Die Farbe des Rotweines
… nichts ist überschätzter in Werbung und Publikationen — doch: warum?
Seit über 15 Jahren verkoste ich als ambitionierter Laie Rotweine. Gekauft (nicht nur) bei Handelsketten und Discountern in Deutschland.
Zuletzt fiel mir verstärkt in der Werbung diverser Online-Weinhändler auf, dass dort stets auf die Farbe abgehoben wird:
“Violette Reflexe”, “sattes Rot”, “rubinrot”… wofür sollte das gut sein?
Würden Sie eine Tapete nach Geruch kaufen?
Doch wohl eher nicht, hier dürfte zuerst die Farbe den Ausschlag geben — oder? Genau!
Die “Problematik” ist nicht ganz trivial, denn es gilt ja das Motto “wird überall von geredet, also muss es wichtig sein” — muss es nicht!
Es gibt durchaus Anhaltspunkte, die die Farbe von Rotwein liefern kann: Tanningehalt, mögliche Rebsorte, Ausbau über Jahre in Fässern.
Doch steht schon allein die Physik im Wege, einen Rotwein objektiv der Farbe nach zu charakterisieren, denn: Farbe ist abhängig vom Licht. Vom Umgebungslicht!
Ein Wein im Weinkeller wird im Glas komplett anders ausschauen als einer in Wohnzimmer. Anders im Wohnzimmer mit heller, anders im Wohnzimmer mit gedimmter Beleuchtung!
Farbe ist kein Qualitätsmerkmal eines Weines — sie ist nur eine Eigenschaft
Und genau darauf heben die besagten Quellen ab: Käufer sollen mit dem Produkt etwas verbinden, was sie kennen, und was ist da simpler, als ‘ne Farbe.
“Tanninreich”, “feine Struktur”, “würzige Blume” — das trifft nicht die Zielgruppe der Neukunden, der nebenher-Käufer. Es sollen alle angesprochen werden… um zu verkaufen.
Farbe: Ziemlich simpel — und zweckfrei für den Weinliebhaber
Ignorieren Sie also einfach alles in Richtung Farbe, wenn es um Rotwein geht. Gerne kaufen, selbst probieren, und wenn der Wein dann schmeckt: umso besser.
Grundlagen dieser Anmerkungen sind auch zu finden unter
https://www.wein-fuer-jedermann.de/grundsaetzliches/bewertungs-kriterien/die-farbe, diese Webseite wird seit 2007 gepflegt…
… und mit inzwischen gut 2000 verkosteten Weinen ist sie auch nicht ganz ohne Fundament.
