by lorelei lee

Meine neue Liebe: Bullet Journal

Lorelei Lee
11 min readFeb 1, 2015

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In Zeiten der Superlative sagt man so leicht: “Das hat mein Leben verändert!” — aber ganz echt: Bullet Journal hat!

Before Bullet Journal

Wie schon in meinem Post “Hast du Zeit?” — “Ja, aber nur kurz!” vor ca. 1,5 Jahren beschrieben, kämpfe ich damit meine Arbeit und mein Privatleben unter einen Hut zu bekommen und dabei trotzdem noch Zeit für mich und meine Hobbies — und selbstverständlich auch für Schnuckelchen und Kätzchen zu finden.

“Getting Things Done” von David Allen hatte mir schon ordentlich geholfen — außerdem muss ich Herbert Hertramph danken *imaginärenHutzieh*, der ein sensationelles Buch über Evernote geschrieben hat und mir so geholfen hat, innerhalb kürzester Zeit den größten Nutzen aus einem Programm zu ziehen, das ich schon ungefähr 1 Jahr installiert hatte, aber nur ganz selten genutzt hatte, weil ich nicht wusste wie und wozu. So konnte ich dank der beiden Herren schon einen großen Schritt in Richtung: “Ich habe die Macht!” (über mein Leben) machen. Doch wie in besagtem Blogpost schon geschrieben, war es immer noch schwer meine privaten Aufgaben in den Griff zu bekommen — ich hatte immer das Gefühl, ich renne dem Haushalt hinterher und er dreht sich immer wieder um und streckt mir die Zunge raus! Böser Haushalt!

Als absolut zweigeteiltes Wesen (was sich auch in meinen Bullet Journals — ja, zwei, ich könnte nie eines für Privat und Arbeit gemeinsam führen — zeigt) hat mir Evernote zwar perfekt in der Arbeit geholfen, aber ich habe den privaten Teil nicht einmal ansatzweise genutzt — ich habe gesammelt, weil ich eine Sammlernatur bin, aber meine Inbox ist irgendwann explodiert, weil ich nie reingeschaut habe und die Notizen weiterverarbeitet habe.

Habe dann alles mögliche an Taskmanagern versucht — Wunderlist, Remember the Milk, Todoist, … mir fallen gar nicht mehr alle Systeme ein — Remember the Milk war noch das, welches ich am längsten genutzt habe, weil es eine Evernote-Integration anbietet, sodass alle Reminders aus Evernote synchronisiert werden und übersichtlich weiterverarbeitet werden können. Was mich aber — so sensationell sie auch sind — an den Evernote-Remindern stört, ist, dass man sie immer wieder neu setzen muss. Wenn ich Aufgaben habe, die sich in regelmäßigen und unregelmäßigen Abständen wiederholen, muss ich jedes Mal, wenn ich eine Aufgabe erfüllt habe, den Reminder neu setzen. In den meisten Fällen geht das ganz gut, aber wenn ich mal sehr beschäftigt bin, dann kann es schon einmal sein, dass ich den Reminder nicht ändere. Klar, wenn ich brav nach David Allen mein Weekly Review machen würde, dann würde das spätestens dann auffallen — aber Pre-Bullet-Journal war ich keine gute Reviewerin. Vor allem, weil ich immer das Gefühl hatte, dass das Review und Listen schreiben nicht während der Arbeitszeit geschehen darf. Yep, ich dachte, es ist meine Schuld, dass ich nicht in der Lage bin, meine Arbeit zu organisieren und alles auf die Reihe zu kriegen. Und so müsste ich die Reviews und dergleichen in meiner privaten Zeit machen! Da wollte ich aber nicht mehr, weil ich ohnehin schon an meinem Zeitlimit angekommen war!

Aber zurück zu den Remindern. Wie gesagt, die Möglichkeit regelmäßige und unregelmäßige Wiederholungen zu programmieren fehlt mir in Evernote und allen anderen Apps sehr — die meisten können regelmäßige Wiederholungen wie “jeden Montag”, aber eben nicht “alle 5 Tage” — meine Pflanzen wollen aber nicht jeden Montag gegossen werden, sondern mitunter 1–2 x pro Woche …

Der erste Durchbruch

Nicht nur eine tolle App, sondern auch der beste Support, den ich je erlebt habe! Danke, Jeremy!

Schließlich bin ich in meinem Windows Store auf eine App gestoßen, die sich “2Day” nennt und eben genau diese Möglichkeiten bietet! Synchronisation ist über mehrere Kanäle möglich, sodass man die App auch auf dem Windows Phone verwenden kann — allerdings muss ich sagen, dass die Synchronisation über die eigene Cloud nicht so besonders funktioniert(e), ich synchronisiere über Toodledo. Mit dieser App habe ich meinen Haushalt das erste Mal in den Griff bekommen — ich wusste schlicht und ergreifend endlich, was ich überhaupt tun musste. Nichts mehr mit Zunge-raus-strecken! Mit der Zeit konnte ich einen Ablauf entwickeln, der mich nicht überforderte, die Aufgaben poppten an den Tagen auf, an denen was zu tun war, konnte ich etwas nicht erledigen, dann konnte ich entscheiden, ob es im Augenblick wichtig war, und es weiterhin aktiv lassen, oder ob es in Wahrheit auch reicht, wenn es später gemacht wurde, dann habe ich es als erledigt markiert, es ist ohnehin wiedergekommen.

The First Contact

Als alte Sammlernatur verwende ich mit Begeisterung Feedly und sammle dort Blogs, denen ich folgen kann — zum Lesen komm ich gar nicht so viel — und einer davon ist Lifehacker. Für meinen Geschmack posten die Herrschaften ein bissl zu oft, aber man stößt doch immer wieder auf interessante Artikel, die einem tatsächlich im Leben weiterhelfen! :-)

Eines Tages war da also dieses Video:

Ryder Carroll — http://bulletjournal.com/

“Schön!”, dachte ich. Wenn man mit papierbasierten Systemen arbeiten kann, dann klappt das sicher. Aber ich hatte Jahrzehnte lang versucht einen Kalender zu führen — hab mir die hübschesten Filofaxes, Moleskines und ähnliches gekauft und das Ergebnis war jedes Mal das Selbe: ich habe mit Begeisterung alle möglichen Daten eingetragen, die ich für das kommende Jahr wusste, und dann hab ich nie wieder reingeschaut.

Man sieht die voreingetragenen Geburtstage in blau und die voll ambitionierten Einträge meiner Unterrichtstätigkeit. Aber im Rest des Kalenders herrscht gähnende Leere. Ich hatte nie das Bedürfnis zu checken, ob ich zu einem bestimmten Zeitpunkt verfügbar war …

Bestes Beispiel mein letzter Kalender (2010/11), den ich anlegte, als ich Club-Sekretärin im örtlichen “Soroptimist International”-Club war und zur Jobbeschreibung gehörte, dass ich regelmäßig Protokolle verschicke, zu Clubabenden gehe und idealerweise die Geburtstage der Clubmitglieder nicht vergesse, damit ich zum Clubabend Blümchen mitbringen kann! The Horror!
Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie oft ich doch ohne Blumen dagestanden bin, oder jemandem bitten musste, welche zu besorgen! Dabei gibt es doch nichts Billigeres, als in einen Kalender zu schauen, oder?

Mittlererweile weiß ich aber, woran es liegt, dass ein Kalender nicht der richtige Weg für mich ist, digitale To-Do-Listen aber zumindest zum Großteil für mich funktionieren: Mein Leben ist handlungsorientiert, nicht terminorientiert. Die wenigen Termine, die ich habe, merke ich mir entweder, oder es macht keinen Unterschied, weil nicht ich zu den Leuten muss, sondern sie zu mir kommen. Und da ich es in meinem Job ohnehin gewohnt bin, dauernd wegen Beratungen aus meinem Workflow gerissen zu werden, ist mir das auch schon egal, ob eine Bewerberin kommt, ohne dass ich mich darauf vorbereitet habe — meine Bewerbungsgespräche laufen ohnehin völlig anders, als man sich das vielleicht vorstellt, aber bis jetzt habe ich noch nie danebengegriffen bei meinen Lehrer_innen … :-D

Als ich also das Video zu Bullet Journal das erste Mal sah, war es interessant, aber nicht verführerisch, weil ich ohnehin dachte, dass ich mit 2Day alt werden würde.

Der Knackpunkt

Sommer 2014: Zwei Mal im Jahr (August und Februar) unterrichte ich fast jeden Vormittag und arbeite am Nachmittag im Büro, was dazu führt, dass ich kaum zu Hause bin, und so ist es eine besondere Herausforderung den Haushalt weiter im Griff zu haben. Auch im Büro ist es nicht ganz so leicht, weil ich nicht die Möglichkeit habe einfach einmal länger zu arbeiten oder früher zu kommen. Dazu kommt, dass ich eine weitere Trainerinnen-Tätigkeit dazu bekommen habe und so ein 2-tägiges Seminar vorzubereiten hatte, das dann im September fällig war. Und so kam das Unvermeidliche: immer mehr Aufgaben blieben unerledigt, konnten aber auch nciht einfach aufgeschoben werden, weil sie einfach wichtig waren — zumindest in meinen Augen!

Ich weiß nicht, ob ich mich selbst noch einmal an Bullet Journal erinnern konnte, oder ob ich genau zum richtigen Zeitpunkt noch einmal darüber gestolpert bin, aber jedenfalls habe ich mich am 20. September 2014 hingesetzt, ein schönes (aber leider zu großes) Heft von Ikea genommen und angefangen ein eigenes Bullet Journal aufzusetzen. Alleine dieser Prozess war so dermaßen befriedigend, dass ich wusste, das werde ich zumindest mal für ein Monat versuchen. Aber auch wenn mir von Anfang an klar war, dass ich mein BuJo nicht mit mir rumschleppen werde — zumindest nicht immer — war mir auch klar, dass ich erstens nicht in einem linierten Heft arbeiten möchte und zweitens das Format einfach nicht das Richtige war.

Daher habe ich mir am nächsten Tag auf einem Ausflug in mein geliebtes Graz ein wunderschönes Notizbuch von Legami gekauft. Glückskind, das ich bin, habe ich auf Anhieb DAS Notizbuch für mich gefunden. Ich weiß, dass ich nie mehr suchen muss, ob nicht doch ein Moleskine oder ein Leuchtturm oder ein Conceptum besser geeignet wäre — nein, Legami ist zwar schwer zu kriegen — der Onlineshop geht wahrscheinlich nie online (ich beobachte ihn schon seit mindestens einem Monat), aber es ist perfekt — das Lesezeichen hält gleichzeitig meinen Stift, das Cover fühlt sich herrlich an und ist flexibel — ich weiß, dass ich nie mit einem Hardcover arbeiten könnte — und es hat die richtige Größe (12 x 18,5 cm). Das ist größer als das Pocket von Moleskine (9 x 14 cm), aber kleiner als das Large (13 x 21 cm), und für eine Kleine-Handtaschen-Besitzerin und Aber-doch-viel-zu-tun-Haberin ist das für den Fall des Doch-einmal-Mitschleppens ein definitives Plus!

Als obsessiver Kontrollfreak verbringe ich seit September viel Zeit mit dem Anschauen von You Tube Videos und in der Google+ Community “The Bullet Journal” und lasse mich von allen tollen Layouts und Ideen inspirieren. Für mich ist das Teil des Erfolges. Organisieren und Planen wird dadurch zu einem Hobby für mich und ist keine Belastung mehr. Nach nicht einmal einem Monat war mir klar, dass das System für mich funktioniert (der ultimative Test kommt jetzt im Februar — wieder ein Unterrichtsmonat. Am letzten ist ja das letzte System gescheitert … :-) ) und so habe ich auch in der Arbeit eines eingeführt. Doch, wie schon erwähnt — zwei Seelen in einer Brust, dieses schaut völlig anders aus! Es ist ein liniertes A4-Hardcoverbuch (zuerst eine Art Composition Notebook, jetzt ein 2 Euro Kitsch-Notizbuch mit Magnetverschluss) in dem ich lediglich in einer Farbe (jetzt Schwarz) schreibe und Rot verwende, um Dinge als erledigt zu markieren.

HiHi — findet wer den Rechtschreibfehler … manchmal steh ich schon ordentlich auf der Leitung … :-)

In meinem privaten Bullet Journal verwende ich den originalen Bullet Key, im Büro habe ich mich für den neuen Key aus dem Kickstarter Projekt entschieden.

Ein paar von den Bullets sind Eigenkreationen — wie etwa der Blitz für Dinge, die nicht lange dauern, oder das Strichmännchen, für das, was ich nicht alleine machen kann/möchte. Die Sanduhr für Aufgaben, die ich nicht weitermachen kann, weil ich noch auf etwas warte, stammt aus der G+ Community von Josh Medeski — kaum hatte er sein Instagram-Foto gepostet, haben es auch schon alle übernommen gehabt — so nett und wirkungsvoll!

Zu Beginn habe ich noch keine Wochen- und Monatslisten gemacht, weil ich dachte, dass es für mich keinen Sinn machen würde, weil ich ja von Tag zu Tag lebe. (Heute weiß ich das besser!) Daher hat mich das Originalsystem, dass ein Tag dort anfängt, wo der alte aufgehört hat, an Grenzen gebracht, wenn ich wusste, dass etwas zum Beispiel erst am Wochenende erledigt werden kann.

Meine unterschiedlichen Tageslayouts

In den Kalender passte es nicht wirklich, also wohin damit? Eine Variante waren Post-its — klappte ganz gut, aber das Zeug fliegt ja leicht einmal raus … Also habe ich Mitte Oktober angefangen pro Tag eine Seite zu reservieren und konnte so Aufgaben schon an zukünftige Tage deligieren — das Ergebnis: teilweise hatte ich halbleere Seiten. Könnte mir wurscht sein, aber ich wollte schauen, ob ich es nicht doch noch effizienter gestalten konnte. Im Dezember gestaltete ich also das Layout mit 2 Tagen auf einer Seite. Das Ergebnis: schon am ersten Tag musste ich auf der Seite schreiben, weil ich nicht genug Platz hatte! :-D Im Großen und Ganzen hat es schon gut geklappt, aber auf Dauer war mir klar, dass ich das nicht wollte. Außerdem hat das Aufsetzen eines ganzen Monats im Voraus den Nachteil, den Kalender auch haben, man ist in ein Korsett gezwängt, Sammlungen können erst viel weiter hinten angelegt werden, als man das gerne hätte — für Weihnachten hab ich mir dann einfach eine Seite hineingetapet — und so sprang ich auf den Hobonichi-Zug auf. Ein Riesenhype! Das Layout der Seiten hat mir aber von Anfang an sehr gefallen, aber ich würde mir den Planner nicht kaufen, weil er viel zu viel drinnen hat, was ich nicht brauche. Also habe ich das Layout in mein Notizbuch übertragen — ganz besonders die Geschichte mit den Mondphasen und dem Zitat unten — meine sind Latein … Aber aus der Erfahrung bin ich ja schlau geworden — ich habe kein ganzes Monat mehr aufgesetzt, sondern nur eine Woche. TATA!

Alles auf Papier

Das war zu Jahreswechsel und wenn man schon nicht das Bedürfnis hat ein neues Notizbuch anzufangen, dann könnte man aber doch etwas neu machen und so habe ich beschlossen mich Schritt für Schritt von meinen elektronischen Helfern als Organisations- und Planungstools zu verabschieden (Evernote wird weiterhin meine Anlaufstelle für Informationen bleiben — dass man Dokumente, Internetseiten, etc. speichern kann und mit allerlei Informationen ergänzen, ist einfach unschlagbar! Außerdem habe ich schon eine Reihe von Checklisten, die sich bewährt haben und die ich ohnehin nicht von Buch zu Buch übertagen wollte.) und alle meine Aufgaben auf Papier zu bringen. Ich habe endlich verstanden, wo der Sinn einer Master-Tasklist liegt und — nach fast 2 Jahren GTD — den entspannenden Effekt von Reviews! YEAH!!!

Monats- und Wochenliste — die Kästchen zeigen an, wie oft etwas zu tun wäre. Wenn ich sie übernommen habe, dann werden die Kästchen gefüllt.

Dadurch erübrigt sich aber auch das Aufsetzen einer Woche im Voraus — die Wochenlisten ermöglichen es mir ohnehin, Dinge, die mir einfallen, aber die ich nicht heute oder morgen erledigen kann, aufzuschreiben und nicht wieder zu verlieren. Wenn ich weiß, dass es wohl erst Ende des Monats oder sogar später dazu kommen wird, dann schreibe ich es auf die Monatsliste oder die Master-Tasklist.
Und so sieht der Februar schon wieder fast so aus, wie der September, nur eben mit mehr Listen, auf die ich zurückgreifen kann. Und mein nächstes BuJo wartet schon um die Ecke und wird super simpel — rein schwarz/weiß …

Was freu ich mich!

Fazit: Planen und Organisieren ist ein wichtiger Teil jeder Arbeit und sollte nie als unnötig oder Overkill angesehen werden. Mir hat diese Erkenntnis viel gebracht und meine “Sch…., jetzt hab ich das vergessen!”-Erlebnisse sind quasi auf Null gesunken!

In Papierform macht es zusätzlich Sinn, weil nicht nur Studien sondern auch der gesunde Menschenverstand sagen, dass man sich leichter merkt, was man mit der eigenen Hand schreibt!

Und ansprechend sollte es meiner Ansicht nach auch sein — es hilft mir nichts, wenn ich ein tolles System habe, aber keine Spaß daran, weil es hässlich ist. Da schön im Auge des Betrachters liegt, muss jede_r für sich herausfinden, wie das ideale Bullet Journal ist, aber man muss es wirklich mögen!

Ach ja — warum schreibe ich das überhaupt —weil ich glaube, den Stein der Weisen gefunden zu haben? Ja, das auch ;-), aber mir hat das unheimlich viel geholfen Blogs von anderen zu lesen, daher trage ich jetzt auch was bei!

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