Worin Startups der Französischen Revolution gleichen

Ihre Prinzipien werden Unternehmen in den Grundfesten ändern

4 min readJul 6, 2016

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Überall auf der Welt sind in den letzten Jahren Unternehmen an den Start gegangen, die etablierte Unternehmen vor Neid erblassen lassen. Facebook, Uber, Spotify oder Amazon: Sie alle funktionieren anders. Langsam schwappen die Erkenntnisse ihrer Methoden in die “alte” Unternehmenswelt. Innerhalb kürzester Zeit werden die jungen Wilden diese komplett umkrempeln und damit die Funktionsweise von Unternehmen grundlegend ändern.

Eine Revolution ist im Gange. Und digital ist nur ihr Anfang…

Marchons ! Marchons!

Nur in der Bewegung gibt es Feedback

Eine Revolution marschiert los — und bekommt Feedback. “Haltet Sie auf!” Ist genauso zu hören wie das einstimmende “Voran!” von Unterstützern auf dem Marsch. Beides ist ein deutliches Feedback — es ist gut zu hören, was lauter schallt. Man stelle sich die Französische Revolution vor, die anstelle des Sturms auf die Bastille eine Marktforschung in Auftrag gegeben hätte. Das Ergebnis: dauert länger, und bleibt in der Theorie. In Zukunft werden Produkte und Services wie der Sturm auf die Bastille funktionieren. Sie werden schnell entwickelt und auf den Markt gebracht — und durch konsequente Auswertung des Feedbacks werden genauso schnell die nächsten Schritte eingeleitet.

Eine der ersten Bastionen, die fallen wird, sind Planungen mit jahrelangem Horizont. Schon jetzt bröckelt sie. Business-Pläne — lange der Garant für neue Produkte — sind längst von flexibleren Modellen wie dem Business Model Canvas abgelöst worden, die schnellere Anpassung ermöglichen. Die Welt hat Fahrt aufgenommen, und sie gewinnt weiter an Tempo. Starre, auf Jahre festgelegte Planungen halten da nicht mit. Sie funktionieren etwa so, als würde man mit Tempo 200 auf der Autobahn fahren, dann die Augen schließen und nur alle 5 Minuten öffnen. Eine schnelle Welt belohnt jene, die häufig rückkoppeln, ob sie noch auf Kurs sind.

Wir sind das Volk 4.0

Daten sind die neue Mehrheitsmeinung

Die Forderung, endlich selbst entscheiden zu dürfen, unabhängig von herrschenden Systemen wurde in der Geschichte schon häufig begleitet von dem Ruf “Wir sind das Volk”. Wir sind entscheidungsberechtigt — wurde damit gleichzeitig gerufen. Die Grundlage für Entscheidungen ändert sich derzeit radikal. Sie wird objektiver, messbarer und jederzeit überprüfbar: Daten sind die Entscheidungsgrundlage der Zukunft. „HiPPO“, Nilpferd, nennen die jungen agilen Unternehmen unserer Zeit das alte träge und für Fehlentscheidungen anfällige System oft. HiPPO kürzt dabei “Highest Paid Persons Opinion” ab — die Meinung des Höchstbezahlten. Die Mehrheitsmeinung der Zukunft sind Daten.

Und es sind sogenannte Intrapreneure, die mit diesen Daten Unternehmen auf Erfolgskurs halten. Also Unternehmer-ähnliche Mitarbeiter, die verantwortlich in flachen Hierarchien arbeiten und direkt am Erfolg teilhaben. Entscheidungen fallen rasant. Anleitung ist überflüssig. Klar, es sind ja auch Daten die die Entscheidungsgrundlage bilden. Und in verantwortlichen Teams sind Daten jederzeit für alle einsehbar und verständlich aufbereitet.

I have a dream!

Vision übernimmt Leadership

Zeit, sich zu fragen, ob die Vision im Chefsessel wohl gut sitzt. Denn die Führung wechselt. Nicht mehr der big boss, sondern einzig der purpose, der größere Zweck, gibt die Richtung vor. Und bleibt die einzige Konstante — denn alles andere an einem Unternehmen kann sich ändern. Die Vision, nach der es handelt bleibt bestehen. Das erlebte schon Martin Luther King, der den Marsch auf Washington in Bewegung setzte. Die Führung aber, hatte nicht er, sondern — I have a dream! — eine Vision inne. In Unternehmen geht das nicht ohne Reibung vonstatten, man stelle sich nur kurz vor, wie viele Stakeholder mitreden. Je stärker die Vision übrigens, desto erfolgreicher das Unternehmen, wie Salim Ismail von der Singularity University herausfand.

Teams, denen die große Vision völlig klar ist, entwickeln eigenständige Lösungen. Sie lancieren Produkte und Services in diesem Sinne, lernen aus Daten und halten Erfolgskurs. Klingt einfach? Ist es auch: denn Visionen sind selten komplex. Nachlesen? Gern bei Google, einem der größten Erfolgsgaranten: “Die Informationen der Welt zu ordnen, sie für alle zugänglich und nutzbar zu machen.” Merken Sie etwas? Google Suche, Maps, Streetview, Google Books — völlig unterschiedliche Entstehungsgeschichten, aber alle fahren in derselben Spur.

Die Revolution frisst ihre Kinder

Von Startups lernen, heißt sie besiegen lernen

Startups: Sie sind schnell, agil und haben dadurch die Märkte verstanden, noch bevor sie entstanden sind. Kein Wunder, dass sie Produkte parat haben, die auf den Märkten nachgefragt sind. Wer Google und Facebook sagt, meint Unternehmen, die eine neue Funktionsweise schon in ihrer DNA angelegt haben. Wenn sie wachsen, wachsen die neuen Teile aus ebendieser DNA.

Wenn aber Firmen wie BMW oder Siemens erst einmal diese Mechanismen implementiert und infolge dessen ihre Unternehmenskultur geändert haben, sind sie von den Shooting Stars unter den Startups nicht mehr zu unterscheiden. Ob die Erfolgsfaktoren den Unternehmen also “angeboren” sind, oder sie sie mit der Zeit erlernt haben, spielt kaum mehr eine Rolle.

Und wer dann wohl wieder die Nase vorn hat? Erfolg im Heute ist immer noch eine ziemlich gute Startposition für Erfolg in einer sich ändernden Welt — auch morgen noch.

So lasset die Revolution beginnen.

Warum wir darüber nachdenken…

In Workshop- und Produktentwicklungs-Formaten helfen wir von relevantive Unternehmen, Lean-Innovation in der Unternehmenskultur zu implementieren. Mit Lean-Methoden, nach denen einige der erfolgreichsten jungen Unternehmen unserer Zeit handeln, tragen wir Learnings aus erfolgreichen Innovationsprozessen in Konzerne, damit diese auch in der Welt von morgen erfolgreich sind. Zu unseren Kunden gehören Dax Unternehmen genauso wie Start-ups.

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