Der Digitale Produktpass der EU
Im Jahr 2024 wird die Europäische Union (EU) eine neue Verordnung einführen, die für fast alle in der EU verkauften Produkte zur Pflicht eines Digitalen Produktpass (DPP) führt. Ziel ist es, Produktinformationen klar verständlich, transparent und zugänglich zu machen, um der wachsenden Nachfrage von Verbrauchern, Investoren und anderen Interessengruppen nach Details über Herkunft, Zusammensetzung und Umweltauswirkungen von Produkten gerecht zu werden.
Was ist der Digitale Produktpass?
Ein Digitaler Produktpass (DPP) ist eine digitale Datei, die detaillierte Informationen über den Lebenszyklus eines Produkts bereitstellt. Dies umfasst Informationen über die Herkunft, verwendete Materialien, Umweltauswirkungen und Entsorgungsmöglichkeiten. Jedes Produkt erhält eine eindeutige Identität, die mit diesen Daten verknüpft ist, was den Weg und die Nachhaltigkeit des Produkts transparent macht.
Die EU-Verordnung über Ökodesign für nachhaltige Produkte (ESPR)
Das Ziel der Verordnung über Ökodesign für nachhaltige Produkte (ESPR) ist es, nachhaltige Produkte in der EU zur Norm zu machen und deren Umweltund Klimaauswirkungen zu reduzieren. Diese Regelung gilt für alle in der EU verkauften Produkte, unabhängig davon, wo sie hergestellt wurden. Sie umfasst strenge Vorschriften für das Produktmanagement von Unternehmen, wie das Verbot der Vernichtung unverkaufter Kleidung und Schuhe sowie die Förderung der Langlebigkeit und Reparierbarkeit von Produkten. Der ESPR-Vorschlag wurde in 2022 von der Europäischen Kommission als Teil des Aktionsplans für die Kreislaufwirtschaft im Rahmen des Europäischen Green Deal eingebracht. Stand Juni 2024 ist der ESPR vorgeschlagen, aber noch nicht vollständig verabschiedet. Die Verordnung zielt darauf ab, nachhaltige Produkte in der EU zur Norm zu machen, indem strenge Regeln für Produktdesign, Haltbarkeit, Reparierbarkeit und Ressourceneffizienz festgelegt werden. Das Europäische Parlament hat den ESPR im April 2024 verabschiedet, aber der vollständige Annahmeprozess erfordert weitere Verhandlungen und die endgültige Zustimmung des Rates der Europäischen Union.
Der neue Digitale Produktpass (DPP)
Ein zentraler Bestandteil des ESPR ist der Digitale Produktpass. Die EU-Kommission wird ein öffentliches Webportal betreiben, auf dem Verbraucher Nachhaltigkeitsinformationen aus den Produktpässen einsehen und vergleichen können. Unternehmen mit komplexen Lieferketten müssen jede Stufe ihrer Wertschöpfungskette verstehen und dokumentieren, um diese Anforderungen zu erfüllen.
Zeitplan und Umfang
Digitale Produktpässe werden zwischen 2026 und 2030 für verschiedene Produkte obligatorisch. Diese Regelung wird in allen 27 EU-Mitgliedsstaaten gelten und eine Vielzahl von Produkten abdecken, wobei der Schwerpunkt auf solchen mit hohen Umweltauswirkungen und großem Verbesserungspotenzial liegt. Dazu gehören:
- Textilien (z.B. Kleidung und Schuhe)
- Möbel
- Chemikalien
- Batterien
- Unterhaltungselektronik
- Elektronische Geräte
- Bauprodukte
Bestandteile des Digitalen Produktpasses
Um die Datenanforderungen der EU für DPPs zu erfüllen, sollte ein Digitaler Produktpass Folgendes enthalten:
- Eine eindeutige Produktkennzeichnung (UID)
- Eine globale Handelsidentifikationsnummer gemäß ISO/IEC-Standards oder gleichwertig (Internationale Organisation für Normung (ISO) und Internationale Elektrotechnische Kommission (IEC))
- TARIC-Code (Integriertes Tariftarifsystem) und andere relevante Warencodes
- Konformitätsdokumente (z.B. Konformitätserklärung, technische Dokumentation, Konformitätszertifikate)
- Informationen über besorgniserregende Stoffe
- Benutzerhandbücher, Anleitungen, Warnungen und Sicherheitsinformationen
- Angaben zum Hersteller, Betreiber und Importeur
- Eindeutige Standortkennzeichnungen
- Informationen für Verbraucher zur Installation, Nutzung, Wartung und Reparatur des Produkts, um eine lange Lebensdauer und minimale negative Auswirkungen zu gewährleisten
- Informationen zur Rückgabe oder Entsorgung des Produkts am Lebensende
- Informationen für Behandlungsanlagen zur Demontage, Wiederverwertung oder Entsorgung
Die genauen Datenanforderungen variieren je nach Produkttyp und spezifischen delegierten Rechtsakten des ESPR.
Vorteile der Implementierung von Digitalen Produktpässen
Erhöhte Transparenz:
DPPs bieten detaillierte Informationen über die Herkunft, Materialien und Umweltauswirkungen von Produkten, erhöhen die Sichtbarkeit einer Marke und fördern das Vertrauen der Kunden.
Verbesserte Lieferkettentransparenz:
DPPs bieten eine vollständige digitale Aufzeichnung der Wertschöpfungskette eines Produkts, helfen Unternehmen bei der Optimierung von Prozessen, der Reduzierung von Umweltauswirkungen und unterstützen nachhaltigere und effizientere Lieferketten.
Regulatorische Konformität:
DPPs helfen Unternehmen, Umweltstandards und -vorschriften leicht zu erfüllen und fördern verantwortungsbewusste und nachhaltige Geschäftspraktiken.
Vertrauensaufbau:
Durch die Bereitstellung transparenter und überprüfbarer Informationen über die Herkunft, Authentizität und Einhaltung relevanter Standards eines Produkts helfen DPPs, Vertrauen bei Kunden, Investoren und anderen Interessengruppen aufzubauen.
Zusammenfassung
Die Einführung des Digitalen Produktpasses ist ein großer Schritt in Richtung größerer Transparenz und Nachhaltigkeit auf dem EU-Binnenmarkt. Durch das Verständnis und die Vorbereitung auf diese neuen Anforderungen können Unternehmen nicht nur rechtzeitig Maßnahmen ergreifen, die Vorschriften einhalten, sondern auch das Ansehen ihrer Marke verbessern, die Effizienz in der Lieferkette steigern und das Vertrauen der Interessengruppen stärken.
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