Optimistisch gegen Rechts Außen

Katharina Gusinovs
2 min readOct 21, 2019

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Ich hatte mir vor einigen Wochen nach den Landtagswahlen das Buch Deutschland Rechts Außen von Matthias Quent bei der Bücherei meines Vertrauens vorbestellt, denn ich war desillusioniert. Dieses Gefühl der Ohnmacht gegenüber Rechts drohte mich zu übermannen und das wollte ich mir nicht gefallen lassen. Wenn ich nicht mehr weiterweiß, dann vielleicht jemand, der sich beruflich mit diesem Thema beschäftigt. Und er weiß weiter.

Das Buch ist in acht Kapitel unterteilt, was mir bei einer Länge von 277 Seiten (ohne Anmerkungen) doch Angst machte, aber ich war sehr positiv überrascht: Quent hat jedes Kapitel in kleine Häppchen von 1–3 Seiten unterteilt mit entsprechender Unterüberschrift. Das erleichtert nicht nur das Lesen, sondern zeigt auch, wie organisiert er dieses Buch verfasst hat. Diese Unterteilungen ermöglichten mir die Fokussierung auf ein spezifisches Thema und gaben mir die Chance, das Buch innerhalb eines Kapitels beiseite zu legen und kurz durchzuatmen, ohne den Überblick zu verlieren.

Denn das Buch musste ich zwischendurch zuschlagen und verarbeiten. Matthias Quent erzählt in dem Buch nicht nur von der rechtsextremen Szene in Deutschland, sondern zitiert sie auch der Vollständigkeit halber. Es waren gerade diese Stellen, die ich manchmal erst verdauen musste. Seine wissenschaftliche Herangehensweise ist aber keinesfalls so trocken, wie man zunächst befürchten könnte. Stattdessen führen seine gut gewählten Überleitungen dazu, dass man viele Seiten am Stück lesen kann und möchte. Sein Schreibstil verzichtet auf blumige Formulierungen und bringt kurz und prägnant das Wichtigste auf den Punkt, was ich wirklich zu schätzen weiß.

Noch bevor ich das Buch beendet hatte, ergaben sich in meinem Alltag mehrere Gespräche, in denen ich auf sein Buch verweisen und Wissen daraus einsetzen konnte. Vor allem deshalb, aber auch weil es, meiner Meinung nach, eine sehr wichtige Lektüre ist, werde ich mir das Buch auch noch selbst kaufen, um immer wieder daraus zitieren zu können, wenn die Situation es verlangt. Die Ohnmacht, die ich am Anfang der Lesereise empfunden habe, ist verflogen. Matthias Quent beschwört einen Optimismus, der ansteckend ist: Es ist in den letzten Jahren und Jahrzehnten alles besser geworden, wir sind mehr und werden es auch bleiben, wenn wir unsere Demokratie weiter (aktiv) gegen Destruktives verteidigen.

Wenn ich zwei Dinge beim Lesen mitgenommen habe, dann erstens, dass man erstmal kurz stehen bleiben und durchatmen sollte, wenn es zu aussichtslos erscheint, und sich dann zweitens weiter aktiv mit dem Grundgesetz im Rücken für Freiheit, Gleichheit, Respekt und Toleranz einsetzen muss. Dank dieses Buches habe ich den nötigen Optimismus dafür wiedergefunden.

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Katharina Gusinovs

…schreibt meist Gedichte & Essays, die u.a. ihre chronische Erkrankung thematisieren. Darüber hinaus ist sie Sprecherin, Redakteurin &Produzentin für Podcasts.