Entscheidungskompetenztraining — Trainieren für die mentale Gesundheit und den gesellschaftlichen Mehrwert
Reflexion zu den Ergebnissen der Sinus-Jugendstudie und deren Umsetzung in Aktivitäten.
Die diesjährigen Ergebnisse der seit 2008 regelmäßig durchgeführten Sinus-Jugendstudie „Wie ticken Jugendliche?“ 2024 sind hochrelevant: die persönlichen Sorgen von Jugendlichen konzentrieren sich hauptsächlich auf bevorstehende Übergänge, für die sie eigenverantwortlich sind.
„Eine zentrale Hoffnung, die die befragten Mädchen und Jungen mit der Zukunft verbinden, ist mehr Unabhängigkeit. Hierzu zählt neben der altersbedingten Ausweitung der Entscheidungsfreiheiten (mehr Rechte) die (Vor-)Freude, das Leben in die eigenen Hände nehmen zu können und für sich selbst verantwortlich zu sein (mehr Pflichten).“
Selbstbestimmtes Handeln versus abgegebene Verantwortung, womit das System Schule ohnehin an vielen Stellen herausgefordert ist. Für Pädagog:innen und Lehrkräfte wie Verantwortliche in der Bildungsadministration sollte das Anlass sein, diese intrinsische Motivation der jungen Menschen aufzugreifen und sie mit den notwendigen Werkzeugen auszustatten, um die anstehenden Übergänge und die damit einhergehenden Entscheidungen erfolgreich zu meistern:
- Bildung und Beruf: Ein guter Schulabschluss, die Entscheidung für ein Studium oder eine Ausbildung sowie die Jobsuche sind zentrale Themen. Diese Entscheidungen sind prägend für die zukünftige Karriere und Lebenswege der Jugendlichen.
- Loslösung von den Eltern: Ein weiterer kritischer Übergang betrifft die Entscheidung, sich von den Eltern zu lösen und ein eigenständiges Leben zu führen.
Entscheidungen spielen eine zentrale Rolle im Leben der Jugendlichen. Die Studie verdeutlicht, dass viele Jugendliche in den Mainstream-Lebenswelten die „Qual der Wahl“ erleben und befürchten, in ihrer Bildungslaufbahn zu versagen oder berufliche Fehlentscheidungen zu treffen. Diese Unsicherheiten unterstreichen die Notwendigkeit eines gezielten Entscheidungskompetenztrainings.
Ein solches Training bietet vielfältige Vorteile für die mentale Gesundheit der Jugendlichen:
- Reduktion von Stress und Ängsten: Durch strukturierte Entscheidungsprozesse können Jugendliche Stress und Ängste reduzieren.
- Stärkung des Selbstbewusstseins: Ein besseres Verständnis der eigenen Fähigkeiten und Interessen stärkt das Selbstbewusstsein und die Selbstwirksamkeit.
- Verbesserung der Problemlösungsfähigkeiten: Das Training fördert die Fähigkeit, Probleme zu erkennen und effektive Lösungen zu finden.
- Förderung der Resilienz: Jugendliche lernen, mit Rückschlägen und Unsicherheiten besser umzugehen, was ihre Resilienz stärkt.
Die Förderung der Entscheidungskompetenz bei Jugendlichen hat nicht nur individuelle Vorteile, sondern auch einen erheblichen gesellschaftlichen Mehrwert:
- Bessere berufliche Entscheidungen: Gut vorbereitete Jugendliche treffen fundierte berufliche Entscheidungen, was zu höherer Zufriedenheit und Produktivität am Arbeitsplatz führt.
- Reduktion sozialer Kosten: Weniger Fehlentscheidungen und Abbrüche in der Bildungs- und Berufslaufbahn reduzieren gesellschaftliche Kosten.
- Stärkung des sozialen Zusammenhalts: Selbstbewusste und resiliente Jugendliche tragen zu einem stärkeren sozialen Zusammenhalt bei.
- Langfristige Gesundheitsförderung: Eine stabile mentale Gesundheit in der Jugend legt den Grundstein für ein gesundes Erwachsenenleben, was langfristig die Gesundheitssysteme entlastet.
Wenn dies im unterrichtlichen wie außerunterrichtlichen Rahmen passiert, haben wir viel gewonnen.
Die Studie ist ab sofort im Angebot der Bundeszentrale für politische Bildung als Buch oder zum kostenfreien Download als ePub verfügbar: Wie ticken Jugendliche? SINUS-Jugendstudie 2024 | bpb.de.
