Dieser Tage feiern sie 20 Jahre Double-Diamond

Rudolf T. A. Greger
Design Thinking Tank Magazine
4 min readMay 27, 2023

2019 feierten wir 15 Jahre Bestand. Im November 2019 schrieb ich damals einen Artikel für den damaligen eNewsletter darüber, ein Text, auf den ich gerne verweise und am Weblog (mit altem Datum) »nachdrucke«. Die Ungenauigkeit des Alters entsteht, weil die Entwicklung des Modells von 2002 bis 2004 dauert und daher der British Design Council mehrere Gelegenheit hat zu zelebrieren.

Diese Modell, das uns Designer einerseits unsere Arbeitsweise begreifbar machte (ein Versuch zu erklären, wie es abläuft) und uns andererseits die Misere der Missverständnisse des Hauptstroms eingebrockt hat.

Auch das verarbeitet ich damals, im Dezember 2019, und publizierte ich am Weblog. Interessant ist, dass ich damals schon den Begriff der »Normalität« erwähnte. Freilich meinte ich damit nicht die Sehnsucht, die manche von uns 3 Monate danach vermissen werden und für die darauffolgenden 3 Jahre wiederherstellen werden wollen, ich meinte damit, dass wir aus unserer Hybris aufwachen sollten und endlich wieder »normal« sein wollen sollen. Einfach, den Hausverstand nutzend, dabei nicht dumm oder simpel. Ein Wunsch, den ich noch immer habe und eine Fertigkeit, in der ich mich noch immer übe. Normal. (Auch dazu gibt es eine Notiz und das ist auch der Grund für diese Schriftart: Helvetica.)

Wie in diesem Video vom Perspektiven-Scam (Betrug) konnten mit dem Double-Diamond (und mit einigen anderem) Menschen, die Design-Thinking nicht erlebten, die nicht designten, designen »erklären«. Also, sie meinten, sie behaupteten sie könnten. Dann griff der Dunning-Kruger-Effekt und aufgrund ihres Unwissens konnten sie überzeugend Fachwissen vortäuschen und wirkten entsprechend kompetent. Zum Beispiel, wenn sie voller Inbrust behaupten, dass »Design-Thinking spezielle Räume braucht« oder erklären, »das ist gut, je mehr scheitern, desto mehr Design-Thinking« und anderen Schwachsinn. Die wahren Anwender dieser Herangehensweise, die Designer, die zögerten mit Erklärungen — jedenfalls mit den einfachen. Sie wussten, dass es nicht so einfach ist — wie gesagt, Dunning-Kruger-Effekt in freier Wildbahn, hautnah erlebbar. Design-Thinking ist komplex — aber nicht komplizert.

Anläßlich dieser Feierlichkeiten zu diesem Modell überfliege ich meinen Blog und finde eine Menge Artikel, die diese Thematik tiefer erläutern:

Ich stellte fest, ich habe schon viel über das Thema geschrieben — manchmal auch Gutes.

Vielleicht ist es gar nicht notwendig alle zwei Wochen ein, zwei neue Artikel zu schreiben, denn die Situation hat sich in den letzten zwanzig Jahren nicht wesentlich verändert. Firmen brauchen Design, Unternehmen wollen innovieren, Organisationen wünschen Design-Thinking anzuwenden. Gesucht ist dabei immer die Innovation, das Neue, mehr Möglichkeiten zu wachsen. Das soll auf einfache Weise und mit Sicherheit gelingen. Und der Ansatz ist richtig, Design ist das Mittel der Wahl, wenn es um Innovation geht. Daher auch Design-Thinking. Missverstanden ist bloß die Vorgangsweise, wie man diese Innovation in den Unternehmen schaffen kann, wie man sie anregt und wie man sie anschlussfähig, also verkaufbar macht.

Letzteres — die Innovation verkaufbar zu machen — ist entscheidend, wenn man endlich ein Problem gelöst hat, also eine Innovation gelungen ist. Denn wenn das Problem mit dieser Innovation gelöst ist, dann erscheint es dem Problemlöser sonnenklar, dass die Leidtragenden des Problems diese Innovation ohne lange zu fackeln annehmen müssen. Aber die Leidtragenden machen das nicht. Es taucht immer ein Metaproblem auf: die Leidtragenden wissen entweder nicht, dass sie das Problem haben oder sie verstehen die Innovation nicht, wissen nicht, wie sie die in ihr Leben integrieren sollen.

Die Herangehensweise der Designer, dieses Design-Thinking, hilft dabei. Sie ähnelt verblüffend einem Prinzip der Österreichischen Schule der Nationalökonomie. Wir werden bei Ludwig von Mises fündig, der uns sagt, dass Menschen handeln und dass wir beobachten und studieren müssen, was sie erreichen wollen und verstehen können. Daraus dann — so extrapoliere ich — entwickeln wir unsere Kommunikation, machen also verständlich, wieso die Innovation so nützlich ist. (Oder wir erkennen, dass wir uns irrten und der echte Kunde gar keinen Bedarf daran hat.) Keinesfalls können wir sagen, das ist das neue Produkt (ein Gegenstand, eine Vorgangsweise, eine Dienstleistung), damit ist dein Problem gelöst, nutze es — was soviel heißen soll wie, kaufe es uns ab. Der Kunde kann es in aller Regel nicht verstehen, nicht so einfach, eben weil es neu (und damit unbekannt) ist.

Design-Thinking dürfen wir nicht als stringenten Prozess missverstehen, sondern müssen wir als eine Herangehensweise, eine Denkweise, freier interpretieren.

Letztlich geht es um diese drei Kriterien aus einem Blogartikel aus 1998, den ich 2020 veröffentlichte: Wittgenstein, Hertz und Design — und um die Prinzipien des Donald Norman, meine Motivation zu Design.

Im Film im 20-Jahr-DD-Artikel vom British Design Council fragen sie am Ende, wie es weitergeht. Ich weiß es seit über 10 Jahren: wir werden uns des Knäuels bewusst, akzeptieren das gefühlte Chaos und arbeiten ohne Anstrengung dem Ziel entgegen. So wie es dieser Tennis-Lehrer sensationell seinem Schüler erklärt, »like walking«.

PS: Wann immer du über eine Produkt-Innovation nachdenkst, du hast vier Möglichkeiten mit mir in Kontakt zu treten:

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Klarheit & Inspiration: Ergänzende Denkmodelle anwenden und Unternehmenserfolg steigern.

Rudolf T. A. Greger
Rudolf T. A. Greger

Written by Rudolf T. A. Greger

Management Designer and Design Philosopher; a Business-Coach for Design-Thinking & Service Design; a Writer, Facilitator, and Public Speaker in Vienna, Austria