Social Media Gedanken 2: Wir haben schon immer alles gewusst

Klaus Eck
5 min readJan 14, 2019

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Photo by Peter Forster on Unsplash

Zum Start in die Woche gibt es wieder einen Rückblick auf die Themen, die ich in den vergangenen Tagen am spannendsten fand. Die Zeit der Gewissheiten ist nun wirklich vorbei. Galt es bisher als innovativ, in Social Media aktiv zu sein, wird das nun in Frage gestellt. Ist es gar fortschrittlich, sich den Datenkraken der Neuzeit zu entziehen? Müssen wir alle raus aus Facebook und Twitter? Nichts bleibt, wie es war. Einerseits wird Privates schnell öffentlich, andererseits wissen wir nicht mehr, welcher Information wir wirklich vertrauen dürfen. Selbst mediale Debatten verkommen, wenn sie zu schnell und zu wenig sorgfältig geführt werden. Kein Wunder, dass aus einer klaren Haltung eines Sportlers ein Shitstorm ohne jegliche Substanz hervorging.

Bloggertreffen 2019 am 20. Januar in München

Zum dreizehnten Mal findet das Bloggertreffen als Networking Event in München statt. Ich habe das Event damals gegründet und vergangenes Jahr an den Social Media Club übergeben. Dieser hat sich vor kurzem in “Social Munich” umbenannt. Wer Lust dazu hat, sich zu aktuellen Themen und Trends rund um die digitale Kommunikation auszutauschen, ist herzlich eingeladen, daran teilzunehmen.

>> Anmeldung: Eventbrite
>> PR-Blogger: Rückblick auf ein altes Bloggertreffen

Social Munich

Bildern und Videos können wir nicht mehr vertrauen

Spätestens seit Ende 2017 sollten wir nicht mehr alles glauben, was wir online sehen. Damals sind die ersten Deepfakes-Videos aufgetaucht, in denen Hollywood-Schauspieler durch beeindruckende Montagen zu Pornoakteuren gemacht worden sind. Eine selbstlernende Software ermöglichte es, die Gesichter der Promis auf die Köper von Pornodarstellerinnen zu montieren, ohne dass die Fälschung auffiel. Die Deepfake-Software gibt es inzwischen als Gratis-App für das Smartphone und kann somit von jedem genutzt werden. Auf Knopfdruck funktioniert es jedoch noch nicht, weil dazu sehr viel Aufwand betrieben werden muss. Doch das könnte in den kommenden Jahren sehr viel leichter werden, meint der Informatiker Matt Turek von Darpa. Deshalb müssen wir unsere Einstellung zu Videos und Fotos anpassen. Wir können ihnen immer weniger vertrauen, weil sie sehr leicht gefälscht werden können.

Wir haben es schon immer gewusst, das Internet ist böse

Die Debatte über den Twitter- und Facebook-Abschied des Grünen-Vorsitzenden Robert Habeck geht weiter. Viele Menschen fühlen sich in ihrer bisherigen Haltung zu Social Media bestätigt und machen es sich dadurch sehr einfach. Einige können nun Habeck anführen, um ihr Nicht-Engagement in Social Media zu rechtfertigen. Dabei ignorieren sie, dass der Politiker weiterhin bloggt, Instagram nutzt und vermutlich auf den Social Media Kanälen der Grünen weiterhin aktiv sein wird. Letztlich hat er sein Social Media Engagement nur ein wenig reduziert und verlagert. Doch durch die öffentliche Debatte über den Ausstieg fühlen sich einige in ihrer digitalen Askese bestätigt und wollen es schon immer besser gewusst haben, warum man nicht in Socia Media aktiv sein sollte. Einige (grüne) Politiker überdenken ihre Aktivitäten und schließen sich sogar Habeck an.

Der Blogger und Comedian Schlecky Silberstein geht sogar einen Schritt weiter und fordert ein generelles Twitter-Verbot für Abgeordnete. Diese Provokation passt natürlich sehr gut zu seinem aktuellen Buch “Das Internet muss weg, in dem er erläutert, warum das Internet an vielem schuld ist. Dem widerspricht Dirk von Gehlen ganz klar: Löschen ist seiner Meinung nach keine Lösung. Es geht vielmehr um das “Wie” und nicht um das “Ob”.

Kretzschmar: Persönlichkeit zu zeigen, das ist für Sportprofis schwierig

Wenn sich ein bekannter Ex-Handball-Spieler wie Stefan Kretzschmar kritisch über die Meinungsfreiheit in Deutschland äußert, dann ist die Aufregung groß. Dabei achten nur wenige auf seine tatsächlichen Interview-Äußerungen bei t-online.de. Zwar redet er wie in den Zeilen angekündigt Klartext. Doch es geht Kretzschmar erkennbar um die neue Rolle der Sportler in der Medienöffentlichkeit. Es ist für diese sehr viel schwieriger geworden, ihre ganze Persönlichkeit zu zeigen, weil sie unter ständiger öffentlicher Beobachtung stehen. Aus Angst vor Shitstorms und dem Online-Pranger halten sich daher viele seiner Sportkollegen eher zurück, wollen nicht mit ihren Taten und Äußerungen anecken. Außerdem müssen sie damit rechnen, dass sich die Meinungsfreudigkeit und Haltung auf ihre Wahrnehmung bei Arbeitgebern und Werbepartner negativ auswirken könnte. Wer dieses befürchten muss, verzichtet daher lieber auf gesellschafts- oder gar regierungskritische Meinungen.

So meint der ehemalige Nationalspieler: “Wenn du eine polarisierende Meinung hast, finden die 50 Prozent scheiße. Für alles, was dich von der Masse abhebt, erntest du einen Shitstorm.” Selbiges erlebt Kretzschmar nach seinem Interview. Dabei musste er sich auch von einigen Befürwortern seiner Aussagen zur Meinungsfreiheit distanzieren, die ihn für die AfD vereinnahmen wollten. Den Shitstorm, der auf sein Interview folgt, sieht Kretzschmar als Bestätigung seiner Meinung.

Spracherkennung wird alltäglicher

Wenn ich mir Notizen machen will, diktiere ich meine Gedanken häufig auf meinem Google Pixel Smartphone und bin immer wieder überrascht, wie fehlerfrei das heute möglich ist. Das Gehörte wird immer selbstverständlicher direkt in Text umgewandelt. Immer mehr Geräte hören uns zu. Das ist dennoch erst am Anfang. Wer Alexa, Siri oder den Google Assistent nutzt, bekommt von der Zukunft einen Vorgeschmack. Die digitalen Übersetzer werden unsere Gesellschaft verändern und ermöglichen es, auch ohne Fremdsprachkenntnisse sehr gut im Ausland zurecht zu kommen. Deeple und Google ermöglichen das längst auf feinste Art und Weise. Vielleicht werden wir irgendwann durch die automatisierten Übersetzung tatsächlich eine Weltgesellschaft, in der jeder mit jedem ohne Sprachbarrieren kommunizieren kann.

Ein Ei schlägt auf Instagram alle anderen

Das derzeit erfolgreichste Posting auf Instagram ist das Bild eines Eies. Damit löst das Ei ein Babyfoto von Kylie Jenner ab. Beides doch eher Soft News und nicht unbedingt das, was wir als relevante Information betrachten oder? Dennoch scheint es sehr gut zu funktionieren.

Meine Twitterperlen der Woche

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Klaus Eck

Gründer und Geschäftsführer der Content-Marketing Agentur @dtales #contentstrategie #contentmarketing