7 Lessons I learned from London

Sarah Koller
5 min readJul 4, 2016

Unsere Studienreise nach London ist mittlerweile schon wieder ein paar Wochen her, die Erinnerungen sind aber geblieben. Insgesamt 11 Tage verbrachten wir in der britischen Metropole — 11 Tage, die uns Einblicke in die spannende Arbeitsweise von Content-Strategen und UX Designern in London gab. Im Mittelpunkt stand dabei das Thema „User Experience“. Insgesamt besuchten wir drei Organisationen, welche hinsichtlich dieser Thematik wohl zu den Best-Practice Beispielen in London zählen: die Agentur DigitasLBi, das Government Digital Service und Facebook London.

Was ich gelernt habe:

  1. Jamie Oliver ist Legastheniker

Bei einem abendlichen Panel zum Thema „State of play: Mobile video content comes of age.“ — organisiert von unserer Lehrenden Lisa Moore — lernten wir durch Zufall Greg Burke kennen, Creative Development Producer von Jamie Oliver. Dieser lud uns tags drauf spontan zu sich in die Jamie Oliver Media Group ein. Er uns sein Team verfolgen die Mission von Jamie Oliver: Creating a healthier und happier world through the joy of food. Rund 250 Content Producer versuchen diese täglich in einer entsprechenden User Experience via Facebook, Twitter, Instagram, ein riesiges YouTube-Netzwerk, diverse Magazine und Bücher sowie TV-Shows zu verpacken. Besonders populär bei den Usern, so Burke, sind aktuell Livevideos. Regelmäßig können User über Facebook Jamie Oliver live auf hinter die Kulissen und bei seinen Reisen begleitet. Ein Beispiel gibt es hier. Die Videos werden dabei von Jamie meist selbst produziert, was seinen Auftritt persönlich und authentisch macht. Dass er bei Content sehr viel Wert auf Authentizität legt, zeigt zudem sein Instagram Account. Gepostet wird dort von Jamie Oliver persönlich. „Jamie ist Legastheniker, aber bei seinen Posting-Texten lässt er sich nichts ausbessern“, verrät Greg Burke.

Greg Burke @ Jamie Oliver Media Productions

2. Find a mentor

Ein Tipp für angehende Content-Strategen? Finde einen Mentor. Viele der Content-Strategen, die wir in London kennenlernen durften, erzählten uns von ihrem Einstieg in die Berufswelt. Dieser gestaltet sich einfacher, sofern Kontakt zu einem Mentor gepflegt wird. Die Hauptaufgaben eines Mentors soll es sein, Erfahrungen und praktisches Wissen zu vermitteln, um so die persönliche oder berufliche Entwicklung seines Schützlings zu unterstützen.

3. Segments vs. Personas

Während wir das Arbeiten mit Personas noch als neu und hipp empfinden, ist man in London von dieser Idee bereits wieder abgekommen. Bei DigitasLBI, einer weltweit vernetzten Agentur, haben so genannte „Segmente“ die Personas abgelöst. Segmente beschreiben in der Kreation der User Experience bestimmte Gruppen von Personen, mit annähernd selben Eigenschaften und Interessen. Christopher Lee Ball, Executive Customer Experience Director bei DigitasLBI, erklärte uns diese anhand eines Projekts für die Fluglinie „Virgin Airline“. Segmente stellten dabei z.B. „Backpacker“ oder „Business Traveller“ dar. Eine Methode, die DigitasLBI gerne nutzt, um typische Nutzerverhalten und Erwartungshaltungen zu identifizieren, ist ein „Diary Study“. Dabei beschreiben Testuser über einen längeren Zeitraum selbständig ihre täglichen Erfahrungen und Aspekte ihres Lebens, die relevant für ein Produkt oder einen Service bzw. wichtig für das Zielpublikum sind.

Christopher Lee Ball @ DigitasLBI — Costumer Journey

4. Start with the user need

Nicht die Interessen einer Organisation stehen in der User Experience im Mittelpunkt, sondern ausschließlich die Bedürfnisse der Nutzer. Alle von uns besuchten Firmen passen ihre Produkte und Dienstleistungen konsequent auf das digitale Geschäft ein. Und zwar ausnahmslos zu 100 Prozent. Das Nutzererlebnis wird dabei auf Mark und Knochen getestet. Sehr eindrucksvoll war dabei für mich unser Besuch beim Government Digital Service (GDS), dessen Aufgabe es ist, die auf der Website gov.uk verfügbaren und sehr komplexen Services wie Steuerausgleich oder das Verlängern eines Passes nutzerfreundlich zu gestalten. Wie ein Team von 120 Content Designer und UX Experten bei GDS über 3000 Publisher im Detail organisiert, gibt’s hier zu lesen.

Government Digital Service London

5. Wer glaubt, bei Facebook zu arbeiten ist cool, hat recht.

Ein paar Stunden unserer Studienreise verbrachten wir bei Facebook London. Mike Atherton, Content Stratege bei Facebook begrüßte uns mit den Worten „Welcome to the greatest publishing platform in the world.“ Schnell wurde klar, mit welchem Stolz Mike seinem Job nachging: „We believe in the companies mission to connect the world.“ Aber was macht ein Content Stratege bei Facebook eigentlich? Beispielsweise die Entwicklung der Facebook Carousel Posting-Formats. Dieses wurde von Content Strategen konzipiert und hinsichtlich Usability und Design getestet, bevor dieses für Milliarden Facebook-Nutzer zugänglich gemacht wurde. „It’s scary how many people see your content. At the same time it’s the greatest gift“, gibt Mike zu.

Mike Atherton @ Facebook London

Neben einer hohen Reichweite gibt es bei Facebook in London außerdem einen irren Ausblick über die Stadt und einen Automaten mit Tastaturen, Computermäusen & Co für zwischendurch.

Mittagspausen-Snacks bei Facebook

6. Teamgeist

Besonders beeindruckt, hat mich die Dynamik, mit welcher die Teams bei den einzelnen Organisationen gearbeitet haben. Der Zusammenhalt war enorm, die Motivation war überall spürbar. Mit verschiedenen Team Building-Techniken, die zum Teil auch für uns Besucher sichtbar waren, wurden die Stärken der einzelnen Mitarbeiter und die Freuden an der Arbeit herausgearbeitet und an den Bürowänden verewigt.

Was ist deine Motivation?
Teamstrukturen bei gov.uk

Eine Situation blieb an dieser Stelle besonders in meinen Gedanken hängen. Diese erlebten wir beim Governmental Digital Service — genauer im Content und UX-Team der Seite gov.uk. Bei einem regelmäßigen Team Meeting stellten die Team Leader aktuelle Projektfortschritte vor. Jeder Fortschritt wurde von Kollegen mit ehrlichem Applaus und motivierenden Worten gewürdigt.

7. Leidenschaft

Eines hatten all die Menschen, die wir in der Londoner Content-Strategie Szene kennenlernten gemeinsam: Eine Leidenschaft für ihr Tun. Es war unschwer zu erkennen, dass alle ihren Jobs gerne nachgingen und ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht hatten. Solch einen Spirit habe ich in Österreich so zuvor noch nicht erlebt. Dies war für mich persönlich unglaublich inspirierend. Herausgestochen sind dabei die Persönlichkeiten Jamie Toward, Managing Partner bei Karmarama, Susan Agliata, Head of Branded Content Solutions bei YouTube, Emily Forbes, Founder von Seenit und Mike Rawling, Senior UX Engineer bei Unruly — welche wir im Rahmen des Panels zu Mobile Videos kennenlernen durften.

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Sarah Koller

Digital Media Enthusiast | Content-Strategy FH JOANNEUM