Die Vision der zirkulären Gesellschaft

On Purpose Berlin
3 min readAug 16, 2019

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Unsere Associate Silvia ist seit April 2019 Teil des On Purpose Programms und derzeit bei Mia & Ben, einem Start-up für gesunde und frische Babynahrung, eingesetzt. Ein Thema, welches sie in den letzten Monaten seit dem Antreten ihres Associate-Jahres besonders beeindruckt hat, ist das der Circular Society über welches sie in ihrem folgenden Blogartikel berichten möchte.

Silvia Nebl, On Purpose Associate April 2019

Der Begriff der Circular Economy wird vielen bereits ein Begriff sein. Hier geht es darum, einen Paradigmenwechsel hin zu einem vollständig zirkulären Wirtschaftssystem zu initiieren, da unsere momentane linear geprägte Weltwirtschaft von einer Überproduktion an Waren und damit einhergehenden immensen Müllerzeugung geprägt ist. Dieser Müll belastet die Umwelt und ohnehin schon benachteiligte Bevölkerungsgruppen besonders stark. Grundidee der Circular Economy ist, dass kein Müll entsteht. Die Reste von produzierten und konsumierten Gütern fließen demzufolge in einem geschlossenen Kreislauf immer wieder in die Produktion neuer Waren ein.

Was macht also nun eine zirkuläre Gesellschaft aus? Um dies zu erfahren, nahm ich im Juli an einem Workshop des CRCLR Hubs teil. Die wichtigsten Erkenntnisse aus der Veranstaltung möchte ich mit euch teilen.

Photo by sergio souza on Unsplash

Wie könnte eine zirkuläre Gesellschaft aussehen?

Stell dir vor, wir leben im Jahre 2035 und hätten es tatsächlich geschafft, die größten Herausforderungen unserer heutigen Zeit zu meistern. Wie würde unser Wunsch-Leben aussehen?

Interessanterweise haben sich über die Gruppengrenzen hinweg bei dieser Collective Visioning-Übung folgende Vorstellungen stetig wiederholt:

  • Wir leben in einer community, mit Fokus auf Kommunikation, die auf Basis lokaler (basisdemokratischer) Arbeitsgruppen Entscheidungen trifft
  • Uns ist der Kontakt zur Natur wichtig
  • Unsere Nahrung wird von uns lokal und gesund, ohne Massentierhaltung und Pestizideinsatz hergestellt, mit einem geringen ökologischen Fußabdruck
  • Sharing hat sich durchgesetzt und ist wichtiger als Besitz
  • Dank der Digitalisierung gibt es weniger Arbeit, die wiederum auf Projektbasis organisiert ist — jede*r ist in verschiedenen Projekten involviert, statt einem Vollzeitjob nachzugehen
  • Wir teilen Ideen weltweit, aber Güter und Gegenstände bleiben in einem lokalen Kreislauf

Wie können wir dieses Ziel erreichen?

In der anschließenden Panel-Diskussion sprachen die eingeladenen Expert*innen über die notwendigen Schritte zur Erreichung einer solchen Utopie.

Ein derartig tiefgreifendes Umdenken erfordert die Bereitschaft, sich von einem gewissen Wohlstand und dem Überfluss an materiellen Gütern zu verabschieden. Des Weiteren müssten grundlegende Werte insbesondere unserer westlichen Sozialisation in Frage gestellt werden. Viele Sichtweisen, die wir als universelle Wahrheiten wahrnehmen, stehen nämlich dem Erreichen einer zirkulären Gesellschaft diametral entgegen, wie unsere Vorstellungen von Arbeit (warum zählt z.B. Reproduktionsarbeit nicht in diese Kategorie?) und Macht, die in materiellen Kategorien gedacht wird. Es ist wichtig, dabei die Diversität von Meinungen, Werten, Wahrheiten und Ansichten anzuerkennen und eine gemeinsam ausgehandelte Sprache (im übertragenen Sinne) zu finden, um über diese zu diskutieren.

Was steht uns bisher hierbei im Weg & wie können wir diese Hindernisse überkommen?

Wir können nicht, wie bereits oben angesprochen, in denselben Mustern denken, die die Probleme unserer heutigen Welt hervorgebracht haben, um ebendiese Probleme zu beseitigen. Zu diesen Mustern zählen insbesondere die „isms“ — wie Rassismus, Kapitalismus, Nationalismus, Sexismus und Protektionismus.

Ein solch disruptives Umdenken vom monopolistischen, exkludierenden hin zu einem pluralistischen, inklusiven Wertesystem erfordert besonders viel öffentliches Bewusstsein über die zu überkommenden, alles durchfließenden Machtstrukturen.

Zudem sollten wir uns auch vor Augen führen — es fällt Menschen schwer, Besitztümer und Privilegien, die wir bereits besitzen zu „verlieren“, da wir den Wert noch nicht realisierter Errungenschaften nicht ebenso stark empfinden können. Dies führt dazu, dass insbesondere Machtpersonen Veränderungen blockieren und alte Ordnungen bewahren.

Zusammenfassung: Life Hacks für alle ❤

Habt keine Angst vor Komplexität und davor, nicht alle Antworten zu kennen! Wenn wir die Ungewissheit zulassen, und uns wirklich und unvoreingenommen mit den tiefliegenden Ursachen gesellschaftlicher Probleme beschäftigen, können wir ungeahnte Möglichkeits- und Ideenräume öffnen. In diese zu treten — im Dialog mit anderen — kann ein erster Schritt sein, um nachhaltige Lösungen zu finden.

Du möchtest mehr über nachhaltige zirkuläre Lebensweisen erfahren?
https://crclr.org/

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On Purpose Berlin

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