Der langsame Abschied von Google+

Klaus Eck
3 min readJul 27, 2015

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2,2 Milliarden Mitglieder hat Google+ zumindest dem Namen nach. Die meisten Mitglieder scheinen sich nie mit Google+ angefreundet zu haben und dürfen jetzt ganz auf diesen digitalen Ort verzichten. Google+ verliert seinen bisherigen Status und wird wieder ein normales Angebot unter vielen bei Google. Aus der vermeintlichen Zentrale wird ein Nischenprodukt, welches immerhin noch einige Fans hat. Niemand wird mehr Zwangsmitglied bei Google+ und muss ein öffentliches Profil haben.

Die Entbündelung war längst angekündigt, wird jetzt aber öffentlich durchexerziert. Sharing, Streaming und Fotos lassen sich bald wieder ohne Google+ nutzen. Das muss nicht per se schlecht sein.

Als erstes werden Google+ und YouTube entkoppelt, sodass jeder auf dem Videokanal auf Google+ verzichten kann. Wir werden es bald nicht mehr benötigen, um einen YouTube-Kanal zu betreiben und Kommentare zu hinterlassen.

Bradley Horowitz, Google’s vice president of streams, photos, and sharing, says the changes are a response to user feedback (much like LinkedIn did this weekend): “We’ve also heard that it doesn’t make sense for your Google+ profile to be your identity in all the other Google products you use.” (Venturebeat)

Angedeutet hatte sich diese Entwicklung bereits mit dem Launch von Google Photos vor einigen Monaten, bei denen vieles von Google+ und ehemals Picasa übernommen worden ist. Ein Google+ Account war dafür nicht mehr notwendig. Wer sich bei Google anmeldet, findet schon seit einigen Monaten sein Google+ Icon nicht mehr auf Anhieb. Es wurde ein wenig versteckt. Horowitz hat nach seinem Antritt als Google+ Chef es nicht einmal für nötig gehalten, in seiner LinkedIn-Jobbeschreibung auf Google+ zu verweisen.

Andere Google-Angebote sollen in den kommenden Monaten YouTube folgen, sodass Onliner immer weniger Gründe haben, noch auf Google+ zu bleiben. Es sei denn, sie benötigen den Kanal wirklich und glaube nicht nur an den SEO-Effekt, den ein originäres Google-Produkt zumindest ein wenig suggeriert. Vermutlich wird ein harter Kern von Fans übrig bleiben, während der Mainstream sich schon längst von Google+ entfernt hat.

Eigentlich mag ich Google+ noch

Mir hat Google+ lange Zeit sehr gut gefallen, doch zuletzt bin selbst ich mürbe geworden und war eher unzufrieden. Zwar funktionieren manche Communities wie unser Forum zum Content-Strategie noch ganz gut. Richtig viel passierte jedoch nicht mehr.

Trotz vieler Follower auf Google+ (72.000) erhielt ich nur noch wenig Rückmeldungen auf diesem Kanal. Das war in der Anfangszeit besser. Wenn das menschliche Feedback fehlt, verlieren wir schnell an einem Social Network, selbst wenn es immer mehr zu einem Information Network geworden ist.

Ganz anders haben sich Twitter und Facebook für mich persönlich entwickelt. In diesen Social Media Welten bin ich nach wie vor recht zufrieden mit der jeweiligen Resonanz.

Der Google+ Abschied auf Raten wird für gut befunden

Die ersten Reaktionen auf die Veränderungen bei Google+ sind auf Facebook und Twitter eher positiv. Viele Freunde scheint sich der Service in den vergangenen Jahren nicht mehr gemacht zu haben. Das Ende von Google+ ist das (noch) nicht, aber es könnte der Fall in digitale Bedeutungslosigkeit sein und aus dem Relevant Set vieler Digitalagenturen und Unternehmen entfernen.

Im Social Media Marketing nahm die Bedeutung in letzter Zeit ohnehin schon rapide ab. Letztlich wird Google+ jetzt noch unwichtiger für das Social Business. In gewisser Weise findet hiermit die Geisterstadt-Debatte nach vielen Jahren ihr natürliches Ende.

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Klaus Eck

Gründer und Geschäftsführer der Content-Marketing Agentur @dtales #contentstrategie #contentmarketing