Warum Content Strategie mehr ist als SEO oder bloggen

Verena Gangl
4 min readJun 2, 2020

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Es ist manchmal schwierig, Content Strategie zu erklären: der eigenen Familie zum Beispiel. Noch schlimmer ist es aber, wenn das Gegenüber eine vorgefertigte Meinung darüber hat…

Manchmal ist’s nicht einfach, Content Strategie zu erklären Photo by Daniel Mingook Kim on Unsplash

Ich muss mir heute etwas von er Seele schreiben: Seitdem ich Content Strategie an der FH JOANNEUM in Graz studiere, werde ich mit unterschiedlichen Fragen zu diesem Fach konfrontiert. Fragen sind gut, in dem Fall geht es aber um ganz bestimmte Arten davon. Ich teile sie für diesen Blogpost einmal in zwei Kategorien:

Kategorie 1: “Content S… — Was?”

Die Frage ist der Klassiker bei Familienfeiern: “Was studierst du noch gleich?” Darauf folgt meist eine kurze Erklärung, wie Content Strategen helfen Unternehmen dabei, ihre Inhalte zu planen, zu erstellen und auch zu organisieren. Was dann kommt? “Aha”. Themenwechsel. Ja, wer sich nicht mit dem Thema auseinandersetzt, für den ist es schwierig, sich darunter etwas vorstellen zu können. Zugegeben: So richtig konnte ich das vor dem Studium auch nicht. Das heißt aber nicht, dass sie kein Interesse haben: Meiner Mama musste ich sogar einen kleinen Notizzettel mit Name des Studiums und kurzer Beschreibung mitgeben, damit sie in Gesprächen darüber erzählen kann. Mit dieser Kategorie möchte ich mich an dieser Stelle aber nicht weiter beschäftigen. (Es gab dazu sogar eine eigene Barcamp-Session. Michael Stangl hat die Ergebnisse zusammengefasst).

Kategorie 2: “Ach, du machst also SEO”

Ich muss sagen, diese Kategorie geht mir in letzter Zeit ein bisschen auf die Nerven. Weil meistens werde ich nicht mit Fragen konfrontiert, sondern mit Feststellungen. Feststellungen von Personen, die glauben, sich bei dem Thema auszukennen oder halt schon einmal davon gehört haben. Dann kommen Erklärungen wie “Ach, du machst also SEO” oder “Ja, ich habe auch einen Blog”. Oft gefolgt von einem Redeschwall darüber, dass das eh total einfach ist und eigentlich in einem Workshop von einer Stunde gelernt werden kann. Nein, kann es nicht. Weder SEO noch Content Strategie. An dieser Stelle möchte ich betonen, dass SEO wahnsinnig wichtig ist. Wer eine Content Strategie erstellt, wird an Suchmaschinenoptimierung nicht vorbeikommen. Worauf ich aber hinaus will, ist, dass Content Strategie mehr ist als ein Bereich.

Content Strategie ist die Summe vieler Teile

Für mich ist Content Strategie mehr. Es ist für mich das Zusammenspiel vieler wichtiger Aspekte. Da darf auch SEO nicht fehlen — ebenso wenig wie User Experience, Content Produktion oder Content Managemet und viele anderer wichtiger Bereiche. Die Content Strategie ist eigentlich ein Lauser. Sie pickt sich aus vielen unterschiedlichen Bereichen zusammen, was sie braucht — und ist schließlich die daraus resultierende Summe vieler Teile.

Also ja, ich beschäftige mich auch mit SEO. Nicht mit derselben Expertise wie ein SEO-Experte, das würde ich mir nicht anmaßen, aber es ist Teil einer Content Strategie. Und ja: Auch ein Blog kann Teil einer Content Strategie sein… wenn er dabei hilft, bestimmte Ziele zu erreichen. Ein Blog alleine ist aber noch keine Content Strategie.

Und jetzt komme ich zurück zur Definition, die ich für Familienfeiern bereit halte: In der Content Strategie wollen wir Unternehmen dabei helfen, ihre Inhalte zu planen, zu erstellen und auch zu organisieren. (Sie ist eine vereinfachte Darstellung von Kristina Halvorsons Definition). Es geht dabei aber nicht um irgendwelche Inhalte. Diese Inhalte sollen das Unternehmen und seine Werte widerspiegeln und für Nutzerinnen und Nutzer hilfreich sein.

Für eine Content Strategie braucht es viel Organisation, Analyse und Planung Photo by You X Ventures on Unsplash

Planen. Damit ich die Inhalte also planen kann, muss ich zuerst wissen, was ich brauche. Sprich: Welche Ziele hat das Unternehmen, wie möchte es wahrgenommen werden und was soll mit den Inhalten erreicht werden? Die Ziele des Unternehmens stehen aber nicht alleine da. Sie müssen zusammengeführt werden mit den Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer: Welche Inhalte brauchen sie? Und was macht die Konkurrenz? Habe ich Daten aus unterschiedlichen Bereichen gesammelt, kann ich eine Strategie ableiten, welche Inhalte es wo und wann benötigt.

Erstellen. Dann braucht es einen Plan zur Erstellung und Publikation von Inhalten. Wer schreibt sie? Wie oft? Wo und wann werden sie veröffentlicht? Sprich: Auf einem Blog, auf Social Media, auf der Website, im Newsletter? Hach, Fragen über Fragen, die man sich stellen sollte. Sie führen direkt zur Frage der Organisation von Inhalten.

Organisieren. Bei so vielen Inhalten und Plattformen kann es leicht chaotischer zugehen als in jedem Kinderzimmer. Es geht darum, das Chaos nicht nur nach außen hin zu ordnen, sondern auch im Inneren sauber zu machen. Also, wie werden die Inhalte selbst und ihre Erstellung organisiert? Können Inhalte wiederverwendet werden? Welches Content Management System passt? Ja, auch diese Fragen muss man sich stellen — auch wenns vielleicht weniger Spaß macht.

Die Content Strategie ist eben wie eine Münze. Sie hat zwei Seiten: Die eine orientiert sich an den Inhalten nach außen hin, die andere kümmert sich um die Organisation im Inneren — und beide müssen zusammen ein Ganzes ergeben.

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Verena Gangl

I am an enthusiastic journalist working for an Austrian newspaper. In addition to this, I am diving into the world of Content Strategy at FH Joanneum in Graz.