Twitter und Facebook werden wichtiger als Newslieferanten

Klaus Eck
4 min readJul 15, 2015

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Auf dem Weg ins Büro bin ich am Vormittag an zahlreichen Menschen vorbeigekommen, die eines verbindet. Die Mehrheit der Passanten hält sich ein Smartphone vor Augen und liest. Nur wenige telefonieren mit ihrem Mobilfunkgerät. Anscheinend ist das Handy längst mutiert. Wir nutzen es immer weniger zum miteinander sprechen. Stattdessen schätzen wir es als Newslieferant und setzen dabei auf Twitter und Facebook. Eine dazu passende US-Studie ist vom Pew Research Center und der Knight Foundation gerade veröffentlicht worden.

Demnach ist es für US-Amerikaner inzwischen selbstverständlich geworden, Nachrichten über Twitter oder Facebook vermittelt zu bekommen. Dabei fällt auf, dass im Vergleich zu 2013 immer mehr Onliner auch Facebook für die Rezeption von News nutzen.

Beide Social Networks sind damit zu wichtigen Content Distribution Plattformen geworden. Das hat Auswirkungen darauf, wie wir die Welt wahrnehmen und birgt Gefahren in sich, weil wir nicht über unser Filterblase hinausblicken müssen.

“As social networking sites recognize and adapt to their role in the news environment, each will offer unique features. These different ways of connecting with news have implications for how Americans learn about the world and their communities, and for how they take part in the democratic process” (Amy Mitchell, Pew’s director of journalism research)

Algorithmen gewinnen an großer Bedeutung, weil sie letztlich darüber entscheiden, was wir auf Twitter oder Facebook sehen und welche News wir dadurch wahrnehmen. Noch wird der Twitter-Feed nicht weiter für uns gefiltert, aber es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis sich das ändert. Das Projekt Lightning ist ein Blick in Zukunft, in der Twitter verstärkt auf Themenseiten setzt und Inhalte kuratiert.

Aus diesem Grunde sind auch Entwicklungen bei Facebook interessant, die den Onlinern selbst die Möglichkeit einräumen, bestimmte Newsquellen oder Freunde zu priorisieren. Oder Medienhäusern erlaubt, direkt auf Facebook Instant Articles zu publizieren.

Wer mehr Inhalte von seinen Facebook-Kontakten erhalten will, kann dieses auf iOS beeinflussen, indem er diese entsprechend einstellt:

Ab sofort “erhältst du nun eine Übersicht der Leute, Seiten und Gruppen, die du in den letzten Wochen ganz oben in deinen Neuigkeiten gesehen hast. Du kannst dann entscheiden, welchem Freund, welcher Seite oder welchen Gruppen du nicht mehr folgen willst. Du kannst außerdem sehen, wem du nicht mehr folgst und dich jederzeit dazu entschließen, ihnen wieder zu folgen.” (Facebook)

Die News, die wir jeweils über Facebook und Twitter beziehen, unterscheiden sich erheblich voneinander. Auf Twitter wollen die US-Bürger lieber aktuelle Nachrichten erhalten und über Events informiert werden.

Es gibt einige Themenfelder, auf die Twitterer mehr wert legen als Facebook-Mitglieder: Sport (70% vs. 55%), Business (55% vs. 42%), International News (63% vs. 51%) und Politik (72% vs. 61%).

Das hat Folgen für das Verhalten auf Twitter. Viele suchen dort den direkten Kontakt zu Politikern, Sportlern und Journalisten und folgen diesen Twitterern direkt, um unmittelbare Informationen zu erhalten.

Letztlich haben sowohl Facebook wie auch Twitter als Newslieferanten zumindest in den USA an enormer Bedeutung gewonnen. Inzwischen beziehen jeweils 63 Prozent der Facebook- und Twitter-User ihre Nachrichten über diese Plattformen. Gegenüber 2013 ist das in diesem Jahr ein großer Zugewinn: Damals waren es erst 47% für Facebook und 52% für Twitter.

Diese Veränderungen können Medien für sich nutzen, in dem sie verstärkt über Social Media ihre Inhalte spielen. Darüber hinaus bietet das immense Chancen für Unternehmen, die ebenfalls Content-Lieferanten geworden sind und über diese Plattformen Content-Marketing betreiben können.

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Klaus Eck

Gründer und Geschäftsführer der Content-Marketing Agentur @dtales #contentstrategie #contentmarketing