Fähnchen im Wind

Carl Hendrik Schmidt
4 min readJul 26, 2020

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Das Asch-Experiment und seine Auswirkungen.

Liebe Leser,

Quelle: http://septburkhardt.de/portfolio/gehirn-und-geist-die-groessten-experimente/solomon_asch_experiment/

das heutige Thema handelt von der Konformität innerhalb eines Entscheidungsprozesses. Unter dem Begriff Konformität versteht man die Veränderung des Urteils oder des Verhaltens zugunsten der Urteile einer Mehrheit der Mitglieder einer Gruppe. Ich habe ja bereits in meinem ersten Artikel die Problematik des sogenannten Bestätigungsfehlers (Confirmation Bias) angesprochen. In diesem Artikel werde ich durch das recht bekannte Asch-Experiment erläutern, welchen erheblichen Einfluss andere Menschen auf unsere Entscheidungen haben.

  1. Das Experiment

Der Versuchsaufbau des Experimentes lässt sich anhand der oben porträtierten Grafik schon erahnen. Es geht um zwei Bilder und um die Frage, welche Linie auf der linken Seite die gleiche Länge mit einer der drei Linien auf der rechten Seite aufweist.

Sechs Studenten einer Gruppe geben wiederholt bewusst falsche Antworten. Wie verhält sich hier also die siebte Person? Im Gegensatz zu den anderen sechs eingeweihten Personen ist die siebte hier die einzige Testperson (n=1)

2. Durchführung des Experimentes

Im ersten Teil der Durchführung mussten die Studenten sich zuerst alleine der Aufgabe stellen mit dem Ergebnis, dass nahezu alle Probanden die richtige Antwort gaben.

Im zweiten und eigentlichen Teil des Experimentes sitzt die unwissende Person zusammen mit den sechs eingeweihten Darstellern in einem Raum.

Versuchsaufbau des Experimentes

In den ersten vier Durchgängen geben sowohl die eingeweihten Darsteller als auch die Versuchsperson nacheinander stets die richtige Antwort.

Das eigentliche Experiment beginnt im fünften Durchgang. Die Darsteller geben alle geschlossen bewusst an, dass die linke Linie mit der Linie “B” übereinstimmt. Eine bewusste falsche Tatsachenbehauptung.

Erstaunlicherweise gaben 76 Prozent der Testpersonen nach den Aussagen der Darsteller ebenfalls an, dass Linie B die korrekte Antwort sei.

Die Anpassung an die Mehrheitswahrnehmung einer Gruppe wird in Anlehnung an das Experiment auch Asch-Effekt genannt.

3. Gruppengröße — ein relevanter Faktor?

In einer 2005 erschienenen Meta Studie gingen die Wissenschaftler der Fragestellung nach, ob die Gruppengröße beim Asch-Experiment einen signifikanten Einfluss auf das Ergebnis des Versuches einnimmt.

Asch postulierte, dass bei drei Personen die sogenannte kritische Masse erreicht sei und weitere Personen mit der gleichen Meinung keinen nennenswerten Effekt auf das Ergebnis des Versuches hätten.

Die Autoren der Studie,Bond und Rod, fassten dies so zusammen:

“Increasing the size of the majority will have no additional impact, since the addition of further individuals who state the same view merely confirms that this is a representative sample. Asch concluded that a majority size of three is sufficient for the full impact of the group to be felt (Asch, 1955)”

Entgegen der Behauptung von Asch skizzierten Bond und Rod in ihrer Argumentationsführung eine gegenteilige These, welche auf der Social Impact Theory und dem Social Influence Model basiert.

“More recent theories, however, attach greater importance to group size and see both normative and informational influence as contributing to the effect. In SIT (Latané, 1981; Latané & Wolf, 1981), it is argued that the larger the group the greater its impact, not just because the majority provide information about reality but also because of the majority’s power to reward and punish.”

In Ihrer Konklusion kamen die Autoren zu dem Ergebniss, dass zum Zeitpunkt der Kreierung der Meta-Studie lediglich 16 Studien existierten, wo die Anzahl der Gruppengröße variiert wurde. Es fehlt hier demnach schlicht an weiteren wissenschaftlichen Studien, um eine definitive Auswirkung bejahen oder verneinen zu können.

4. Fazit

Sowohl die Studie von Asch als auch die Meta Studie von Bond und Rod wurden chronologisch vor dem Social-Media Boom veröffentlicht. Spannend wäre demnach zu sehen, inwiefern sich Menschen in sozialen Medien verhalten.

Wem wird dort geglaubt und gefolgt und wem nicht?

Welchen Einfluss nehmen Algorithmen und mein eigenes Suchverhalten im Internet auf die Konformität?

Macht es einen Unterschied, wie “authentisch” man sich im Internet bewegt?

In diesem Sinne,

Bleiben Sie neugierig.

Ihr Carl Hendrik Schmidt.

(Ich kennzeichne hiermit die Verlinkungen als unentgeltliche Werbung. Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass die in dem Artikel verlinkten Bücher nur zur Darstellungszwecken dienen. Ich generiere keinen finanziellen Gewinn aus den Verlinkungen)

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