Perfekt oder gar nicht?

Sebastian Müller
5 min readMar 2, 2022

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Sebastian Müller LinkedIn

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* * *

Es gab eine Zeit, da habe ich so gut wie nichts zu Ende gebracht.

Sobald ich eine Vorstellung hatte, wie ich etwas machen möchte, ging ich in die Umsetzung.

Und sobald etwas von diesem Wie abwich oder sich nicht genauso umsetzen ließ, schmiss ich alles hin.

Mir einzugestehen, dass ich ein verkappter Perfektionist bin, war schmerzhaft.

Ich wusste nicht, wie ich es ändern konnte.

Ich war mir nicht einmal sicher, ob ich es überhaupt ändern wollte.

Perfektionismus war in meiner Welt immer etwas Gutes.

Genauigkeit…

Präzision…

Meisterschaft…

Das Problem.

Ich startete mit hoher Präzision, brachte jedoch nichts richtig zu Ende.

Meisterschaft war nie in Sicht.

Und wenn ich in einer Sache vorwärts kam, drehte ich dafür unnötig viele Schleifen.

Es dauerte ewig.

Parallel dazu kam die permanente Suche nach dem besseren Weg.

Gab es noch eine Möglichkeit der Umsetzung, die “besser” ist, als die gewählte?

Schneller, einfacher, effektiver…

Das Shiny Object Syndrom ließ grüßen.

“Mach es ordentlich und mach es richtig.”

Dieses Mantra habe ich mir ein halbes Leben lang eintrichtern lassen.

Es war Zeit, es loszulassen.

Ich erinnere mich noch gut daran.

Es war eine Phase im Training, die mich nervte.

Mein Umfeld änderte sich.

Primär der Umfang, die Tätigkeit und der Ort meiner täglichen Aufgaben.

Ich war es gewohnt, mir selbst “perfekte” Pläne zu schreiben.

Die ich in meinen “perfekten” Routinen umsetzte.

Aber das neue Business war nicht perfekt.

Deswegen hielt keine Routine und kein Plan länger als ein bis zwei Wochen.

Den ersten rettenden Strohhalm suchte ich natürlich im Außen.

Ich nahm mir den besten Coach, den ich kenne und ließ mir einen Plan erstellen.

Ein Plan, angepasst auf meine neuen Bedürfnisse.

Druck von Außen und wöchentliches Feedback.

Was sollte da schon schiefgehen?

Nun. Das Leben ging schief.

Ein kleines Zipperlein hier und eine unerwartete Aufgabe da.

Der erste Trainingsmonat war nicht perfekt.

Der zweite Trainingsmonat war nicht perfekt.

Ich zog das Coaching durch, aber habe es gehasst.

Nicht die Inhalte vom Coaching…

… meine Performance.

Das Absurde an der Sache?

Die Trainingsergebnisse waren super.

Ich hatte es einfach noch nicht gecheckt.

Trotz guter Ergebnisse war ich unzufrieden.

Der zweite Impuls kam auch von außen.

Aber dieser Impuls ließ mich nach innen schauen.

Eine Aussage, die ich in einem Business Coaching aufschnappte, brachte mich zu grübeln.

“70% = Success | 100% = Failure”

Da habe ich es gecheckt.

Gewusst habe ich es schon vorher.

Aber in diesem Moment hatte ich es auch verstanden.

An dieser Stelle kroch ich etwas tiefer in den Kaninchenbau.

Hier sind zwei Dinge, die ich entdeckte und die mir geholfen haben.

#1 Eigener Anspruch

Mein Anspruch an meine Ziele und mich waren angemessen.

Gemessen an einem perfekten Leben, ohne sich änderte Umstände.

Mit perfekten Nächten, perfekten Beziehungen und perfektem Körper.

Die Realität sah nun mal anders aus.

Diese Rechnung konnte nie aufgehen.

Ich ließ mir überhaupt keinen Platz für spontane oder unvorhergesehene Dinge.

Ich war total unflexibel.

Am Ende war ich komplett gefangen und meine Vorgehensweisen zum Scheitern verurteilt.

“Morgen schreibe ich den perfekten Text”.

Einen abendlichen Streit mit der Liebsten und eine Nacht mit zu wenig Schlaf später bröckelte dieses Vorhaben gewaltig.

Ohne diesen perfekten Text bröckelte die gesamte Woche.

Und da diese Woche nicht mehr perfekt werden konnte, machte ich am Ende gar nichts.

Nur ein Beispiel, wo ich meinem eigenen Anspruch nicht gerecht werden konnte.

Aber Moment mal…

War es wirklich mein eigener Anspruch?

Oder war es etwas, was ich angenommen habe.

Etwas, was ich in der Vergangenheit gelernt hatte.

Du kannst es dir bestimmt denken.

Es war der Startschuss, an dem ich aufhörte gut da stehen zu wollen.

Es war der Beginn vom Ende, an dem ich mich nicht mehr am Anspruch, den andere an mich hatten, gemessen habe.

#2 Erwartung ans Ergebnis

“Erstens kommt es anders, und zweitens, als man denkt.”

Auch so ein Spruch, den ich schon kannte, aber noch nicht verstand.

Ich dachte immer noch, ich könnte das Ergebnis vorhersagen oder kontrollieren.

Naja… lassen wir das.

An dieser Stelle wissen wir beide, dass es dafür ein perfekt vorhersehbares Leben bräuchte.

Und unter uns…

… wie langweilig wäre dieses Leben.

In der Vergangenheit tat ich nichts, wo ich nicht das Gefühl hatte, dass ich das Ergebnis ungefähr vorhersehen konnte.

Noch so eine harte Begrenzung, die mich viele wertvolle Erfahrungen kostete.

Es tut immer noch ein wenig weh, wenn ich so darüber nachdenke.

Da wäre einiges gegangen.

Aber hätte, hätte Fahrradkette oder wie es so schön heißt.

Am Ende hat es dies wieder einmal gebraucht, um aufzuwachen.

Wachstum Baby.

Erstens kommt es anders und zweitens als du denkst.

Eine Erwartung ans Ergebnis endet immer in Enttäuschung.

Vor allem, wenn andere Personen beteiligt sind.

Was ich stattdessen mache.

Ich setze eine Intention.

Ich starte Dinge oder begebe mich in Situationen mit einer Absicht.

Dann bereite ich alles vor, was ich vorbereiten kann und lerne, was ich dazu lernen kann.

Als nächstes lasse ich los.

Urvertrauen ist so eine Sache.

Ich weiß und vertraue darauf, dass ein Ergebnis kommt.

Ich weiß nur nicht, wie und auf welchen Wegen.

Und das ist in Ordnung.

Spoiler: Meistens wird es cooler, als du glaubst.

Vertraue darauf, dass es cool wird.

Ziehe ich jetzt alles durch und ist am Ende immer alles schön?

Nö.

Das wäre ja perfekt.

Aber die Dinge, die ich heute nicht durchziehe und die am Ende vielleicht auch mal nicht so schön sind, hätte ich früher nicht im Ansatz versucht.

Ich sammle Erfahrungen und treffe Menschen, die es vorher nie in mein Leben geschafft hätten.

Und meistens breche ich Dinge auch nur ab, weil ich nicht wach war und mich von Ansprüchen im Außen oder einer heimlichen Erwartung verleiten ließ.

Ich bin halt nicht perfekt.

Und das ist gut so.

Am Freitag hatte ich einen Call, mit zwei krassen Männern.

Beide gehen richtig ab und haben in den letzten Jahren Dinge auf die Beine gestellt und erreicht, die für andere nicht greifbar sind.

Auch sie wollen Dinge manchmal noch zu perfekt machen.

Und das macht sie so schön unperfekt.

Am Ende waren wir uns einig, dass wir mehr mittelmäßige Ergebnisse brauchen.

Mittelmäßige Ergebnisse, die das Licht des Tages sehen, sind besser als perfekte Ergebnisse, die niemals stattfinden.

Denn 70 Prozent sind Erfolg und 100 Prozent sind Scheitern.

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Sebastian Müller

Lebt seinen Wert der körperlichen Weiterentwicklung und hilft damit Männern zu mehr Erfolg in jedem Lebensbereich. Mehr unter: https://kettlebellbigsix.com/