Coffee To Go — haufenweise Müll für 15 Minuten Genuss

Kaffee in Bechern, also “Coffee To Go”, sind heute aus dem Straßenbild wegzudenken. Doch die 15 Minuten Genuss haben einen großen Nachteil: Müll! Rund 6,3 Milliarden Becher landen heute in den Restmülleimern deutscher Städte.

SPURGO.de
4 min readMar 3, 2017

162 Liter Kaffee trinkt der Deutsche im Schnitt pro Jahr. Das ist viel. Darüber hinaus werden rund 460.000 Coffee to go-Becher alleine in Berlin verbraucht *— pro Tag. In Deutschland insgesamt sind das rund 6,5 Milliarden Becher pro Jahr. Das ist dann schon mehr als „ein bisschen“ zu viel.

Berlins Senat debattiert deshalb immer wieder über einen Becherpfand für die Pappbecher mit Plastikkappe und Plastikbeschichtung. Gerade diese Beschichtung ist ein großes Problem: Die Pappe könnte recycelt werden, aber dank der Beschichtung ist dieses Produkt nach dem ersten Verwenden für den Restmüll bestimmt.

Um ehrlich zu sein habe ich noch nie einen guten Coffee to go getrunken. Die Plörre war meist fad, hatte eher einen bitteren (also überbrühten) Geschmack und das ist nun wirklich kein Genuss. Es sei denn, man trinkt das Teil mit Karies fördernden Mengen von Zucker oder mit (Soja-)Milch. Letzteres sehe ich übrigens als wahren Eklat beim guten Kaffee.

Ganz davon abgesehen sind die meisten Cafés, Bäckereien, Spätis oder wo man auch immer seinen Kaffee für den Weg schnappt, ganz weit entfernt von nachhaltigem Kaffee: Über 90 % der Bohnen stammt aus herkömmlichem Anbau. Aber nicht nur bei konventionellem Kaffeeanbau müssen die Bäuerinnen ums nackte Überleben kämpfen: Auch mit dem Siegel „Fairtrade“ bekommen sie für ihr Pfund nur rund 1,40 US-Dollar, dazu eine Prämie von 20 Cent und bei ökologischem Anbau noch ein Aufschlag von weiteren 30 Cent. Im besten Fall kommt nicht einmal ein Cent beim Bauern als Gewinn an.

Macht also alles nicht den besten Eindruck auf uns Kaffeeliebhaber. Denn wir wollen ja ganz sicher nicht, dass die Menschen für ein paar Bohnen derart um ihre Existenz kämpfen müssen.

Aber noch etwas anderes ist im negativen Sinne bemerkenswert: Wir bekommen diesen Coffee to go an jeder Straßenecke und schlürfen ihn auf dem Weg zur Arbeit in uns hinein. Nach fünfzehn Minuten ist in der Regel der Becher leer und der Arbeitsplatz beinahe erreicht. Damit dreht sich unser Hamsterrad noch einen Schritt schneller: Wir müssen leistungsfähig bleiben und schlafen deshalb weniger, haben keine Zeit für ein ausgiebiges Frühstück und hetzen uns mit einem Pappbecher in der Hand zur Arbeit oder dem ersten Termin. Das ist alles in Allem keine gute Entwicklung — und außerdem ist das dem wundervollen, schwarzen Elixier gegenüber sehr respektlos.

Lösungsvorschläge

Kein Kaffee?

Zugegeben ist das ein schlechter Start in den Tag: Für einige gehört der Kaffee genauso zum Morgenritual, wie die Dusche oder der Frühsport. Aber im Endeffekt ist es eben nur eine Routine, die Du ganz leicht abändern kannst, indem Du auf einen frisch gepressten Orangensaft oder einen heimischen Fruchtsaft zurückgreifst. Das gibt durch den Fruchtzucker mindestens ebenso viel Energie, wie der über den Tag auslaugende Koffeingehalt des Kaffees.

Wenn Du kein Frühstücksmensch bist, dann kannst Du es ja auch mit einem Smoothy versuchen: Frisches Obst oder Gemüse im Mixer pürieren und in ein Flächlein packen und ab zur Arbeit oder was auch immer Du sonst vorhast. Damit startet es sich mindestens genauso energiereich und hat noch einen Gesundheitsbonus dazu.

Zuhause oder im Büro aufkochen

Zugegeben: Für mich wäre die erste Variante auch eher nichts, auch wenn ich es immer wieder mal versuche. Daher warte ich mit dem ersten Morgenkaffee bis zum Eintreffen im Büro. Hier ist das dann meine erste Amtshandlung und bietet darüber hinaus auch noch einen morgendlichen Plausch mit den Kolleginnen.

Wenn es morgens mal nicht ins Büro geht kannst Du Dir aber auch einfach zuhause eine ganze Kanne Kaffee aufbrühen. Ich versichere Dir: Ein einfacherer Kaffeefilter oder auch eine Frenchpress machen wunderbaren Kaffee, wenn man weiß wie! Darüber hinaus kannst Du Dir einen stylishen Mehrwegbecher organisieren oder die Retro Thermoskanne von Omi nutzen.

Beide Varianten haben den Vorteil, dass Du den Kaffee selbst aussuchen kannst und besonders auf ökologisch angebaute und möglichst fair gehandelte Bohnen zurückgreifen kannst.

Becher mitbringen

Manche Cafés belohnen Dich dafür, wenn Du den eigenen Becher mitbringst. Dort gibt’s dann ein paar Cent Rabatt. Wenn Deine Kaffeedealerin des Vertrauens an Deiner Kundschaft interessiert ist, darfst Du sicher auch den Vorschlag bringen, Deinen eigenen Mehrwegbehälter mitzubringen.

Es gibt also doch noch Möglichkeiten diesem Elend zu entgehen: Einen gute, stoßsichere Thermoskanne besorgen und wie der gute Columbo morgens seinen Kaffee aufbrühen. Ohne den hätte der Inspektor mit den vielen Fragen nämlich nie irgendeinen Fall lösen können — ganz sicher!

Weiterführendes:

· meinbecher.berlin präsentiert eine Kampagne der S-Bahn Berlin und der Bio-Company, bei der Bambus-Mehrwegpfandbecher Rabatt bei jedem neuen Kaffee bieten und dazu noch beim ersten Kauf 2 Euro an die Stadtbaum-Initiative gespendet wird.

* Eine repräsentative Studie der Marktforschungsgesellschaft TNS Emnid ergab, dass allein in Berlin jeden Tag etwa 460.000 Coffee to go-Becher verbraucht werden.

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Visual Storyteller | animal rights- and enviromental activist. www.spurgo.de