Aus Mitarbeiten wird Mitgestalten – Rückblick auf die #FutureWork19 Convention
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Die #FutureWork19 Convention heute in Berlin war eine wirklich gute Veranstaltung in sonniger und offener Atmosphäre: Knapp 2.000 Teilnehmende, viele kluge Gedanken und offene Fragen, gute Debatten.
Im Mittelpunkt stand die #Digitalisierung und die Frage, wie wir das Thema in der Arbeitswelt der Zukunft bewältigen können. Alle Impulsgeber*innen und Diskutant*innen schienen sich einig: Ohne gravierende Änderungen an unseren Organisationsstrukturen, im Mindset und unseren Lerngewohnheiten wird es nicht gehen.
Ein Leitsatz der Bahn hat mich besonders inspiriert: „Aus Mitarbeiten wird Mitgestalten“ – vielleicht macht es Sinn, nicht mehr von Mitarbeitenden, sondern konsequent in allen Kontexten von Mitgestaltenden zu sprechen?
Das würde auch die Brücke schlagen zu unserem Ansatz, für die Bewältigung der Digitalisierungsherausforderung auch stärker Berührungspunkte mit dem sozialen Sektor zu suchen, wo in Sachen Mindset, Einbezug der Menschen und Sinnorientierung viele gute Beispiele zu finden sind.
Ich habe mich angesichts vieler Impulse in diese Richtung gefragt, ob es ein USP für die deutsche Wirtschaft sein kann, die Digitalisierung am Menschen und an #Nachhaltigkeit orientiert zu gestalten. Das würde nochmal dafür sprechen, auch den Schulterschluss mit #Zivilgesellschaft zu suchen. Denn ich habe leider heute auch wieder gelernt: Noch immer leiden zuviele Menschen in Organisationen, deren Strukturen und Prozesse menschliches Agieren kaum möglich machen.
Einige Aussagen von heute, die mich noch weiter beschäftigen werden (sinngemäß, keine Zitate):
- Maschinen bleiben immer ruhig und machen – in the long run – weniger Fehler. Das verändert unser Verhältnis zu Maschinen. Es wird darauf ankommen, wie wir unsere Zusammenarbeit mit Ihnen gestalten, um die bestmöglichen Resultate zu erzielen. (Garry Kasparov, ehem. Schachweltmeister)
- Ein Mensch, der aus dem 19. Jhdt hierher gebeamt wird, wird fast nichts wiedererkennen. Außer Schulen – die sehen immer noch so aus und funktionieren wie früher. (Garry Kasparov, ehem. Schachweltmeister)
- Wir brauchen lebenslanges Lernen und die Möglichkeit zu Brüchen im Erwerbsleben. Inklusive Infrastruktur und Finanzierung. Deutschland muss eine lernende Gesellschaft werden. (Janina Kugel, Personalvorstand Siemens)
- Niemand, der heute einen Beruf bei uns erlernt, wird den bis zu seinem Lebensende machen. Wir müssen die Mitarbeitenden fit machen im lebenslangen Lernen. (Martin Seiler, Personalvorstand Deutsche Bahn)
- Bei #NewWork müssen auch Mitarbeitende aus operativen Bereichen mitgedacht werden. Die Lokführerin kann ihre Lok nicht mit nach Hause nehmen. (Martin Seiler, Personalvorstand Deutsche Bahn)
- Das neue Verständnis einer Führungskraft ist nicht mehr, dass das die beste Fachkraft ist. Sondern dass sie mit den ihr anvertrauten Mitarbeitenden neue Probleme innovativ löst. (Sabine Bendiek, Geschäftsführerin Microsoft Deutschland)
- Es fehlt die Erzählung einer wünschenswerten Zukunft. Daran sind auch wir Eliten dieser Gesellschaft schuld. Es fehlt außerdem das gesellschaftliche Betriebssystem für neue dominierende digitale Produktionsysteme. (Christoph Bornschein, Geschäftsführer Torben, Lucie und die gelbe Gefahr)
- Wir müssen mehr schauen, was die Mitarbeitenden können und das nutzbar machen. Lernen auf Vorrat funktioniert nicht mehr (Corinna Vogt, Head of Talent, Learning & Recruiting ING Deutschland)
- Ich bezweifle, dass KI jemals in der Lage sein wird, komplexe Probleme eigenständig zu lösen – vor allem, wenn sich Input-Output-Situationen permanent ändern. Deswegen brauchen wir weiter menschliche Kreativität und Erfahrung. (Norma Hoeft, German Bionic)
- Wir kommen doch nicht auf die Idee, nur weil etwas komplex ist, den Verursacher von der Verantwortung freizusprechen. (Matthias Spielkamp, Algorithm Watch)
- Die vierte industrielle Revolution wird so wie die erste eine riesige soziale Innovation mit sich bringen. Die Frage wird sein, ob die Aushandlungsprozesse dazu evolutionär oder disruptiv, konstruktiv oder destruktiv verlaufen. (Prof. Jutta Rump, Direktorin Institut Beschäftigung & Employability)
Die Diskussion mit der Politik (Ch. Lindner und Helge Braun) habe ich zwar verpasst – in der Zeit aber beim Netzwerken im Sand sehr spannende Erkenntnisse über Rebellen in Unternehmen gewinnen dürfen.
Danke an alle Beteiligten. Wenn es bei einer nächsten Auflage gelingt, den sektorübergreifenden Austausch auch mit Zivilgesellschaft und sozialem Sektor zu forcieren und vielleicht noch etwas mehr Interaktion einzubauen, wird das weiterhin ein wichtiges Format sein.