Personal Publishing: Bloggen auf Fremdplattformen

Klaus Eck
7 min readNov 12, 2018

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Photo by Kalen Emsley on Unsplash

Persönlich bloggen ohne Blog? Ist so eine Idee überhaupt sinnvoll? Wer noch nicht weiß, wie oft und regelmäßig er bloggen kann, für den gibt es durchaus einige Alternativen zum eigenen Blog, die sehr attraktiv sind. Das ist gerade für Führungskräfte sehr empfehlenswert, die wenig Zeit haben. Ich schreibe des Öfteren auf fremden Plattformen, um darüber meine Kontakte unmittelbar zu erreichen und bin mit den Ergebnissen sehr zufrieden.

Allerdings gehe ich als Blogger auf einer fremden Plattform wie Medium, Facebook, Xing oder LinkedIn immer auch ein gewisses Risiko ein. Dessen sollte sich jeder bewusst sein, der auf ein eigenes Blog verzichtet.

Der Erfolg eines Postings hängt hierbei auch vom Erfolg einer Plattform und des eigenen Netzwerks ab. Jederzeit können sich auf Fremdplattformen die Spielregeln ändern und dadurch unmittelbare Auswirkungen auf die Sichtbarkeit unserer dort veröffentlichten Beiträge haben. Das hat nicht zuletzt das Beispiel Facebook in Bezug auf Algorithmen deutlich gemacht.

Aber es kann noch Drastischeres passieren. Wenn ich viele meiner Inhalte einer einzigen Plattform anvertraue, verliere ich diese mitunter sogar. So schließt Google sein ohnehin mäßig laufendes Netzwerk Google+. Bis Ende August 2019 müssen die bisherigen Nutzer, ihre Daten in Sicherheit bringen, wollen sie diese nicht komplett verlieren.

Andererseits nutzen wir Social Networks, um unsere Beziehungen auszubauen. Was liegt daher näher, als Blogartikel direkt auf das jeweilige Network einzahlen zu lassen? Wenn ich auf Medium publiziere, erhalten alle Mitglieder, die mit mir verbunden sind entweder im Stream oder gar per E-Mail eine Nachricht darüber, dass ich etwas Neues publiziert habe. Das ist im Vergleich zu einem klassischen Blogansatz ein riesiger Vorteil.

Denn nur Geeks abonnieren Blogs über RSS

Seit 2004 betreibe ich regelmäßig den PR-Blogger. Seine Inhalte kann dort jeder Leser per RSS-Feed abonnieren. Doch wer tut so etwas heute noch? Eine schöne Idee, die sich nie im Mainstream durchgesetzt hat. Im November 2018 kennt kaum jemand Feedreader wie Feedly – und noch weniger nutzen diese, um regelmäßig Bloginhalte zu lesen.

Ich nutze den RSS-Feed einiger Blog- und Medieninhalte über Pocket, wo ich alle mir wichtigen Online-Beiträge sammele, die ich irgendwann lesen oder empfehlen möchte. IFTTT macht das möglich. Über diesen Webservice lassen sich unterschiedliche Plattformen nach dem Prinzip “If this then that” sehr gut miteinander verknüpfen.

Theoretisch könnte jeder über RSS seine Lese- und Erfahrungswelt organisieren. Doch die meisten Onliner bevorzugen dafür ihren individuellen Social Media Newsfeed über Facebook, LinkedIn oder Twitter. So erhalte ich auch zahlreiche Leseanregungen über meine Twitter-Kontakte. Auf Pocket sammele ich diese Ideen, die sich zudem wunderbar zum Sharen eignen können.

Blogmarketing über Newsletter organisieren

Alternativ erhält jeder Leser des PR-Bloggers auch Hinweise auf die neuen Blogpostings über unseren d.Tales Newsletter. Jedoch bekommen die Abonnenten dort nicht nur meine Blogartikel, sondern zudem die der anderen PR-Blogger-Autoren. Ganz zu Anfang habe ich den PR-Blogger alleine betrieben, doch heute verstehe ich mich dort eher als Herausgeber. Deshalb kann bei dem Fachblog von einem Personal Publishing im engen Sinne keine Rede sein.

Wer seine Leser zu Abonnenten machen will, muss immer wieder auf den E-Mail-Service aufmerksam machen, damit genügend Leser via Newsletter erreicht werden und neue Blogartikel wahrnehmen. Im Social Media Newstream werden neuen Beiträge schnell übersehen.

Über den Facebook Messenger oder WhatsApp können die Bogartikel ebenfalls sehr gut promoted werden. Dazu müssen die Onliner sich nur für ein entsprechende Abo entscheiden, damit sie via Chatbot an die Adressaten ausgeliefert werden können.

Blogmarketing über Xing, Facebook und LinkedIn

Nach einem simplen Prinzip werden unsere gebloggten Postings in einem Social Network wie von selbst verteilt. Wenn ich etwas gebloggt habe, verweise ich auf Twitter direkt auf meine neuen Beiträge. Jeder meiner Netzwerkpartner erhält so in seinem Newsstream einen Hinweis darauf.

Wir müssen uns scheinbar nicht selbst um die weitere Verbreitung der News kümmern, profitieren aber vom Netzwerkeffekt, der unsere Inhalte sichtbar macht. Natürlich sind wir bei dieser Art der Content Distribution von den Plattformmechanismen abhängig.

Im Vergleich zu einem normalen Posting auf dem PR-Blogger erhalte ich ohne eine zusätzliche Bewerbung relativ viele Zugriffe auf LinkedIn- oder Xing-Beiträge. Auf Medium dominieren die englischsprachigen Nutzer, das verschlechtert hierbei das Verhältnis enorm, ist für mich aber dennoch spannend zu beobachten, weil ich hierbei die Relationen der Plattformen besser erkennen kann.

Freiere Wahl der Inhalte beim Personal Publishing

Bloggen ohne jedes Programm? Geht das für mich noch auf dem PR-Blogger? Nicht unbedingt, weil wir ihn als Corporate Blog für unsere Content Marketing Agentur d.Tales nutzen. Außerdem ist der inhaltliche Fokus durch die Themen Content Strategie, Content Marketing, Social Media Strategie und Kommunikation klar vorgegeben.

Obwohl das bereits ein großes Themenfeld umfasst, möchte ich mir die Freiheit herausnehmen, über ein völlig anderes Thema spontan schreiben zu können. In einem Social Network ist das leichter zu vermitteln, finde ich zumindest. So könnte ich auf Medium im Prinzip über das Schreiben, Filme oder Romane publizieren, ohne dass ich ein Themenkorsett sprenge. Ein solches gibt es im Personal Publishing nicht unbedingt. Damit kehre ich in gewisser Weise zum Ursprung meines Bloggens zurück.

Ohne Druck bloggen

Obwohl ich mich dazu verpflichtet habe, jede Woche einen Beitrag zu veröffentlichen, nehme ich das (noch) nicht als Anstrengung wahr. Denn ich kann selbst bestimmen, worüber ich wie was in welcher Länge schreibe. Ich wäre sogar froh darüber, hin und wieder mal kürzere Blogartikel zu verfassen. Irgendwie fühle ich mich stark an Robert Basic erinnert und von ihm inspiriert: Der viel zu früh verstorbene Blogger hat nicht nur sein Basicthinking Blog verkauft, sondern sich früh für Fremdplattformen entschieden, um dort zu schreiben, wo die Leser sind.

Zugegebenermaßen neige ich zur Langstrecke, die mich auch zu mehreren Büchern geführt haben. Aber die kurze Form wird es auf Medium sicherlich des Öfteren von mir zu lesen geben.

Trotz all dieser Einordnungen habe ich nicht vor, allzu sehr in den Plauderton zu verfallen, der den einen oder anderen Leser abstoßen könnte. Ich habe den Anspruch, mit jedem Artikel einen gewissen Mehrwert zu schaffen und Dir damit einen Grund zu liefern, meine Beiträge zu lesen. Je mehr Feedback ich darauf von Dir erhalte, desto leichter kann ich die Richtung auf diesem Mediumexperimentierfeld steuern.

Voraussetzung für ein erfolgreiches Personal Publishing auf LinkedIn und co.

Wer auf LinkedIn, Facebook oder Xing bloggt, sollte darüber gezielt sein Netzwerk ausbauen. Mit jedem Beitrag auf diesen Plattform zahle ich auf mein Personal Branding ein und steuere meine Positionierung.

Damit ich davon langfristig profitiere, ist es sinnvoll, das eigene Netzwerk auszubauen und Kontaktanfragen passiv wie aktiv zu nutzen. Niemand sollte daher darauf warten, dass neue Anfragen „von selbst“ kommen, sondern beispielsweise aktiv diejenigen anfragen, die man bei Veranstaltungen kennengelernt hat. Hierbei geht es nie um die Pflege von Freundschaften. Es geht darum ein funktionierendes Netzwerk auf- und auszubauen. Durch regelmäßige Postings lernen uns unsere Kontakte mitunter sehr gut kennen. Insofern lohnt es sich, Zeit in den Aufbau eigener Blogartikel auf dem Netzwerk Deiner Wahl zu investieren.

Mit jedem publizierten Beitrag kannst Du auf Dein eigenes Personal Branding einzahlen. Bei den Artikeln gehören zuallererst gute Überschriften, Teaser und gutes Bildmaterial dazu. Darüber entsteht erst die Aufmerksamkeit, die wir erzielen wollen.

Viele Autoren publizieren in den genannten Networks sehr viele lesenswerte Beiträge, ohne ihre Kontakte auszubauen. Wer jedoch kein großes Netzwerk haben will, verzichtet auf mögliche Reichweiten und ist damit vielleicht auf diesen Plattformen sogar fehl am Platze.

10 Tipps für das Personal Publishing in Social Networks

  1. Pflege Dein Netzwerk, bevor Du auf LinkedIn oder Xing publizierst, ansonsten schreibst Du außerhalb der digitalen Öffentlichkeit.
  2. Persönlichkeit ist erwünscht. Die Leser sind aus bestimmten Gründen Teil Deines Netzwerks, deshalb ist es völlig in Ordnung, auch Persönliches mitzuteilen.
  3. Allerdings solltest Du niemals Deine Leser langweilen.
  4. Und immer daran denken, was Deine Rezipienten interessieren könnte.
  5. Du bist in der Regel nicht nur auf einer Plattform, sondern auf mehreren. Deshalb teile Deine Ideen auch auf anderen Networks crossmedial mit.
  6. Gute Titel und Teaser locken die Leser an – oder vertreiben sie, wenn sie ihre Botschaft nicht vermitteln können.
  7. Dasselbe gilt für eine passende Bildauswahl. Wir lassen uns gerne visuell ansprechen und verführen. Davon können Deine Beiträge profitieren.
  8. Etwas Provokation schadet nicht und macht neugierig.
  9. Aber: Clickbaiting ist nie eine Lösung. Deshalb lohnt es sich, seine Versprechungen in jedem Artikel einzuhalten. Das baut Vertrauen auf und zahlt auf die persönliche Reputation ein.
  10. Kontinuität ist ein gutes Versprechen. Darüber lassen sich Leser binden.

Früher habe ich immer in Vorträgen davon gesprochen, dass wir unsere Bloginsel verlassen müssen, um dorthin zu gehen, wo die Gespräche unserer Kunden stattfinden. Auf diese Weise lassen sich die eigenen Unternehmensbotschaften erfolgreich auf die Reise schicken. Statt darauf zu warten, dass alle meine kleine Bloginsel besuchen und dort mit mir diskutieren, ist es mitunter empfehlenswert, den Content auf anderen Plattformen darzubieten. Gegen eine crossmediale Mehrfachverwertung der Inhalte spricht hierbei wenig, allerdings sollte man dabei die Rahmenbedinungen von Google nicht ganz außer Acht lassen (Stichwort: Duplicate Content).

Welche Erfahrungen habt Ihr mit dem Pattform Publishing auf Xing oder LinkedIn gemacht?

>> Klaus Eck: Publizieren auf LinkedIn, Xing oder Medium

Fotos: Kalen Emsley on Unsplash; Photo by Eugenio Mazzone on Unsplash; Photo by Jesse Schoff on Unsplash;

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Klaus Eck

Gründer und Geschäftsführer der Content-Marketing Agentur @dtales #contentstrategie #contentmarketing