen zu der Multiperspektivität und Diversität der Gleichwertigkeit der Erfahrungsensembles und wäre für letzteres eben kein Ersatz.

Erfahrungsoffenheit wird in gewisser Hinsicht konterkariert von der Geschwindigkeit der digitalen Übertragung, der digitalen geographischen Bewegung. Mehr noch, inzwischen hat das Digitale die Funktionen der meisten früheren Medien in sich aufgenommen: Buchdruck, Landkarten, Fotografie, Film, Musik, Radio, Zeitungen, Fernsehen, auch Spiele sind in unserem Alltag zumeist digital (nicht immer, aber hauptsächlich). Und in der Form von Daten ist das Digitale an die Wurzel dessen gelangt, wie wir unsere epistemischen Praktiken strukturieren.

Wir lernen die Kontexte unserer Erfahrungen inzwischen hauptsächlich über das Digitale, aus Geschichten, die digital produziert und verteilt werden, insofern auch signifikant digital erzählt sind. Virtuellen Welten kommt ein interessanter Zwischenstatus zu: einerseits machen wir auch in virtuellen Welten Erfahrungen, andererseits kommt hier gerade der Gratwanderungscharackter von Erfahrungsoffenheit nicht wirklich zum Tragen, aufgrund des virtuell begrenzten und designten Horizonts möglicher Erfahrungen.

Bevor wir eine geographische Bewegung unternehmen, haben wir uns immer schon eine digitale interaktive Karte angeschaut und digitale Fotos der Örtlichkeiten und vielleicht auch auf einem Video-Streaming-Anbieter kleine Videos gesehen, die noch besser als Bilder darstellen, wie es an einem Ort irgendwo auf der Welt ist. Andererseits macht jeder und jede von uns eben die Erfahrung, dass es bei aller Information im Vorfeld einen essentiellen Unterschied macht, ob man an einem Ort umherwandert oder ihn digital erforscht, eben aufgrund des Gratwanderungscharakters der Erfahrungsoffenheit.

Die modernen Migrationsbewegungen sind auch nur dann zu verstehen, wenn man die Rolle von Smartphones berücksichtigt, die das Digitale demokratisieren und es ablösen von schwer zu transportierenden großen Bildschirmen sowie von physikalischen Kabelverbindungen, für einen signifikanten Teil der Zeit zumindest. Das Digitale befördert also Migration; das Digitale steht zudem in einem Spannungsverhältnis zu Nationalstaaten.

Eine ganz neue Form des politisch verstandenen Digitalen entsteht in der Krypto-Bewegung, die auf dem verteilten und derzeit nicht direkt manipulierbaren Blockchain-Verzeichnis basiert. Nicht nur die vorher Nationalstaaten vorbehaltene Ausgabe von Währungen bekommt mit Kryptowährungen eine Alternative, sondern auch dem Rechtssystem, das Verträge garantierte, wird mit Smart Contracts, NFTs und dezentralisierten autonomen Organisationen (DAOs) etwas Neues zur Seite gestellt. Das gesamte Web wird re-imaginiert als auf Krypto-Technologien basiertes Web3, in dem alles zurückgebunden ist an Krypto-Währungen und somit eine neue Chance besteht für eine Umverteilung von Gütern, auf eine gerechtere Beteiligung von Content-Erstellern und Programmierern an den Gewinnen, die im Internet gemacht werden.

Die globale Nutzung aller irdischen Ressourcen hat deren intrinsische Begrenztheit aufgezeigt. Bevor die europäische Kolonialisierung die ganze Erde einschloss, gab es zum Beispiel noch eine „Frontier“ im amerikanischen Westen, die Zugriff auf neue, noch nicht dem kolonialistischen Weltprozess zugeführte Rohstoffquellen versprach und die implizit anzeigte, dass die Grenzen des kolonialistischen Weltwirtschaftssystems noch nicht deckungsgleich waren mit der Begrenztheit des Planeten. Das ist heute anders. Der planetarischen Knappheit steht heute jedoch die digitale Vervielfältigbarkeit gegenüber. Ein planetarischer Rohstoff funktioniert ganz anders als ein digitaler „Rohstoff“, wobei letzteres zudem mehr Metapher ist als alles andere. Ein planetarisches Produkt ist stets durch Knappheit definiert, ein digitales Produkt dagegen ist endlos kopierbar, die Begrenztheit der darunterliegenden planetarischen Rohstoffe, mit denen die Energie für Speicherung und Konsumption des Produkts sichergestellt wird, fällt kaum ins Gewicht.

Der Weg zu jener neuesten Form der digitalen Utopie ist dagegen eine digitale Verknappung, die der bisherigen Alleinherrschaft der digitalen Vervielfältigbarkeit technostrukturell ein Ende bereiten soll. Sogar materiellen, physikalischen Produkten werden mit Non-fungible Tokens (NFTs) eine digitale Identität zugewiesen, in einer 1-zu-1-Relation. In diesem Digitalopolitismus gibt es einige Elemente, die interessant und nachhaltig sein könnten, aber auch vieles, was sich jetzt bereits als nicht nachhaltig herausgestellt hat und bei dem man auch kaum erwarten kann, dass sich das strukturell ändern wird.

Unter Programmierern ist Conways Gesetz recht bekannt, eine Formulierung lautet: „The structure of any system designed by an organization is isomorphic to the structure of the organization.“ Die Blockchain-Referenzimplementierung zum Beispiel war noch Open Source, die zugrundeliegende Organisation daher verteilt, derzeit wird jedoch viel Infrastruktur insbesondere bei NFTs wieder proprietär in Firmen erstellt, was sich in den digitalen Funktionsweisen direkt niederschlägt. Damit muss man die Hoffnung des Digitalopolitismus, durch digitale Strukturen eine Restrukturierung politischer Organisation zu erreichen, umkehren. Um gut funktionierende digitale Strukturen zu erstellen, die am Ende nicht in bösen Erfahrungen münden, braucht es eine gute Strukturierung der politischen Organisation. Damit Facebooks (jetzt Meta) Metaverse keine digitale Dystopie wird, braucht es eine gute, eine Umstrukturierung der Organisation von Meta.

Oder, mit anderen Worten, der Kosmopolitismus geht dem Digitalopolitismus voraus.

Kosmopolitismus und das Prinzip Erde

Kosmopolitismus liegt nur in einer Schrumpfform vor, als cosmopolitic-washing, wenn nur die Reichen ihren Aufenthaltsort frei wählen können, ihre Aufenthaltsorte sich dazu noch auf der ganzen Erde ähneln und dazu designed sind, keine echten Erfahrungen zuzulassen. Insbesondere, wenn die Zugänglichkeit der Orte zunächst ökonomisch erzwungen wird und danach exklusiv verknappt.

Kosmopolitismus liegt auch nur in einer Schrumpfform vor, als cosmopolitic-washing, wenn wohlhabende nördliche Mittelschichten oder digitale Nomaden auf der ganzen Erde Urlaub machen können, oder von der ganzen gut genug vernetzten Erde aus arbeiten können, ohne wirklich zu reisen und Erfahrungen zu machen, die potentiell qua transformierende Bewegung die eigene Geschichte ändern können, die sich nicht der Diversität der Erfahrungen anderer aussetzen. Wenn die Zugänglichkeit der Orte zwar etwas demokratisiert wird, aber dabei nicht darauf geachtet wird dass die Einzigartigkeit der Orte erhalten bleibt und die Orte gewöhnlich und häßlich werden.

Die geographischen Bewegungen der Armen, der Flüchtlinge und der Migrant*innen sind aufgrund der intrinsischen Erfahrungsoffenheit ihrer Bewegungen zwar gelebter Kosmopolitismus, deren kosmopolitische Rechte jedoch sind noch nicht realisiert und bleiben zukünftig noch zu kodifizieren. Hier liegt kein cosmopolitic-washing vor, sondern im Gegenteil, eine Realität, deren Beschreibung und Darstellung noch aussteht, die aber in den Kern der Frage nach dem Prinzip Erde geht und in den Kern eines neuen Verständnisses von Kosmopolitismus.

Kosmopolitismus ist nicht nur ein regulatives Prinzip, ein Recht auf globale Bewegung, sondern die Praxis, die das Prinzip Erde realisiert. Das Prinzip Erde ist eine derzeit noch nicht abgeschlossene Konzeptualisierung der Erde, die Verhaltensweisen und epistemische Praktiken orientiert. Kosmopolitismus ist dessen Umsetzung.

Um den Bogen zu schließen: wie hilft das derart skizzierte Prinzip Erde beim eingangs geschilderten Problem? Das Prinzip Erde kann aufgrund seiner Inklusivität und Diversität nicht als rhetorische Waffe gegen einzelne Bevölkerungsgruppen in Anschlag gebracht werden. Man handelt dem Prinzip Erde zuwider, wenn man ausschließt und gleichschaltet, andere Erfahrungsensembles abwertet. Sich beim diskursiven Hinweis auf ein von beiden Parteien anerkanntes Prinzip Erde zu berufen, das geht durchaus. Doch auch ohne multilaterale Unterstützung kann es handlungsleitend und epistemisch strukturierend wirken.

Stable Diffusion [CC0 1.0 Universal Public Domain Dedication]

Das Prinzip Erde hat eine gewisse Form von planetarischer Universalität, es schließt alle ein, nicht notwendig oder formal, sondern materiell. Gleichzeitig verpflichtet es sowohl zur Anerkennung von unterschiedlichen Erfahrungsensembles als auch zur Anerkennung von Wissenschaftlichkeit. Die Engführung von Wissenschaftlichkeit und wissenschaftlich erfasster Erde, die Exteriorität und Materialität dieses Prinzips lässt es schwerfallen, die durch das Prinzip sich ergebenden materialen und praktischen Freiheiten auf eine persönlichen Meinung oder innerlich gefühlte Wahrheit zu reduzieren und diese dann wissenschaftlichen Aussagen entgegenzustellen. Wenn man sich auf das Prinzip Erde beruft, um wissenschaftliche Aussagen zu verneinen, ist das zwar möglich, doch gerät man in einen klaren Selbstwiderspruch.

Berlin, im Januar 2022

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Jörg Ossenkopp

Philosopher and Techie, interested in values and leadership