Migration und Müßiggang (Einleitung)

Maria Reimer
1 min readFeb 7, 2016

--

Nun also die Reise. Die Reise. Die erste mit eigenem Auto und die erste mit Kind. Nach neun Monaten Mutterschutz und Elternzeit, die ich geschätzt zu 60 Prozent genossen und zu 90 Prozent im Kiez verbracht habe, bin ich hungrig. Ich mag nicht mehr innen und nicht mehr drinnen sein, ich will nach draußen. Ich will Abenteuer, Erlebnisse jenseits des Tellerrands und eine Verbindung zur Welt.

Zwei Monate haben wir Zeit, um von Berlin nach Marokko und wieder zurück zu fahren. Von Genua (Italien) nach Tanger (Marokko) nehmen wir die Fähre, ansonsten sind wir mit dem Auto unterwegs und haben nichts weiter geplant.

Ich freue mich riesig auf die Reise. Aber mir ist schlecht beim Gedanken daran, mit der Fähre über’s Mittelmeer zu fahren. Und doch werden wir es tun. Natürlich — nicht reisen ist keine Option und hilft niemandem. Aber die Gleichzeitigkeit, mit der wir aus Urlaubsgründen nach Süden schippern und andere in die Richtung, aus der wir kommen, in den Tod fahren, beschäftigt mich.

Wie geht Reisen in einem Land, das viele verlassen? Ist die Migrationsbewegung nach und in Europa auf Reisen spürbar? Und verändert sie das Reisen selbst?

Mein Schicksal hingegen ist verstörend leicht. Ich übe Müßiggang, und weiter nichts. Die Leere des Geistes und die Konzentration auf eine Sache während des Mutterschutzes haben mir gut getan-trotz oder gerade wegen der Liebe zu meiner Arbeit. Ich übe also, bevor mich das Berufsleben wieder zurück hat, weiter. Die entsprechende Reisebegleitung habe ich dabei. Danke an Judith Holofernes für die Inspiration!

Fortsetzung hier.

--

--

Maria Reimer

Projektleiterin von @jugendhackt. Heimliche Walforscherin. Wird 100 Jahre alt.